Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 584† St. Sebastian 1649

Beschreibung

Stifterinschrift des Johann Oswald von Zimmern. Ehemals am linken Seitenaltar. Auf dem Altar befanden sich nach Clm 2105 Holzskulpturen der Hll. Johannes Chrysostomus, Johannes Evangelist und Oswald.

Text nach Clm 2105.

  1. Deo optimo maximo, deiparae virgini Mariae, sanctisa) Joanni Evangelistae, Chrysostomo et Oswaldo novis sanctis apostolis Philippo et Jacobo atque Mariae Magdalenae, antiquis huius araeb) Patronis, nec non sanctae Margarethae ad honorem, duobus autem fratribus suis Joanni Georgio, Societatis Jesu sacerdoti, die 15c). May Ratisbonae, etd) Joanni Martino 14c). Marty huiusque filio Joanni Ignatio iuris vtriusquee) candidato 23c). Februarii anno 1649c) hic Ingolstadii vita functis atque ultimis duobus etiam inf) coemeterio sepultis ad salutem monumentiqueg) loco altare istud fieri curavit Joannes Oswaldus a Zimmern sacrosanctae theologiae doctor et professor ordinarius iuris vtriusquee) licentiatus, ad sanctum Mauritium hic pastor, procancellarius academicus et Augustae Vindelicorum ad sanctum Mauritium canonicus.

Übersetzung:

Gott, dem Allmächtigen und Allgütigen, der Gottesgebärerin Jungfrau Maria, den Heiligen Johannes Evangelist, Chrysostomos und Oswald, den neuen und den Heiligen Aposteln Philipp und Jakobus sowie der Maria Magdalena, den alten Patronen dieses Altares wie auch der Heiligen Margarethe zu Ehren, seinen beiden Brüdern Johann Georg, Priester der Gesellschaft Jesu, der am 15. Mai in Regensburg und Johann Martin, der am 14. März, dessen Sohn Johann Ignaz, Kandidat beider Rechte, der am 23. Februar des Jahres 1649 hier in Ingolstadt aus dem Leben ging und wovon die beiden letzten auch in diesem Friedhof begraben liegen, zum Heil und an Stelle eines Denkmals hat diesen Altar errichten lassen Johann Oswald von Zimmern, der hochheiligen Theologie Doktor und ordentlicher Professor, Lizentiat der Rechte, bei St. Moritz hier Pfarrer, Prokanzler der Akademie und zu Augsburg bei St. Moritz Kanoniker.

Kommentar

Der Stifter des Seitenaltars Johann Oswald von Zimmern (1604-1680) war Professor für Exegese an der Hohen Schule und Pfarrer von St. Moritz. Er hatte außerdem ein Kanonikat in St. Moritz in Augsburg inne. Johann Oswald war der jüngste Sohn des Eichstätter Pflegers von Wellheim Johann Georg1) und seiner zweiten Ehefrau, deren Namen wir nicht kennen. Er verstarb im Jahre 1680 als Moritzpfarrer und wurde in seiner Pfarrkirche bestattet2).

Der älteste Bruder Johann Martin übernahm 1620 die Pflege Wellheim von seinem Vater, seine Ehefrau hieß Maria Margaretha, sie hatten mindestens elf Kinder, vier Söhne und sieben Töchter. Johann Martin verstarb 1649 in Ingolstadt an der Pest. Seine Ehefrau überlebte ihn um 30 Jahre und verstarb ebenfalls in Ingolstadt im Jahre 1679. Sie wurde in St. Moritz bestattet3).

Der Sohn Johann Ignaz war vermutlich der älteste. Er immatrikulierte sich 1637 an der Hohen Schule4), nach den vorbereitenden Studien begann er ein Jurastudium und war 1649 Kandidat der Rechte. Wie sein Vater starb er an der Pest. Beide wurden im Friedhof von St. Sebastian bestattet.

Johann Georg (geboren 1597) studierte zunächst in Ingolstadt und trat 1616 nach dem Erwerb des philosophischen Bakkalaureats in die Gesellschaft Jesu ein. 1618 legte er seine ersten Gelübde ab, 1622 nahm er ein Theologiestudium in Ingolstadt auf und wurde 1625 in Eichstätt zum Priester geweiht. Danach war er Präfekt, Lehrer und Beichtvater an mehreren bayerischen Jesuitenniederlassungen. 1631 legte er die Ewigen Gelübde ab. Er verstarb 1649 in Regensburg an der Pest.

Vermutlich regte der nahezu gleichzeitige Tod seiner beiden Brüder und des Neffen, verbunden mit den Arbeiten in der zu seinem Pfarrsprengel gehörigen Kirche St. Sebastian, Johann Oswald von Zimmern zur Stiftung des Seitenaltars als Denkmal für seine Brüder an.

Der Altar zeigt sich heute im Gewand der Renovierung des 18. Jahrhunderts. An die Stiftung Johann Oswalds erinnert noch das am Altar angebrachte Wappen der Zimmern5).

Textkritischer Apparat

  1. SS Kürzung.
  2. altaris Ostermair. Offensichtlich war diese Stelle im 19. Jahrhundert nicht mehr lesbar, auch die Abschrift StadtA Ingolstadt schreibt zunächst altarae, korrigiert später mit Bleistift zu altaris.
  3. Römische Zahl, Ostermair, Führer.
  4. Joanni ... et fehlt Ostermair, Beiträge.
  5. Fehlt Ostermair und Abschrift StadtA Ingolstadt.
  6. hoc zusätzlich Ostermair.
  7. monumentumque Ostermair, Führer.

Anmerkungen

  1. Grabmal an der Pfarrkirche St. Andreas in Wellheim, Lkr. Eichstätt. Vgl. Hausfelder, Johann Oswald 12 (m. Abb.).
  2. Zur Biographie vgl. Biographisches Lexikon 499f., und Hausfelder, Johann Oswald passim. Zum Kanonikat in Augsburg Haemmerle, Canoniker Chorherrnstifte 137, Nr. 582. Zum Grabmal vgl. Götz, Moritzkirche 76-78.
  3. Vgl. Hausfelder, Johann Oswald 70-74, dort auch zu den Kindern.
  4. Vgl. Pölnitz, Matrikel II, 1637, 604,21.
  5. Vgl. Siebmacher WüA 241.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 114v; StadtA Ingolstadt A V/188 (Sammelfaszikel zu St. Sebastian) Ostermair, Beiträge 174; Ostermair, Führer 21f.; Hofmann, Ausstattung 293f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 584† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0058406.