Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 547 St. Sebastian 1636

Beschreibung

Sterbeinschriften auf der Wappentafel der Maria Franziska Brandl (Prändl) von Irnsing und ihrer Schwester Maria. Innen, Westwand, die erste Tafel von Süden. Ehemals in der Südwand beim Josephsaltar (Götz). Hochrechteckige Platte. In einem ovalen Medaillon in barockem Rahmen Inschrift in fünfzehn Zeilen. In den vier Ecken Wappen mit Beischriften. Kalkstein.

Maße: H. 59 cm, B. 35,5 cm, Bu. 1,3 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

  1. I.

     den 18. / Decembris A(nn)oa) . 1632 / ist in Gott verschidtenb) Maria / Francistcab), vnd den 17 Februa=c) / A(nn)o 1636d). Maria des Woll Edlen / Gestrengen Herrn Wolff Bernhar=/dten Prändl von vnd zu Irnsing / dero Cur F(ü)r(stlich) D(u)r(chlaucht) in Bayrn besteltenb) / oberisten Leittenandt Zu Ingolstatt / vnd der Woll Edlen Frawen Maria / Magdalena Prändtlin geborne / von Weichs Eheleibliche / zway döchterlein, deren / Seellen Gott genedtig / sein wolle.

  2. II.

    Wappenbeischriften:

    Prändl1) Weichs2) 
    Ṣṭẹị[r ---]3) [Lun]g4) 

Kommentar

Maria Franziska und Maria waren Töchter des Wolff Bernhard Brandl zu Irnsing5). Sein Vater war Georg, Kastner zu Burghausen, seine Mutter Kunigunde, geborene Stör zu Lindberg. Er war verheiratet mit Magdalena, geborene von Weichs, ihre Mutter war nach Prey eine Höhenkircherin6). Der Rest der Beischrift zum Wappen der Mutter Magdalenas, welche auf jeden Fall mit einem g endet und Resten nach zu schließen, sehr kurz gewesen ist, legt jedoch die Zuordnung zu einer anderen Familie, vermutlich der Lung von Planegg und Tandern, nahe, die ebenfalls einen geteilten Schrägbalken im Wappen führt. Wolff Bernhard Brandl war von 1639 bis 1655 Landrichter zu Hirschberg, gleichzeitig Obristleutnant, später Obrist und Kommandant zu Ingolstadt7). Sein Sohn Adam Franz ließ 1674 den rechten Seitenaltar in St. Sebastian als Gedächtnismal für ihn und seine Ehefrau errichten8).

Textkritischer Apparat

  1. Der folgende Worttrenner als Doppelpunkt.
  2. Sic!
  3. Es folgen zwei parallele übereinandergestellte waagrechte Striche, entweder Trennungszeichen oder Kürzung für Februa(rii).
  4. Der folgende Worttrenner als Punkt auf der Grundlinie.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA1 171.
  2. Siebmacher Bay 62.
  3. Stör: Siebmacher BayA1 184, jedoch ohne Schildteilung.
  4. Ein geteilter Schrägbalken, auf Grund des Schriftrestes wohl der Familie Lung zuzuweisen: Siebmacher BayA1 19.
  5. Zum Sitz Irnsing vgl. HAB Altbayern I, 46 (Ingolstadt) 297; Irnsing, heute Stadt Neustadt a. d. Donau, Lkr. Kehlheim/NB.
  6. Es ist anzunehmen, dass Prey diese Information der Abzeichnung einer heute verlorenen Grabplatte für eine andere Tochter des Paares, Maria Jacobe (verstorben 1629), in der Kirche Mariae Geburt zu Irnsing im Grabsteinbuch des Johann Franz Eckher von Kapfing (Cgm 2267/1 p. 63) entnahm. Die Angaben Preys, die Ehefrau des Wolfgang Bernhard sei eine Weichs und ihre Mutter eine Höhenkircherin gewesen, finden sich in den Beschriftungen Eckhers. Eckhers Zuweisung des Wappens an die Höhenkircher ist jedoch vermutlich falsch.
  7. Vgl. Ferchl, Behörden 322.
  8. Das von Hofmann, Ausstattung 292, angenommene Stiftungsjahr 1634 ist nicht haltbar, da Wolff Bernhard zu dieser Zeit noch am Leben und eine Stiftung des Sohnes zu seinem Andenken daher nicht möglich war. Vermutlich ist die im 19. Jahrhundert noch vorhandene und heute durch eine moderne Inschrift ersetzte Stiftungsinschrift, die laut Hofmann das Datum 1634 bot, entweder von der von ihm benutzten Abschrift falsch gelesen oder bereits bei einer früheren Renovierung falsch nachgezogen worden.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 113v; Götz, Kl. Kirchen 78-80.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 547 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0054701.