Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 565† Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1643

Beschreibung

Stifterinschrift der Ehefrau des Erasmus Pascha. Ehemals innen, vor der fünften südlichen Langhauskapelle von Westen (Barbarakapelle) an der Wand (Gerstner), von Fischer noch erwähnt1). Mederer bezeichnete es als einzigartiges Denkmal, es wird sich also um ein größeres Grabdenkmal gehandelt haben.

Text und Wappen nach Clm 2105.

  1. Deo Maximo Sacrum. Have viator. Erasmus Pasca, utriusque iuris doctor, sacri caesarei palatij comes fui, virtute, doctrina, prudentia, negotiis benè gestis caesarum principum clarus. In Friburgensi et Ingolstadiensia) academia iura publicè laude summa docui. Plura quiescenti loqui non vacat, fama dicet. Natus Soltquellis in Veteri Marchia Brandeburgensi anno MDLXIIX., denatusb) Ingolstadii 11 Septembris anno MDCXLIII. tu! si me salvumc) vis, vitam, ego mortem tibi bonam apprecor. Abeid). Coniugi optimo Coniux heu moerens posuit.

Übersetzung:

Gott, dem Allmächtigen geweiht. Sei gegrüßt Wanderer. Erasmus Pascha, beider Rechte Doktor und Kaiserlicher Hofpfalzgraf, war ich. Durch Tugend, Gelehrsamkeit, Weisheit und gut ausgeführte Geschäfte war ich bei Kaisern und Fürsten bekannt. An den Akademien Freiburg und Ingolstadt habe ich mit größter Anerkennung öffentlich Recht gelehrt. Mehr steht dem hier Ruhenden zu sagen nicht zu, der Nachruhm wird ihn preisen. Er war geboren zu Salzwedel in der Altmark Brandenburg im Jahre 1568, er ist in Ingolstadt im Alter von 75 Jahren am 2. September 1643 gestorben. Du, wenn Du willst, dass ich gerettet sei, bitte für mich um ein gutes Leben, ich bitte für Dich um einen guten Tod. Geh nun weg! Dem besten Gatten hat die trauernde Gattin, ach (dieses Denkmal) setzen lassen.

Wappen:
Pascha2), unbekannt3).

Kommentar

Erasmus Pascha (geboren 1568) stammte aus Salzwedel4). Ab 1595 studierte er an der Universität Freiburg, wurde dort 1605 Professor der Rhetorik und nahm zugleich das juristische Studium auf. Anschließend trat er in den Dienst des Bischofs von Konstanz. 1632 kehrte er an die Universität Freiburg zurück, wo er ab 1634 Kanonistik lehrte. 1639 bewarb er sich in Ingolstadt um die Nachfolge Christoph Besolds (vgl. Nr. 554†). Trotz seines hohen Alters erhielt er 1639 die Professur der Codices und las ab 1640 auch über das Ius publicum5). Mederer vermutet auf Grund des Geburtsortes, er könne – wie sein Vorgänger Besold – ein Konvertit gewesen sein und gibt an, er habe einen in Meersburg (Bodenseekreis/B.-W.) geborenen Sohn Heinrich mit nach Ingolstadt gebracht6).

Textkritischer Apparat

  1. Ingolstadiana Cgm 3017.
  2. hic aet(atis) LXXV. die 11. Septembris Anno MDCXLIII Mederer statt Ingolstadii...MDCLXIIX.
  3. salvem Cgm 3017.
  4. abi Cgm 3017.

Anmerkungen

  1. Gerstner, Frauenkirche 77; Fischer, Stadtpfarrkirche Anm. 43,2.
  2. Siebmacher Bg1 12.
  3. Ein springender Hirsch.
  4. Altmarkkreis Salzwedel/Sachsen-Anhalt.
  5. Vgl. Biographisches Lexikon 302.
  6. Mederer, Annales II, 306.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 22v, Nr. 84; Oefeleana 300 p. 54f.; Cgm 3017 fol. 7v-8r; Mederer, Annales II, 306; Ostermair, Stadtpfarrkirche 49 (Erwähnung), 51; Götz, ULF 200f.; Götz, Grabsteinbuch 48.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 565† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0056509.