Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 114a Regensburg, Historisches Museum der Stadt (1520)

Beschreibung

Stifterinschrift des Mattheus Zilgast bzw. Beischriften auf drei von vier rechteckigen Stifterscheiben1), heute im Besitz des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, gelagert im Depot des Historischen Museums der Stadt Regensburg (Inv.-Nrn. 2009/66, 2009/67, 2009/69). 1869 in die Sammlung des Historischen Vereins für Regensburg und Oberpfalz gelangt, zuvor im Besitz des Conrad Anselm Freiherr Lochner von Hüttenbach2). Die Provenienz aus dem Franziskanerkloster in Ingolstadt belegt durch die Abschrift von der Zilgast-Scheibe (I) in StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23. Alle Scheiben sind gleich aufgebaut: in Architekturrahmen Darstellung in zwei Registern übereinander, unterschiedlich ist die Einfügung von Schriftbändern. Zilgast-Scheibe: Unten links ein Vollwappen, davor kniend der Stifter im Mantel, den Rosenkranz in Händen, vor ihm kniend ein weiterer Sohn im Mantel und neun Söhne in roten Hemden, darüber das untere vom oberen Register trennend Schriftband mit Inschrift (I), darüber Darstellung: Moses vor dem brennenden Dornbusch3). Gegenstück, Scheibe der Ehefrauen des Mattheus Zilgast: Schriftleiste unter dem unteren Register (III); im unteren Register drei Ehefrauen in Mantel und Haube kniend, hinter jeder Ehefrau ein Wappenschild, die erste und dritte einen Rosenkranz in Händen, hinter der ersten drei Töchter. Das untere vom oberen Register trennend Schriftband (II), darüber Darstellung Vision des Hl. Johannes4). Für die Zilgastscheiben voneinander abweichende Überlieferung von Textfragmenten. Scheibe Kreuzigung: unteres Register: vor einem Vollwappen ganz rechts der Stifter kniend, hinter ihm drei Söhne, ebenfalls kniend, alle wohl ursprünglich im Mantel. Im oberen Register Darstellung der Kreuzigung, Kruzifixus mit Titulus (IV), mit Maria, Johannes und einer weiteren männlichen Figur (Pilatus?)5). Die Scheiben teilweise abgerieben, zerkratzt und mit Fehlstellen, die Fehlstellen teils mit Blankglas, teils mit Flickstücken aus anderen Scheiben gefüllt6).

Maße: H. 72,5 cm, B. 48,5 cm, Bu. 2,5 cm (I) (Zilgast-Scheibe); H. 78 cm, B. 48 cm, Bu. 3,5 cm (II, III) (Zilgast Ehefrauen-Scheibe); H. 71,5 cm, B. 40,5 cm, Bu. 1,3 cm (IV) (Scheibe Kreuzigung).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (I-III), Kapitalis (IV).

  1. Scheibe Moses:

     

  2. I.

    · Almechtigera) got hilfb) // mir vnd

  3. II.

    den meinigenc) // hie und dortt (et)c(etera)d)

  4. Scheibe Johannes-Vision:

     

  5. III.

    [---] von el[---]520

  6. Text nach HVOR Ms. B. 23.

     [---]us Zilgast von elsass zabern152[---]Katherina sein Hausfrau

  7. Text nach VHVOR 26 (1869).

     Katherina Torothea mer Katherina sein Ha[usfrau][---] von elsess zabern 1520

  8. Scheibe Kreuzigung:

     

  9. IV.

    I N R Ie)

Wappen:
Zilgast7), erloschen8), unbekannt9), unbekannt10), unbekannt11).

Kommentar

Die Überlieferung des Textes auf den beiden Scheiben für die Familie Zilgast wirft einige Probleme auf. Während die über beide Scheiben verteilte Fürbitte (I, II) gut erhalten ist, ist die Überlieferung der eigentlichen Stifterinschrift lückenhaft und widersprüchlich. Die heute noch erhaltenen, vermutlich aber bei einer Restaurierung neu zusammengefügten Inschriftenfragmente (III) lassen sich zwar auch in den beiden widersprüchlichen kopialen Überlieferungen (IV, V) wiederfinden; unklar bleibt aber die Zugehörigkeit und die Anordnung von Ortsangabe und Jahreszahl. Während HVOR Ms. B. 23 (IV), der die Scheibe noch in situ in einem Kreuzgang des Franziskanerklosters sah, den Ortsnamen Zabern im Elsass12) mit Mattheus Zilgast in Verbindung bringt, ist die Zuordnung bei der Überlieferung des Eingangsinventars des Historischen Vereins (V) unklar, spricht aber eher für die Zuordnung zu einer der Ehefrauen. Ebenso unklar ist die Überlieferung der Jahreszahl.

Zu Mattheus Zilgast vgl. Nr. 171. Die beiden genannten Ehefrauen Katharina Dorothea und Katharina sind auch durch ihre Wappen nicht nachzuweisen.

Textkritischer Apparat

  1. Flick-Bleisteg durchtrennt ger.
  2. Trennung durch Bleisteg.
  3. Flick-Bleistege durchtrennen ein und letztes n, Bleisteg folgt.
  4. Tironisches et.
  5. Von I und N nur obere Schaftenden sichtbar, der Rest vom Nimbus Christi verdeckt.

Anmerkungen

  1. Die vierte Scheibe mit einer Darstellung von einem knienden Stifter mit zwei Söhnen vor Vollwappen (blau durch eine gestürzte eingebogene rote Spitze geteilt, in jedem Platz ein liegender goldener Halbmond, Zuweisung von CVMA zweifelhaft), im oberen Register vier männliche Heilige. Zur Darstellung vgl. CVMA Deutschland XIII,2 (Regensburg und Oberpfalz) 336.
  2. Vgl. Erwerbungsliste in Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 26 (1869) 124.
  3. Zur Darstellung vgl. CVMA Deutschland XIII,2 (Regensburg und Oberpfalz) 334.
  4. Zur Darstellung vgl. CVMA Deutschland XIII,2 (Regensburg und Oberpfalz) 335.
  5. Auf einem Flickstück in der rechten oberen Ecke ein Spruchband mit dem Mariengruß, vgl. dazu CVMA Deutschland XIII,2 (Regensburg und Oberpfalz) 336.
  6. Zum Zustand vgl. die Angaben in CVMA XIII,2 (Regensburg und Oberpfalz) 334-337 zu den einzelnen Scheiben.
  7. Auf einem silbernen Dreiberg in Blau eine goldene Lilie, beseitet von je einer halben randständigen Lilie.
  8. Sichtbar ist noch, dass der Schild rot tingiert war.
  9. In Blau ein goldener Schrägbalken mit einem Pfeil belegt, beseitet unten von einer silbernen Lilie und oben von einem silbernen sechsstrahligen Stern.
  10. Eine natürliche Pflugschar in Rot.
  11. Ein Zaun. CVMA Deutschland XII,2 (Regensburg und Oberpfalz) 336 weist dieses Wappen der Familie des Ingolstädter Stadtschreibers Andreas Zainer zu. Zainers Wappen zeigte jedoch nach dem Privilegienbuch von 1497 aus einem Zaun wachsend einen Mann mit einem Stock in der Hand. Es handelt sich also keinesfalls um das gleiche Wappen.
  12. Saverne, Dep. Bas-Rhin/Frankreich.

Nachweise

  1. StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 29, Nr. 57; VHVOR 26 (1869) 124; CVMA XIII,2 (Regensburg und Oberpfalz) 334-337, Fig. 354, 355, 359.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 114a (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k00114a1.