Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 569† Pfk. St. Moritz 1644

Beschreibung

Grabinschrift des Joachim Christian Graf von Wahl. Ehemals in der Mariahilfkapelle, der sogenannten Eisernen Kapelle, in der Wand (Gerstner, St. Moritz), im Chor der Moritzkirche (Gerstner, Ingolstadt 244). Metalltafel mit Wappen.

Beschreibung nach Götz, Text nach Clm 2105, Wappen nach Cgm 3017.

  1. Heic iacet illustrissimusa) dominus Joachimus Christianus comes de Wahl, caesareae majestatis necnon serenissimi Bavariae electoris consiliarius intimus, cubicularius, bellicus generalis, campi marischalchus, praefectus fortalitii Ingolstadiensis, dynasta in Lyschca, Tanstein, Schoenbrunn et Alten Weyer etceterab) sui saeculi heros, solitus tantum dextra manu fortunaque pugnare. Viator, vis plura? In campo, quantum bello praestare solet dux centimanus, tantum praestitit unimanus. Aetatis suae LIV. obiit annoc) MDCXLIV mense Augusti die XXXI.

Übersetzung:

Hier ruht der herausragende Herr Joachim Christian Graf von Wahl, der Kaiserlichen Majestät und des durchlauchtigsten Kurfürsten in Bayern Innerer Rat, Kammerherr, Kriegsgeneral, Feldmarschall, Statthalter der Festung Ingolstadt, Herr zu Lyschka, Tanstein, Schönbrunn und Altenweyer und so weiter, Held seines Jahrhunderts, er war es gewohnt nur mit der rechten Hand allein und dem Glücke zu kämpfen. Wanderer willst du noch mehr? Im Felde, soviel der Führer einer Hundertschaft zustande bringt, brachte er allein mit einer Hand zustande. Im 54. Lebensjahr starb er, 1644 im Monat August am 31 Tag.

Wappen:
Wahl1).

Kommentar

Die Gestaltung des Denkmals ist nicht bekannt, da es sich jedoch um ein aus Metall gefertigtes Denkmal handelte, legt sich die Vermutung nahe, dass es ähnlich ausgeführt war wie die anderen Denkmäler für Kriegsherrn in der Moritzkirche z.B. das Denkmal für Franz Freiherrn von Mercy vgl. Nr. 572.

Joachim Christian Graf von der Wahl, Herr zu Lutzschau, Schönbrunn, Lowenstein und Weyer stammte aus einem thüringischen, lutherischen Adelsgeschlecht, konvertierte jedoch schon in jungen Jahren zum Katholizismus. Er trat 1620 in bayerische Dienste. In der Schlacht am Weißen Berge verlor er seinen linken Arm. 1626 wurde er Oberstleutnant im Regiment Tillys, 1627 Oberst (nach anderen Quellen 1629), ab 1629 befehligte er ein Regiment zu Fuß. 1631 wurde er Generalwachtmeister und erhielt 1632 das Generalkommando in Bayern, 1634 wurde er Feldmarschallleutnant und Statthalter in der Oberpfalz, 1636 Generalzeugmeister und 1640 Feldmarschall. Von 1639 bis zu seinem Tode 1644 hatte der hochverdiente und durch zahlreiche Verwundungen geschwächte Soldat das Statthalteramt in Ingolstadt inne2). Wahl war ein besonderer Gönner der Moritzkirche. Er stiftete zwei Benefizien und einen Altar in seiner dortigen Familiengrablege, wo er am 3. September 1644 beigesetzt wurde3).

Textkritischer Apparat

  1. illustris Cgm 3017.
  2. et Ostermair.
  3. anno fehlt Ostermair.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA3 126.
  2. Vgl. ADB 40 (1896) 592f.
  3. Vgl. Schönauer, Ingolstadt 232, zur Bestattung auch Mederer, Annales II, 309; zu den Benefizien vgl. Götz, St. Moritz 106f.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 129r, Nr. 308; Cgm 3017 fol. 38r; Gerstner, St. Moriz 12 (Erwähnung); Unterhaltungsblatt (1899) 289; Unterhaltungsblatt (1904) 81; Beiträge militärische Verhältnisse (1894) 14f.; Götz, Moritzkirche 92f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 569† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0056902.