Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 541† Pfk. St. Moritz 1634

Beschreibung

Grabinschrift des Ferdinand Waizenegger.

Text nach Mederer, St. Moritz.

  1. Hic arae subscriptus dominus Ferdinandus Waizenegger, in superos semper pius, in pauperos semper liberalis, in arte iuris semper exactus, in caussisa) iustitiae semper integer, in omnibus vere germanus quiescit. tu ut similiter requiescas, eius vestigia sequere et memorare nouissima.

Übersetzung:

Hier bei dem Altar ruht der unten schriftlich genannte Herr Ferdinand Waizenegger, den Höhern gegenüber stets pflichtbewusst, den Armen gegenüber stets freigebig, in der Rechtstheorie stets genau, in der Rechtspraxis stets unbestechlich und überhaupt in allen Dingen ein wahrlich echter Mann. Wandle du, um dereinst ähnlich sanft ruhen zu können, auf seinen Spuren und bedenke die letzten Dinge!

Kommentar

Cgm 3017 überliefert die Inschrift zusammen mit dem vermutlich am selben Altar angebrachten Text für das Grabmal des Johann Jakob Losing in Sanderstorff und Neudorff (verstorben am 2. August 1675 und seine Ehefrauen). Sie weist auf ein nahe bei dem Altar angebrachtes Grabplättchen hin, das sich nicht erhalten hat und dessen Text nicht überliefert ist.

Ferdinand Waizenegger stammt aus Bregenz. Er immatrikulierte sich am 17. Oktober 1597 als Schüler an der Hohen Schule; die Matrikel bemerken, dass er keine Gebühren zu bezahlen hatte, weil sein Bruder der Vikar von Wembding war1). Er wechselte dann zunächst an das Münchner Gymnasium, das er im Schuljahr 1601/02 absolvierte2). Anschließend studierte er die Artes und dann die Rechte in Ingolstadt und ging 1612 nach Italien, wo er den Titel eines Doktors beider Rechte erwarb. Ab 1613 las er als Extraordinarius für Zivilrecht in Ingolstadt, wurde dann Ordinarius für verschiedene Rechtsgebiete, worauf er ab 1629 den Kanonistiklehrstuhl inne hatte. Er gehörte dem Hofrat in Ingolstadt an und stand ihm zeitweise als Direktor vor. 1618 bis 1625 war er Oberlandschreiber des Landgerichts Hirschberg, von 1629 bis 1634 hatte er die Pflege Gerolfing inne3). Mit seiner ersten Frau, Katharina, wohl der Schwester des Inneren Rats Hans Angermiller4), hatte er sieben Kinder. In zweiter Ehe war er mit Katharina, geb. Harlacher, verheiratet. Für ihn ist eine Leichenpredigt überliefert5).

Textkritischer Apparat

  1. Sic, in allen Überlieferungen.

Anmerkungen

  1. Pölnitz, Matrikel 1597, 1365,14.
  2. Leitschuh, Matrikeln 14 Nr. 42.
  3. Vgl. Biographisches Lexikon 463f. Ferchl, Behörden 266 (Gerolfing), 324 (Hirschberg).
  4. Vgl. SoBl 50 vom 13. Dezember 1868. Vgl. zu den Kindern Ostermair, Bürgerbuch I, 71.
  5. Wilhelm Uhl SJ, Specvlvm ivridicvm, hoc est, Vita, virtvtes et obitvs ... Ferdinandi VVaizeneggeri [oratio secvnda]. in exeqviis tricesimis habita a nobili domino Casparo Denich in Erlach. Ingolstadt (Georg Haenlin) 1634.

Nachweise

  1. Cgm 3017 fol. 37r; Mederer, Annales II, 272; Mederer, St. Moritz, in: Unterhaltungsblatt (1873) 183; Götz, Moritzkirche 93f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 541† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0054107.