Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 538 St. Sebastian 1634

Beschreibung

Stifterinschrift auf der Predella des Hochaltars. Gemalt. Holz. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts renoviert, dabei die Schrift übergangen und die Buchstabenformen vielfach abgeändert.

Maße: H. 55 cm, B. 145 cm, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. EX VOTO ANNO 1634 . 26 SEPTEMBRIS PRO PESTEa) QVAE / EO ANNO CVM PLVRIMORVMb) INTERITV DVRISSIME. SAEVYT / AVERTENDA FACTO, AD GLORIAc) DEI OMNIPOTENTIS, EIVSQVE MART(YRIS) / SANCTI SEBASTIANI CONTRA PESTEM SINGVLARIS PATRONI ARA(M)c) / HANC POPOLVS INGOLSTADTIENSIS EXTRVI ETb) TOTAM CAPELL(AM) / AMPLA PARTE ADIECTA RENOVARI CVRAVIT.

Übersetzung:

Nach dem Gelübde, das im Jahre 1634 am 26. September um die Pest, die in diesem Jahr zum Untergang vieler überaus hart wütete, abzuwenden, gegeben wurde, hat zur Ehre Gottes und seines Märtyrers, des Heiligen Sebastians, des einzigartigen Schutzherrn gegen die Pest, das Volk von Ingolstadt diesen Altar errichten und die ganze Kapelle, um einen großen Teil erweitert, wieder herstellen lassen.

Kommentar

Während der Pestwelle des Jahres 1634 legten die Ingolstädter Bürger ein Gelübde ab, das Fest des Pestheiligen Sebastian (20. Januar) besonders begehen zu wollen. Der Bischof von Eichstätt, Johann Christoph von Westerstetten (1612-1637), gewährte diese Bitte. Im Zusammenhang mit diesem Gelübde steht auch die Erweiterung und Neuausstattung der Sebastianskirche, für die die Ingolstädter Bürger Geld sammelten1). Der Hochaltar ist ein Werk des Bildhauers Hans Stelzer und des Schreiners Ulrich Lempp, die Fassung erfolgte durch den Maler Hans Thurner2). Der bei Hofmann ebenfalls für das Jahr 1634 aufgeführte rechte Seitenaltar mit seiner Inschrift ist in seiner heutigen Form erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, vermutlich 1674, errichtet worden, wie aus der Genealogie der Stifterfamilie zu erschließen ist3).

Textkritischer Apparat

  1. Die beiden vorangehenden Worte ohne Wortabstand.
  2. Die beiden vorangehenden Worte ohne Wortabstand. C gestaltet wie ein G mit eingerollter Cauda, Restaurierungsfehler?
  3. Ohne Kürzungszeichen, Restaurierungsfehler, ältere Abschriften bieten gloriam.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Schönauer, Ingolstadt 101 mit Anm. 115, zu den baulichen Maßnahmen Hofmann, Ausstattung 288f., zur Geldsammlung 291f.
  2. Zum Altar vgl. Hofmann, Ausstattung 290-292.
  3. Der in der Inschrift als verstorben bezeichnete Wolf Bernhard Brandl zu Irnsing verstarb am 20. November 1655, der Stifter des Altars Adam Franz im Jahre 1699, vgl. Ferchl, Behörden 322f., beide waren am Ende ihres Lebens Landrichter in Hirschberg. Vermutlich wurde im 19. Jahrhundert das Datum der Stifterinschrift verlesen, vgl. zur Stifterinschrift Ostermair, Beiträge I 173f.; Ostermair, Führer 21; Hofmann, Ausstattung 292f.
  4. Der Faszikel enthält Abschriften der Altarinschriften von St. Sebastian, darunter zwei der Hochaltarinschrift, eine aus dem 19. Jahrhundert, eine datiert 4. August 1958, alle also noch vor der Kirchenrenovierung der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 112r; StadtA Ingolstadt A V/188 (Sammelfaszikel zu St. Sebastian)4); Ostermair, Führer 20f.; Ostermair, Beiträge 173; Hofmann, Ausstattung 290-292.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 538 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0053802.