Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 544† Hohe Schule 1634

Beschreibung

Gedenkinschrift für Caspar Lechner. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Clm 2105.

  1. Casparus Lechner, Societatisa) Jesua), patria Hallensis, tam in hac quam Dilingana et Pragaeb) academia scholasticam et moralem theologiam pluribus annis magna cum eruditionis et perspicuae claritatis laude tradidit. styli eius elegantiam, Sodalis Parthenius vim et acrimoniam, Theodorus Thummius iterum iterumque confutatus. pietatem sitimque animarum ipsi sodales parthenii, quibus diu praefuit, fructum denique assidué ei peccata sua confessi atque ad meliora permoti. Nec non numerosa iuvenum cohors, quam diversis religiosorum ordinibus transcripsit, luculenter testantur. Obyt Pragae MDCXXXIV.

Übersetzung:

Caspar Lechner, von der Gesellschaft Jesu, aus Hall, hat sowohl in dieser als auch in den Akademien zu Dillingen und Prag die scholastische und die Moraltheologie mehrere Jahre mit großem Lob für seine Gelehrsamkeit und herausragender Klarheit übermittelt. Durch die Eleganz seines Stils und durch die Kraft und die Schärfe der Sodalis Parthenius hat er Theodor Thumm immer wieder widerlegt und die Frömmigkeit und den Seelendurst jener Sodalen der Jungfrau selbst, denen er lange vorstand, zur Frucht gebracht, indem er die Beichte ihrer Sünden anhörte und sie zum Besseren bewegte. Dies wird nicht weniger durch die große Schar von jungen Männern, die er in verschiedene Orden einschrieb, aufs Beste bezeugt. Er starb in Prag 1634.

Kommentar

Die Wiedergabe des Textes ist in allen kopialen Überlieferungen einheitlich. Der Text ist so aber nicht konstruierbar, so dass mit einer Verballhornung entweder durch die Abschreiber oder bereits durch den ausführenden Handwerker der originalen Tafel zu rechnen ist. Teile der hier gebotenen Übersetzung sind daher als Versuch einer Rekonstruktion des Inhalts, nicht als wörtliche Übertragung des Textes anzusehen.

Caspar Lechner stammte aus Hall in Tirol1). Nach Studien in Innsbruck und Dillingen trat er in die Gesellschaft Jesu ein und wurde 1599 zum Landsberger Novitiat zugelassen. Er absolvierte den philosophischen Kurs in Ingolstadt und kehrte nach dem fünfjährigen Magisterium in Augsburg und München wieder zum Theologiestudium dorthin zurück. 1613 beendete er seine Studien, wurde zum Priester geweiht und hatte zunächst die Logikprofessur inne. Er wurde zum Doktor der Theologie promoviert, ab 1618 lehrte er Kasuistik in Ingolstadt, ab 1626 scholastische Theologie in Dillingen, 1628 wurde er an den Prager Lehrstuhl berufen. Er starb in Prag am 3. Dezember 16342). In seiner Ingolstädter Zeit stand er in Auseinandersetzung mit dem Tübinger Theologen Theodor Thumm3). Er war der Verfasser des Standardwerkes zur Marianischen Kongregation mit dem Titel Sodalis parthenius4).

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt Clm 1381.
  2. Pragensi AHG III, 11,2.

Anmerkungen

  1. Der Geburtsort ist nicht ganz sicher, es wird auch Hallein/Salzburg genannt.
  2. Biographisches Lexikon 235 f. Abweichend nennt Fejér, Defuncti 141, den 1. April als Todestag.
  3. Zu Thumm vgl. ADB 38 (1894) 169-171, und zuletzt Franz, Schmähschrift 107-110. Lechner stand mehreren Doktoratsdisputationen zu Thesen Thumms vor, z. B. Antichristus Thummianus, verteidigt von Christoph Ernst Troil, 1624.
  4. Sodalis parthenius libri tres, Ingolstadt (Haenlin) 1621.

Nachweise

  1. AHG III, 11,2 Anhang 9; Clm 2105 fol. 291r; Clm 1381 fol. 101v-102r.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 544† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0054404.