Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 129 Stadtmuseum 1526

Beschreibung

Stifterinschrift auf dem Bildfenster des Juristen Georg Tessinger. Raum 16. Vermutlich aus der Hohen Schule, der nähere Standort innerhalb der Hohen Schule lässt sich nicht ermitteln. Das Fenster gehörte, wie die Wappenscheiben der Universität und der Fakultäten (vgl. die folgende Nummer) vielleicht zu einem größeren Zyklus aus der Verglasung der Stuba Academica (Hofmann)1). Kreisrunde Scheibe. In der Mitte Darstellung des Hl. Hieronymus in der Gelehrtenstube mit dem Löwen. Außen umlaufende Inschrift, beginnend links unten, endend rechts unten, der freibleibende Zwischenraum durch eine florale Ranke ausgefüllt. Glas. Rand mit Inschrift Blau, Schrift und Malerei Schwarzlot, teilweise gelb koloriert.

Maße: Dm. 27 cm, Bu. 1,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Ingolstadt [1/1]

  1. GEO/<R>/GIVSa) · / TESSINGER · / L(EGVM)b) · DOCTOR · / M · D · XXVI

Kommentar

Die Scheiben wurden früher für eine Arbeit der Landshuter Werkstatt Hans Wertingers gehalten. Die große Ähnlichkeit mit den Scheiben des Inneren Kreuzgangs des Franziskanerklosters und weiteren Scheiben, vor allem die Auswahl der Ornametbordüren lässt jedoch auf eine augsburgische Herkunft der Scheiben aus dem Umfeld der Werkstätten Hans Burgkmairs d. Älteren und Jörg Breus d. Älteren schließen. Der Zusammenhang der Verglasung der Hohen Schule mit der zweiten Verglasungsphase des Münsters, für die die Wertingerwerkstatt verantwortlich zeichnet, kann daher nicht aufrechterhalten werden. Die Scheibe Dr. Tessingers ist zeitlich die früheste aus der Hohen Schule, die bis heute erhalten blieb. Georg Tessinger oder Taffinger aus Lauingen immatrikulierte sich am 10. Oktober 1522 an der Hohen Schule. 1526 übernahm er die Lektur der Institutionen. Erst danach, am 25. August 1526, erwarb er den Doktorgrad der Rechte, der für diese Lektur Voraussetzung war. Aus diesem Anlass stiftete er vermutlich das Bildfenster1). Tessinger schlug jedoch nicht die Universitätslaufbahn ein, sondern wurde Kanoniker in Mattsee, später Kanzler des Salzburger Erzbischofs und schließlich 1537 Bischof von Seckau2).

Textkritischer Apparat

  1. R zwischen zwei Stegen, Ergänzung des Restaurators. / bezeichnet Bleistege.
  2. Legum durch LL gekürzt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Gast, Mittelalterliche Glasmalereien, 472 mit Anm. 85.
  2. Zu Tessinger vgl. Biographisches Lexikon 430.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 129 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0012902.