Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 149† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1536 / 1564–1570

Beschreibung

Stifterinschrift des Johann Gotthart zum Gedenken an seine verstorbenen Geschwister auf einer Wappentafel. Ehemals außen, Südseite, östlich des östlichen Südportals. In einfacher Renaissanceumrahmung Inschrift zwischen zwei Pilastern, darüber in kleeblattförmigem Aufsatz das Wappen. Die Schrifttafel war zu Götzens Zeiten gestürzt eingemauert und, wie er angibt, nur äußerst schwer zu lesen. Ein Photo von Kloos liegt vor, das ebenfalls eine gestürzte Position zeigt. Von dieser Aufnahme ausgehend, kann nicht als sicher gelten, dass Giebel und Tafel ursprünglich zusammengehörten. Auf dem Photo nur die zwei obersten der in Kapitalis geschriebenen Zeilen zu lesen. Kalkstein.

Beschreibung und Text nach Clm 2105 (I), bzw. ergänzt nach Götz (II), Wappen nach Götz.

Maße: H. 65 cm, B. 43 cm.

Schriftart(en): Fraktur (I), Kapitalis (II).

  1. I.

    Anno 1536 Samstag nach / unser liebena) frawen geburt starb / Hans Wolf Gotthart vnd nach ime / 13 geschwistert so alle hieneben / begraben liegen. Got gnad inen allen.

  2. II.

    JOHAN(N) GOTHART AB / OTTERSKIRCHEN I(VRIS) C(ONSVLTVS)b) CANC(E)L/[LARIVSc) PASSAVICVS FRATRIBVS / AC SORORIBVS IN MEMORIAM P(IE) P(OSVIT)]

Übersetzung:

Johann Gotthart von Otterskirchen, Rechtsgelehrter, passauischer Kanzler, setzte fromm seinen Brüdern und Schwestern zum Gedenken (dieses Denkmal). (II)

Datum: 1536 September 9.

Wappen:
Gotthart1).

Kommentar

Auf dem Photo von Kloos ist Inschrift I zwar als Minuskelschrift auszumachen, die Schriftart lässt sich jedoch nicht näher bestimmen. Zeitlich wurde das Denkmal nach der Datierung auf dem Stein eingeordnet. Es wurde aber sicher erst in den 60er Jahren des 16. Jahrhunderts gesetzt, da sich Johann Gotthard bereits als Gotthard von Otterskirchen bezeichnet, er die Hofmark Otterskirchen aber erst um 1564 erwarb2). Eine Setzung könnte entweder im Zusammenhang mit dem Tod des Vaters Wolfgang Gotthard 1564 – ungewöhnlich ist hier allerdings der abweichende Standort – Wolfgang wählte als Grablege die Franziskanerklosterkirche (vgl. Nr. 247 und 248†), die durch seinen Sohn Johann gestiftete Gedenkinschrift für seine Kinder befand sich an der Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau – oder testamentarisch verfügt nach dem Tod des Johann 1570 erfolgt sein.

Johann Gotthard von Otterskirchen wurde 1535 in Ingolstadt als Sohn des Professors Wolfgang Gotthard geboren. Er erwarb den Titel eines Doktors beider Rechte und trat in die Dienste des Bischofs von Passau, zuletzt als Kanzler. Er verstarb 1570 in Speyer3). Zwei weitere seiner Brüder machten im Umfeld des Passauer Hofes Karriere, sein Nachfolger als Passauer Kanzler und Hofpfalzgraf Franz Rasso4) und der 1589 wegen Hochverrat hingerichtete Domherr Georg Gotthard5). Darüber hinaus lässt sich in Passau noch die mit dem Passauer Rat Bartholomäus Schwarz und danach mit einem Schumann verheiratete Schwester Elisabeth6) nachweisen. Wolfgang Gotthard war nach Auskunft seines Grabdenkmals dreimal verheiratet. Es ist daher nicht auszuschließen, dass es sich bei den dreizehn auf dem Denkmal vermerkten verstorbenen Geschwistern tatsächlich nur um die als Kinder verstorbenen Geschwister des Johann Gotthard, nicht alle Kinder des Wolfgang handelte.

Textkritischer Apparat

  1. lieben fehlt Götz.
  2. J(uris) u(triusque) D(octor) Götz, Juris utriusque Ostermair.
  3. CL-Enklave, unklar ob Kürzung oder Fortsetzung auf der nächsten Zeile.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA2 52.
  2. Otterskirchen, Hofmark. Heute Otterskirchen, Gde. Windorf, Lkr. Passau/NB. Zu Johann Gotthard als Hofmarksherren vgl. HAB Altbayern I, 35 (Hochstift Passau) 125.
  3. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 155, Anm. 53.
  4. Vgl. Arndt, Hofpfalzgrafenregister I, 101.
  5. Vgl. Krick, Domstift 67.
  6. Vgl. Eichhorn, Beichtzettel 423.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 81r, Nr. 237; Cgm 3368 fol. 32r; Cgm 3017 fol. 26v; Ostermair, Stadtpfarrkirche 54; Götz, ULF 76.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 149† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0014908.