Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 529 Stadtmuseum 1633

Beschreibung

Stifterinschrift auf der Inschriftentafel vom Grabdenkmal des Joachim Denich und der Maria, geb. Haas (Laga). Raum 16. Ehemals in der Pfarrkirche Zur Schönen Unserer Lieben Frau, Denichkapelle, Chorhauptkapelle (Ostermair). Die Schriftplatte rettete Ostermair für das Museum, nach der Zerstörung des Grabdenkmals. Hochrechteckige, rahmenlose Tafel mit zentrierter Inschrift in 22 Zeilen. Schiefer. In die Wand eingelassen, dadurch an der rechten Seite wohl ein schmaler Streifen überputzt.

Maße: H. 129 cm, B. 75 cm, Bu. 5-3,1 cm1).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtmuseum Ingolstadt [1/1]

  1. D(EO) · O(PTIMO) · M(AXIMO) · / ET · POSTERITATI · S(ACRVM) · / IOACHIMI · DENICHIa) · QVOD · MORI · POTVIT · / HEICb) · IACET · / FAMAM · ENIM · RETINET · GERMANIA · / VIRTVTEM · COELVM · AETERNITAS · MEMORIAM / IVRISCONSVLT(VS) CELEBERR(IMVS) · MAXIMILIANO / ELECT(ORI) BAVAR(IAE) · PALAT(INATVS) · NEOBVRG(I) · DVCIBVS / A · CONSILIIS · / LEGES · CAESAREAS · ET · PONTIFICIAS · / ANNOS · XLIII · PVBLICE · DOCVIT · / MARIAE · LAGAE · PIISS(IMAE) FOEM(INAE) MARITVS · / LIBEROR(VM) XII · FOELIX · PATER · / SACELLVM HOC · SVIS · SVMPTIB(VS) ORNATVM · / ET · BENEFICIO · ECCLESIAST(ICO) DOTATVM · / IN · SEPVLTVRAM · SIBI · AC POSTERIS · SVIS · / ELEGIT · / ABEIc) · IAM · VIATOR · QVOD · FVIT · DIXI · / QVOD · EST · ERIS · / VIXIT · ANN(OS) LXXIII · MORTVVS · AN(NO) MDCXXXIII / PARENTI · DVLCISS(IMO) LIBERI · MOESTISS(IMI) / H(OC) · M(ONVMENTVM) · P(IE) P(OSVERVNT)d) ·

Übersetzung:

Gott, dem Allmächtigen und Allgütigen und der Nachwelt geweiht. Von Joachim Denich liegt nur das, was hat sterben können, hier; denn seinen Ruhm behält Deutschland, seine Tugend der Himmel, das Andenken die Ewigkeit. Er war ein weithin bekannter Rechtsgelehrter, diente Kurfürst Maximilian von Bayern und den Herzögen von Pfalz-Neuburg als Rat und lehrte öffentlich 43 Jahre lang die kaiserlichen und päpstlichen Gesetze. Als Ehemann der sehr frommen Frau Maria Haas (Laga) und glücklicher Vater2) von zwölf Kindern, hat er diese Kapelle auf eigene Kosten ausstatten und mit einem kirchlichen Benefizium versehen lassen und für sich und seine Nachkommen zur Grablege gewählt. Nun gehe deines Weges, Wanderer: Was (der Verstorbene) gewesen ist, habe ich gesagt, was er ist, wirst auch du (dereinst) sein. Er hat 73 Jahre lang gelebt; im Jahre 1633 ist er gestorben. – In tiefer Trauer haben die Kinder ihrem herzlich geliebten Vater dieses Denkmal setzen lassen.

Kommentar

Vermutlich waren das Grabdenkmal des Joachim Denich und das seines Schwiegervaters Caspar Lagus (Nr. 413) gegenüber, sozusagen als Pendants, in der Chorhauptkapelle aufgestellt. Es ist zu vermuten, dass es sich um größere Wandgrabmäler handelte. Obwohl die beiden Inschriften auf den ersten Blick sehr ähnlich aussehen, gibt es bei der Gestaltung der Einzelbuchstaben so erhebliche Unterschiede, dass nicht von der Gestaltung durch denselben Steinmetz ausgegangen werden kann oder von einem zeitlichen Abstand zwischen der Fertigung der Denkmale ausgegangen werden muss. So zeigt z. B. X bei der Inschrift für Denich konsequent zwei gerade Schrägbalken, wogegen der Schräglinks-Balken bei der Inschrift für Lagus geschwungen ist, G wird bei der Inschrift Denich durch C-Bogen und eingestellte gerade Cauda gebildet, bei Lagus wird die Cauda durch einen geraden unteren Bogenabschluss, der bis zur Mitte hochgezogen ist, und eine ausgeprägte angesetzte Serife auf Höhe der Grundlinie gebildet.

