Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 580 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1647

Beschreibung

Stifterinschrift, Gießerinschrift, Glockenrede und lateinischer Spruch auf der großen Glocke C'. An der Schulter Stifterinschrift (I) und Gießerinschrift (II) zwischen Stegen. An der Flanke Krönung Mariens durch einen Engel, gegenüber Madonna im Strahlenkranz (Immaculata). Am Schlag Glockenrede und Spruch zwischen Stegen (III).

Maße: Gw. 3620 kg, Bu. 2,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I. An der Schulter:

     H(ERR) WILHELM LVDWIG PENZ PFARRHERRa) · S(ACRO)S(ANCTAE) THE(OLOGIAE) DO(CTOR) ET PROFESSORb) · GLORIA IN EXCELSIS DEO ET IN TERRA PAX HOMINIBVS BONAE VOLVNTATISb) / GEORG SCHVESTERb) · AMBROSIVS KHINNICHER HERREN DES INNERN RHATSb) SEBASTIAN WOLF SENIORb) GEORG ZÖPFFFELc) OBER KHIRCHENPROPSTb) · SEBASTIAN EISENRITb) · JOHANN STROBL / MAXIMILIAN MAYRb) · MICHAEL MAISZAN VNDERKHIRCHENPROBSTb) ·

  2. II. Unter Inschrift I:

     AVS DEM FEVR BIN ICH GFLOSSENb) ·BERNHARD ERNST HAT MICH GOSSENb) · IN MINCHEN MDCXLVII

  3. III. Am Schlag:

     IN DER WELT HAB ICH DIE GREST MACHTb) ·PLIZ THONNER WEICHT MIR DAG VND NACHTb) .CLANGORE BVCCINARVM MILITES AD PRAELIANDVM ANIMOSIORES REDDVNTVR ET CAMPANARVM SONITV PIAE MENTESd) AD ORANDVM ARDENTIVS PERMOVENTVR

Übersetzung:

Der Klang der Hörner macht die Krieger mutiger im Kämpfen, und der Klang der Glocke bewegt die frommen Geister eifriger im Gebet. (III)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Gloriahymnus. (I)

Versmaß: Deutscher Reimvers. (II, III)

Kommentar

Inschrift III fand sich auch an einer heute verlorenen Glocke des Klosters Steingaden von 1589 (vgl. DI 84 (Weilheim-Schongau) Nr. 177†), die von den Ingolstädter Glockengießern Caspar und Nikolaus Dietrich (vgl. auch Nr. 356) gefertigt wurde. Ob hier eine gemeinsame, in Ingolstadt zu suchende Vorlage benutzt wurde, ist unklar. Bisher konnte jedenfalls keine weitere Glocke mit diesem Text nachgewiesen werden.

Laut Ostermair wurde diese Glocke bei der Kreation von Magistern und der Promotion von Doktoren geläutet1).

Bernhard Ernst stand im Dienste des Kurfürsten als Stück- und Glockengiesser2).

Georg Schuster gehörte ab 1625 dem Äußeren und ab 1632 dem Inneren Rat an.

Ambros Kinnicher wurde 1623 in den Äußeren, aber erst 1644 in den Inneren Rat gewählt.

Ein Sebastian Wolf war ab 1596 Mitglied des Äußeren Rates und ab 1603 Mitglied des Inneren Rats (vgl. auch Nr. 438). In der Steuerliste von 1632 ist er als der vermögendste Ingolstädter Bürger mit einem zu versteuernden Einkommen von 9000 fl. genannt, vermutlich war er Bierbrauer3). Sollte es sich nicht um mehrere Generationen handeln, von denen der/den Folgegeneration(en) der seltene, aber mögliche direkte Aufstieg in den Inneren Rat gelang, muss Sebastian sehr alt geworden sein, möglicherweise ist die Bezeichnung SENIOR auch ein Hinweis auf einen Sohn und Nachfolger, auch hier läge die Identifizierung mit dem älteren Sebastian durch diese Bezeichnung nahe.

Georg Zöpfel war ab 1612 Mitglied des Äußeren und ab 1615 Mitglied des Inneren Rats4).

Johann Strobl war ab 1617 Mitglied des Äußeren Rats und wurde erst 1647 in den Inneren Rat gewählt.

Sebastian Eisenried ist 1638 zum ersten Mal als Mitglied des Äußeren Rats belegt, 1644 gelang ihm der Aufstieg in den Inneren Rat Er heiratete am 23. Oktober 1645 die Witwe Anna Maria Angermiller und starb am 18. Oktober 16585).

Max Maier, der 1633 Mitglied im Äußeren Rat wurde, gelang erst 1647 der Aufstieg in den Inneren Rat.

Ein Michael Weißzahn, der vermutlich mit dem auf der Glocke genannten Maiszahn identisch sein dürfte, wurde 1633 Mitglied des Äußeren Rats.

Wilhelm Ludwig Benz wurde 1636, nach längerer Vakanz, Pfarrer von Zur Schönen Unserer Lieben Frau. Er bewarb sich damals von Konstanz aus. Benz war zum Zeitpunkt seiner Bewerbung noch nicht promoviert, holte dies aber innerhalb weniger Monate nach. Zu seiner Zeit erfolgte die endgültige Verbindung der Pfarrstelle der Oberen Pfarre mit der Kontroverstheologieprofessur. Benz blieb bis 1656 Münsterpfarrer und ging dann als Weihbischof nach Eichstätt6).

Textkritischer Apparat

  1. Hier ein einfacher Punkt.
  2. Engelskopf als Worttrenner.
  3. Sic!
  4. PIAEMENTES ohne Wortabstand.

Anmerkungen

  1. Ostermair, Stadtpfarrkirche 6.
  2. Zu Ernst vgl. Glockenatlas Bayerisch-Schwaben 109, Anm. 245; Walter, Glockenkunde 727, weist die Glocke fälschlich Leonhard Ernst zu.
  3. Vgl. Schönauer, Ingolstadt 61.
  4. Vgl. Ostermair, Bürgerbuch I, 75.
  5. Vgl. Ostermair, Bürgerbuch I, 14, Bürgerbuch II, 89.
  6. Vgl. Biographisches Lexikon 39 und Schönauer, Ingolstadt 233.

Nachweise

  1. Ostermair, Stadtpfarrkirche 6; Walter, Glockenkunde 359; Fischer, Stadtpfarrkirche 20 Anm. 15,1; Wagner, Stadtpfarrkirche 5; Münsterführer 44.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 580 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0058000.