Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 158† Festung 1539

Beschreibung

Gedenkinschrift auf dem Grundstein der Neuen Feste. Angaben zum ehemaligen Standort abweichend, beim Schlosstor im Boden (Militärische Verhältnisse), am Münzberg (Gemminger).

Text nach Militärische Verhältnisse.

  1. I.

    Ad Christi optimi maximi sempiternam gloriam et carissimae patriae firmama) propugnationem ego Albertus, comes palatinus Rheni, superiore et inferiore Bavariae dux, XII aetatis meae annum ingressus, die ejus primo eoque mihi natali, operi novo munitionem Ingolstadianae urbis, ab illustrissimis principisb) Quilielmo et Ludovico fratribus, patre ac patruo pietissimisc), feliciterd) instituto, architecto Reinhardo a Solmise), prima haec posui fundamentorum initia anno domini MDXXXIX calendas martii.

  2. II.

    Nisif) dominus custodierit civitatem, frustra vigilat, qui custodit eam.

Übersetzung:

Zu ewigem Ruhm des allmächtigen und allgütigen Christus und zur zuverlässigen Verteidigung des teuersten Vaterlandes! Ich, Albrecht, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Ober- und Niederbayern, zu Beginn meines zwölften Lebensjahres, an seinem ersten Tag, eben an meinem Geburtstag, habe zum Werk der neuen Befestigung der Stadt Ingolstadt, welches von den durchlauchtigsten Fürsten, den Brüdern Wilhelm und Ludwig1), meinem sehr getreuen Vater und Onkel glücklich angeordnet, unter dem Architekten Reinhard von Solms2), hier den Grundstein des Fundaments gelegt. Im Jahre des Herrn 1539 an den Kalenden des März. (I)

Wenn nicht der Herr über die Stadt wacht, wacht vergebens, wer über sie wacht. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Ps 127(126), 1. (II)

Datum: 1539 März 1.

Kommentar

Laut Uhlhorn weist eine Rechnung vom 20. April 1539 Leonhard Sinninger als den Steinmetz nach, der den Grundstein anfertigte3).

Herzog Albrecht V., der sich seit 1537 zu Studienzwecken in Ingolstadt aufhielt, legte den Grundstein zur Festung. Solche Aufgaben waren Bestandteil der Erziehung der jungen Herzöge. Die Inschrift scheint zur Zeit Schmids sichtbar gewesen zu sein, da er sie in Cgm 3368 zitiert. Kleemann nimmt an, die Grundsteinlegung habe am neueren äußeren Feldkirchner Tor, das um 1660 abgebrochen und zu einem Kavalier (Eiskellerkavalier) umgebaut wurde, stattgefunden. DiB I.1 (Ingolstadt) 481 führt den Grundstein für die Ziegelbastei (auch Wunderlkasematte, Unterer Graben 37) an.

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt Gerstner, Gemminger, Kleemann, Fuchs, Uhlhorn.
  2. Principibus Uhlhorn, grammatikalisch richtig.
  3. pientissimis Gemminger, Kleemann, Uhlhorn.
  4. Fehlt Gerstner, Kleemann, Uhlhorn.
  5. Solmiss Uhlhorn.
  6. Psalm 126 Uhlhorn zusätzlich davor.

Anmerkungen

  1. Wilhelm IV. (Hz. 1508-1550) und Ludwig X. (Hz. 1514-1545).
  2. Zu Reinhard Graf von Solms zu Münzenberg vgl. Uhlhorn, Reinhard passim, zum Festungsbau in Ingolstadt 49-64.
  3. Vgl. Uhlhorn, Reinhard 53.

Nachweise

  1. Cgm 3368 fol. 99v-100r; Mederer, Ingoldestat 191; Gerstner, Ingolstadt 165; Gemminger, Ingolstadt 65; Militärische Verhältnisse 66; Kleemann, Festung 24; Ostermair, Wittelsbacher 95; Fuchs, Befestigung Anhang VII; Uhlhorn, Reinhard 53; Ingolstadt I 274.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 158† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0015800.