Joachim Denich stammte aus Bruchsal (Lkr. Karlsruhe/B.-W.). Er immatrikulierte sich am 15. Juli 1580 an der Hohen Schule3). Seine Ehefrau Maria, die er 1590 ehelichte4), war die Tochter des Caspar Lagus (Haas) (vgl. Nr. 413), seines Amtsvorgängers als Professor an der Hohen Schule. 1590 übernahm er von ihm den Lehrstuhl, wurde 1594 Professor der Pandekten und 1612 Professor des kanonischen Rechts. Ab 1615 ist er immer wieder als Ratgeber des Herzogs von Pfalz-Neuburg nachweisbar, ab 1616 als Rat von Haus aus. 1629 wird er auf eigenen Wunsch von der Hohen Schule emeritiert5). Er hatte mit seiner Frau zwölf Kinder. Zwei Töchter, Anna und Euphrosina, sind durch eine Grabinschrift im Münster belegbar (vgl. Nr. 419). Ein Sohn Kaspar wurde ebenfalls Professor der Rechte an der Hohen Schule6), ein weiterer Sohn Sebastian ist als Weihbischof von Regensburg, Titularbischof von Almira, nachzuweisen7). Eine weitere Tochter, Margaretha, war die erste Ehefrau des Rentmeisters zu Straubing, Wolf Jakob Freymann8).

Noch Götz sah eine weitere, anlässlich des Todes von Caspar Denich (verstorben 1660) angefertigte Grabinschrift, die sich auch auf Joachim bezog. Sie befand sich im Pflaster des östlichen Nordportals und war schon zu Götzens Zeit abgetreten und nur noch teilweise lesbar9).

Für Joachim Denich wurden am 30. März und am 11. Mai 1633 Leichenpredigten gehalten10).

Textkritischer Apparat

  1. I am Wortende vergrößert.
  2. Späthumanistischer Archaismus.
  3. Späthumanistischer Archaismus, wohl nach dem Verbum simplex bei Plautus, Casina 212 gebildet; freundlicher Hinweis von Uwe Dubielzig, München.
  4. PP vielleicht auch nur Pluralkürzung für POSVERVNT.

Anmerkungen

  1. Schrifthöhe von Zeile zu Zeile variierend.
  2. foelix hier wohl wie in der Antike als glücklich im Sinne von „von Venus bevorzugt und daher fruchtbar“ zu deuten, freundlicher Hinweis von Uwe Dubielzig, München.
  3. Pölnitz, Matrikel 1580, 1081,43. Für Denich ist auch eine Matrikel der Universität Bologna nachweisbar, wo er sich demnach auch aufgehalten haben muss. Vgl. Accorsi, Matricola Nr. 1305 (Magister Ioachimus Denich Bruchselensis).
  4. Vgl. zur Eheschließung SoBl 45 (8. November 1868).
  5. Zur Person vgl. Biographisches Lexikon 82; Henker, Prosopographie 101 (Henker gibt als Geburtsort fälschlich Brüssel an).
  6. Vgl. Biographisches Lexikon 83.
  7. Zur Biographie Sebastians vgl. Schwaiger, Römische Briefe 300-308.
  8. Ferchl, Behörden 1050.
  9. Vgl. Götz, ULF 53; Text an der gleichen Stelle noch vollständig gelesen und erfasst durch Ostermair, Stadtpfarrkirche 59.
  10. Wilhelm Uhl SJ / Nicolas de Bourgogne, Denichomnema sive Ioachimi Denichii in Erlach ... laudationes funebres habitae XXX Martii et XI maii, Anno M.DC.XXXIII. Ingolstadt (Georg Haenlin) 1633.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 49r-v, Nr. 187; Oefeleana 300 p. 110f.; Cgm 3017 fol. 16v-17r; Mederer, Annales II, 266; Gerstner, Frauenkirche 56 (teilweise Edition); Gerstner, Ingolstadt 239 (teilweise Edition); Ostermair, Stadtpfarrkirche 17; Götz, ULF 53-55.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 529 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0052900.