Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 528 Pfk. St. Moritz 1633/1642

Beschreibung

Beischriften, Stifterinschrift und Gießerinschriften der Großen Moritzglocke. Schulterinschrift (I) umlaufend zwischen zwei Stegen. An der Flanke Kruzifix auf Totengebein mit Titulus (III) zwischen dem Hl. Leo mit Beischrift (IV) und dem Stifterwappen, darunter die Stifterinschrift (II), unter der Stifterinschrift der Hl. Mauritius mit Beischrift (V). Gegenüberliegend an der Flanke die Gießerinschrift (VI), links davon zwei Medaillons der Gießer mit Beischriften (VII). Am Schlagring jeweils zwischen den Inschriften an den Flanken drei aufgelegte Salbeiblätter eingegossen.

Maße: Gw. 36 Zentner (1800 kg), Dm. 138 cm, Bu. 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I.

     ECCE . SIGNVM . CRVCIS . FVGITE . PARTES . ADVERSAE . VICIT . LEO DE . TRIBV . IVDA . RADIX . IESSE . ANNO . D(O)M(INI) . M . DC . XXXXII .

  2. II.

     D(OMINVS) LEO MENZEL PAROCHVS / MAVRITANVS / AB ANNO MDCXIX VSQVE / AD ANNVM MDCXXXII / CVIVS EX ASSEa) HERES

  3. III.

     INRI

  4. IV.

     S(ANCTVS) / LEO PRIMVS

  5. V.

     S(ANCTVS) MAVRITIVS

  6. VI.

     + HONORATVS / ROSZIRb) . VND / JOHANES . REICARDT + / AVS . LODERINCH . / GOSEN . MICH .

  7. VII.

     HONOREZ ROZIERJOHANESc) REICHART

Übersetzung:

Sehet das Zeichen des Kreuzes, fliehet feindliche Mächte. Es siegte der Löwe vom Stamme Juda, die Wurzel Jesse. Im Jahre des Herrn 1642. (I)

Herr Leo Menzel Moritzpfarrer vom Jahre 1619 bis zum Jahre 1632, dessen Universalerbe. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Wettersegen1). (I)
Wappen:
Menzel2).

Kommentar

Die Glocke wurde aus dem Nachlass Leo Menzels finanziert, der sein großes Vermögen der Kirche von St. Moritz vererbte3). Zu Menzel vgl. Nr. 521†.

Der Glockengießer Honoratus Rosier gehörte zu einer Familie von lothringischen Wanderglockengießern, die im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im südwestdeutschen Bereich tätig waren. Als sein Hauptwerk gilt das Geläut von Einsiedeln. Johann Reichart oder Jean Richard, ebenfalls ein Lothringer, arbeitete zunächst mit den Rosier zusammen, ließ sich aber vor 1647 als Glockengießer in Dinkelsbühl nieder4).

Textkritischer Apparat

  1. EXASSE ohne Wortabstand.
  2. Oben spitzes, zweistöckiges Z.
  3. Spiegelverkehrtes N.

Anmerkungen

  1. Antiphon der Vesper zu Kreuzauffindung mit der Variante Iesse statt David, hier jedoch vermutlich dem Wettersegen entnommen. Vgl. dazu Kizik, Funktion 205f.
  2. Siebmacher Bg3 50.
  3. Vgl. Buchner, Eichstätt 632f. Nr. 50.
  4. Deutscher Glockenatlas Bayerisch-Schwaben 62. Zu den Rosier vgl. auch Deutscher Glockenatlas Württemberg Hohenzollern 88ff.

Nachweise

  1. DAEI, Pfarrarchiv St. Moritz, Akt v 272, Beilage Popp p. 3f.; Dengler, Baugeschichte 16; Götz, Moritzkirche 89; Stempfle, Glocken passim.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 528 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0052804.