Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 572 Pfk. St. Moritz 1645

Beschreibung

Grabinschrift auf der Wappengrabtafel des Franz Freiherr von Mercy. Innen, Westwand, südlich des Westportals, davor in der St. Michaelskapelle in der Wand (Gerstner), auf der Evangelienseite im Boden (Clm 21051)). Kreisrunde Platte. Unten Inschrift in neun Zeilen, erhaben. Oben Vollwappen, von zwei Löwen gehalten. Metall.

Maße: Dm. 63,5 cm, Bu. 2-1,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. Alhier Ligt begraben Weiland der hochwolgeborene Herr Herr Frantz / Frey Herr von Merci. Herr zu Mandre und Collenberg gewester Rom(isch) Kay(serlicher) May(estät) / auch Chur F(ü)rs(t)l(icher) D(u)rch(laucht) in Bairn (etcetera) RESPECTIVE Cam(m)erer Kriegs Rath generalvelt/marshallk bestelter obrister und stathalter zu Ingolstat welcher im / drefen bey alern ohnfern nerdlingen mitt einer Kugel durchsch=/ossen vnd sein leben vor dem feindt dem 3. August . 1 . 645 / Ritterlich gelassen dessen seel Gott genedig vnd barm=/hertzig sein wölle: seines Alters im 48 / Jahr

Wappen:
Mercy2).

Kommentar

Die Metallplatte zeigt eine dichtgedrängte Fraktur mit einigen charakteristischen Formen, so werden v mit Lautwert v von v mit Lautwert u (in der Edition als u wiedergegeben) durchwegs durch diakritisches Zeichen geschieden. r-Verdoppelung wird stets durch gerades r, gefolgt von rundem r wiedergegeben, die gleiche Tendenz findet sich beim Treffen von r rechts geschlossenen Buchstaben wie b oder v, beim einzelnstehenden Schluss-r wird jedoch der geraden Form der Vorzug gegeben. Das einzige Schluss-s des Textes, im Wort Kriegs tritt als geschlossenes Schleifen-s auf. K als Versal zeigt die vergrößerte Minuskelform mit oberem als geschlossenem Bogen ausgebildetem Schrägschaft. Freie Oberlängen tendieren zu einer Neigung nach rechts.

Franz (II.) Freiherr von Mercy, Sohn Franz (I.), gilt als einer der fähigsten Heerführer im Dreißigjährigen Krieg. 1638 trat er in bayerische Dienste als Generalzeugmeister, 1643 wurde er Feldmarschall, 1644 Statthalter von Ingolstadt als Nachfolger von Joachim Christian Graf von der Wahl (vgl. Nr. 569†). Nachdem er große Erfolge im Kampf gegen die französischen Truppen errungen und sie am Vorstoß nach Bayern gehindert hatte, fiel er am 3. August 1645 in der Schlacht bei Alerheim (Lkr. Donauries/Schw.)3). Sein Bruder Kaspar (verstorben 1644) stand als Generalfeldwachtmeister ebenfalls in bayerischen Diensten. Franz (II.) war dreimal verheiratet, zuletzt mit Maria Margarete von Flachslanden4), mit der er fünf oder sechs Kinder hatte: Maria Franziska Katharina, Ferdinand Franz, Anna Franziska Eva Ursula, Hans Heinrich und Peter Ernst. Peter Ernst diente in den Türkenkriegen und starb 1686 an einer Verwundung, die er sich in der Schlacht bei Ofen zugezogen hatte, kurz nach seiner Erhebung in den Grafenstand. Auch für ihn wurde ein Denkmal in der Moritzkirche errichtet, das sich in der Gestaltung an dem seines Vaters orientiert5).

Anmerkungen

  1. Clm 2105 bietet den Text der Grabtafel mit dieser Standortangabe, vielleicht handelte es sich aber bei der Standortangabe um die der Bestattung und damit des Grabtäfelchens vgl. die vorangehende Nummer.
  2. Siebmacher Lot 58.
  3. Zur Biographie vgl. zuletzt Ruch, Grimmelshausens 157-159. Zu Mercy in der Schlacht bei Alerheim vgl. Greindl, Franz von Mercy, passim, zum Tod 248.
  4. Ostermair weist noch Kinder aus der ersten Ehe mit Anna Margaretha von Wackenheim (verstorben vor 1630) nach: Claudia Franziska, Anna Walburga und Max Leopold, vgl. Ostermair, Bürgerbuch III, 168.
  5. Vgl. Götz, Moritzkirche 54-56.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 128v, Nr. 307; Cgm 3017 fol. 34v; Gerstner, St. Moriz 11 (Erwähnung); Götz, Moritzkirche 52f.; Koller, Grabsteine 148, 149 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 572 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0057200.