Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 170 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt vor 1543

Beschreibung

Sterbeinschriften auf dem Epitaph des Hieronymus Tettenhammer und seiner Frau Barbara, geb. Heberkofer. Innen, Südwand, westlich des Südportals die dritte Platte. Dreiteiliger Renaissanceaufbau, unten zwischen geschwungenen Laubwerkleisten je zwei Schrifttafeln mit schwarz gefasster Schrift (I, II), darüber zwischen zwei, blau gefassten Pilastern, in deren Schaft auf halber Höhe je eine gelbe Marmorscheibe eingelegt ist, Relief, ein Kruzifix mit Titulus (III) zwischen Stiftern: im Hintergrund ein Bogen mit kassettierter Wölbung, davor der Kruzifixus, links von ihm kniend der Mann in Harnisch mit Waffenrock, den Helm zu Füßen, rechts die Frau in Mantel und Haube; darüber, über dem Gebälk, Rundbogengiebel, im Giebelfeld zwei Vollwappen.

Maße: H. 143 cm, B. 85 cm, Bu. 2 cm (I, II), 1,5 cm (III).

Schriftart(en): Gotische Minuskel(I, II), Kapitalis (III).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I. Auf der linken Tafel:

     Anno d(omi)ni 1 · 5 · <43> starb der Edel / vnd vest Hieronimus Tettenhamer · / gewessen Firstlicher Ratt zu Ingelstatt · / Dem Gott genedig seija) .

  2. II. Auf der rechten Tafel:

     Anno d(omi)ni 1 · 5 · <60>b) . starb die Edel / vnd tugenthaft Fraw Barbara Heber=/kofferin sein Hawsfraw gewessen . / der Gott genada) ·

  3. III.

    I · N · R · I

Wappen:
Tettenhammer1), Heberkofer2).

Kommentar

Das Epitaph ist eine eigenhändige Arbeit Loy Herings3).

Hieronymus Tettenhammer stammte aus Passau. Er immatrikulierte sich am 7. März 1493 an der Ingolstädter Hohen Schule4). Nach dem Studium trat er in die Dienste des Herzogs. Am 9. Mai 1517 legte er den Amtseid als herzoglicher Rat ab5). Er stiftete testamentarisch 20 fl. als Jungferngeld6). Von ihm existiert ein Portrait aus dem Jahre 1503, mit der Angabe, es sei in Wien gefertigt worden, er muss sich also wenigstens kurzfristig dort aufgehalten haben7). Barbara stammt vermutlich aus einer Familie, die auf dem Epitaph des Hans Mayr (vgl. Nr. 242) als Häbelkoffer bezeichnet wird. Jedenfalls führen Barbara, geb. Heberkofer, verh. Tettenhamer, und Barbara, geb. Häbelkofer, verh. Mayr, dasselbe Wappen, einen geteilten Schild mit einem oberhalben Wolf in der oberen Schildhälfte8). Vielleicht handelt es sich sogar um ein- und dieselbe Person. Barbara wäre dann in erster Ehe mit Hieronymus Tettenhamer, in zweiter mit Hans Mayr verheiratet gewesen. Die in den Inschriften für sie genannten Sterbedaten stimmen nicht überein. Allerdings ist das Sterbedatum auf dem Denkmal Tettenhamer erst später (vielleicht auch erst im 19. Jahrhundert) nur aufgemalt nachgetragen worden.

Textkritischer Apparat

  1. Letzte Zeile zentriert, als Abschluss Blattornament.
  2. Der Nachtrag nur aufgemalt, ob zeitgenössisch oder später ist unklar.

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bg2 34 (Teltenhamer).
  2. Aus einer Schildteilung wachsender Wolf. Gleiches Wappen auf dem Denkmal für Barbara Häberlkofer, die Ehefrau des Hans Mair (vgl. Nr. 242).
  3. Reindl, Loy Hering 380 (A 104), dort auch zur Zuschreibungsdiskussion.
  4. Pölnitz Matrikel 1493, 222,29.
  5. Lanzinner, Fürst 322.
  6. Hofmann, Geschichte II, 517.
  7. Vgl. Koepplin, Chranachs Ehebildnis 33f., und Koepplin, Lukas Chranach 184, Kat.-Nr. 94 m. Abb. 85.
  8. Vgl. zum Wappen Nr. 242, Anm. 1 und 3.

Nachweise

  1. Oefeleana 44 Ingolstadt fol. 14v; Clm 2105 fol. 193r, Nr. 415; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 15, Nr. 21; Mader, Loy Hering 96f., 109 (Abb.); Kögerl, Garnisonskirche 54-56; Schädler, Epitaphe 68; Reindl, Loy Hering 380 (A 104); Koller, Grabsteine 80, 81 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 170 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0017004.