Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 523 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1633

Beschreibung

Grabinschrift auf einer Grabtafel der Nonne Eleonora Scholastika Necker. Pfeilerreihe zwischen Mittel- und südlichem Seitenschiff, vierter Pfeiler von Westen, Nordseite. Ehemals im äußeren Kreuzgang (Clm 2105). Hochrechteckige, oben halbrund abgeschlossene Tafel mit Inschrift in 20 Zeilen. Anbringung heute als Gegenstück zur Grabinschrift der Mariae Corona Volckhammer (Nr. 518). Abplatzungen mit geringem Textverlust. Kalkstein.

Maße: H. 69 cm, B. 35,5 cm, Bu. 1,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. + / Oa) FLEBILIS MORTALIVM / VICISSITVDO RERVM: MORTEM / PER EXILIVM FVGI, FVGIENDO; / EHEVa), REPERI . HOC TV Oa) BONE / VIATOR CON[SI]DERA, MISERAE CON=/DOLEAS ANIMAE, ET MEAE TVAEQ(VE) / PROSPICIAS CALAMITATI. VALE : / NOVISSIMORVM TVORVM NVNQVA(M) / IMMEMOR Oa) VIATORa). / HIC IACEO / NOBILIS VIRGO ELEONORA / SCHOLASTICA NECKERINa) AETA=/TIS MEAE XXIII ANNORVM C[VIVS]b) / VITAM CVM LVCTVOSO EXILI[O] / IAM SVB DISCIPLINAc) PERCELE=/BRIS VIRGINVM COENOBIJ GEIS=/ENFELDENSIS ANNIS V. FORTITER / EXANTLATIS, CLAVSIT IVNIJ / DIES VII. ANNOa) 1633. / POSVITd) <--->

Übersetzung:

O beklagenswerte Unbeständigkeit der vergänglichen Welt: Um dem Tod zu entrinnen, bin ich ins Exil geflohen, doch, ach, auf der Flucht habe ich den Tod gefunden. Das bedenke du, o guter Wanderer, teile mit meiner armen Seele den Schmerz und trage für mein und für dein Unglück Sorge: Lebe wohl, o Wanderer, und denke dabei stets an deine letzten Dinge! – Hier liege ich, die edle Jungfrau Eleonore Scholastika Necker, im Alter von 23 Jahren gestorben; deren Leben, die zusammen mit dem trauervollen Exil schon fünf Jahre die strenge Regel des weithin bekannten Geisenfelder Jungfrauenklosters tapfer ertragen hat, hat der siebente Tag des Monats Juni des Jahres 1633 beschlossen. Es hat setzen lassen ….

Kommentar

Die Schrifttafel bildet das Gegenstück zur Tafel für Maria Corona Volckhammer (Nr. 518). Ungeklärt muss bleiben, ob beide Tafeln ursprünglich zu einem größeren Denkmal für die in Ingolstadt verstorbenen Geisenfelder Konventualinnen gehörten. Der Text des Necker-Denkmals ist umfangreicher als der Volckhammertext, die Anordnung auf der Tafel erscheint weniger durchdacht. Die Beschriftung zeigt vergrößerte Anfangsbuchstaben. Einige Buchstabenformen fallen besonders ins Auge: G mit Abstrich an der Cauda, R mit gestreckter Cauda, Q mit Kürzungszeichen in Form eines arabischen 3.

Die Inschrift endet mit dem mittig gesetzten Wort POSVIT, dem jedoch keine Angabe zum Stifter des Denkmals folgt. Eine weitere Zeile hätte auf dem Denkmal noch Platz gehabt. Das Wort EXANTLATIS in der dritten Zeile von unten wurde bereits von Quintilian als veraltet bezeichnet und vor seiner Verwendung gewarnt, es handelt sich um einen bewusst gewählten Archaismus1).

Eleonora Scholastika Necker gehörte zu den vor den Kriegswirren nach Ingolstadt geflohenen Konventualinnen des Benediktinerinnenklosters Geisenfeld2).

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstabe vergrößert.
  2. Platz für diese Ergänzung nicht ausreichend, Wort vermutlich gekürzt, Art der Kürzung unklar.
  3. Über dem A ein accentus circumflexus.
  4. Zentriert.

Anmerkungen

  1. Vgl. Quintilianus, Institutio Oratoria 1,6,40. Freundlicher Hinweis von Uwe Dubielzig, München.
  2. Vgl. dazu Nr. 514†.

Nachweise

  1. Oefeleana 44 Ingolstadt fol. 19; Clm 2105 fol. 223v, Nr. 491; Cgm 3017 fol. 66r; Kögerl, Garnisonskirche 30.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 523 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0052309.