Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 511† Hohe Schule 1632

Beschreibung

Gedenkinschrift für Adam Gerick. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Mederer.

  1. Adamus Gerickiusa), ex Prussia oriundusb), sacrosanctae theologiae doctor et collegiatae ecclesiae Ratiboriensisc) in Silesia decanus. Ob celebrem doctrinae et virtutis opinionem a serenissmo Bauariae duce euocatus, cathedram controversiarum septennio tenuit. Iudicio et consilio magnus, iustus, pius. vicarius postea Eichstettensis annis tredecim fuit. Quod munus cum grauiter sancteque gessisset, rediens Ingolstadium velut emeritus, nunquam tamen otiosus, sed doctis lucubrationibus et pietati deditus. Denique in pias causas partitus bona, fundata etiam in patres academicos suo anniuersario praesentes liberali distributione, vitam finivit 7. Iulii anno 1632.

Übersetzung:

Adam Gerick aus Preußen gebürtig, Doktor der hochheiligen Theologie und Dekan der Kollegiatskirche zu Ratibor in Schlesien. Wegen des weitverbreiteten Rufes seiner Gelehrsamkeit und Tugend vom durchlauchtigsten Herzog von Bayern gerufen, hatte er den Lehrstuhl für Kontroverstheologie sieben Jahre lang inne, im Urteilen und im Überlegen war er groß, gerecht und fromm. Später war er dreizehn Jahre lang Vikar in Eichstädt. Nachdem er dieses Amt mit Würde und ohne Fehl verwaltet hatte, kehrte er, als sei er in den Ruhestand getreten, nach Ingolstadt zurück; doch war er (auch dann noch) nie müßig, sondern (stets) mit wissenschaftlichen Nachtarbeiten und frommen Betätigungen beschäftigt. Schließlich verteilte er seine Besitztümer zu frommen Zwecken; und nachdem er auch noch eine Stiftung zur reichlichen Ausschüttung (von Erträgen) an die (jeweils) an seinem Geburtstag anwesenden Väter der Hochschule errichtet hatte, beschloss er am 7. Juli, im Jahre 1632 sein Leben.

Kommentar

Adam Gerick stammte aus dem Gebiet des damaligen Preußen, über Geburtsort, Geburtstag und Jugendzeit ist nichts bekannt. Fassbar wird er als Dekan des Kollegiatstiftes Unserer Lieben Frau in Ratibor in Schlesien1), der gefördert durch den Schatzmeister des polnischen Königs zum Studium nach Ingolstadt gesandt wird. Er immatrikulierte sich am 3. November 1597 an der Hohen Schule. 1605 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Noch im selben Jahr wurde er als Professor auf den neu begründeten Lehrstuhl der Kontroverstheologie an die Universität berufen. 1608 war er ihr Prokanzler. 1612 ging er als Generalvikar nach Eichstätt. 1625 kehrte er im Ruhestand nach Ingolstadt zurück, wo er bis zu seinem Tode lebte2). Mit der Rückkehr nach Ingolstadt steht vermutlich auch die durch eine Tafel überlieferte Renovierung eines Hauses im Zusammenhang (vgl. Nr. 487).

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt in der nicht für Zitate verwendeten, geraden Antiqua Controversiarum Fidei primus in nostra Vniversitate Professor. Fuit hic.
  2. Es folgt in gerader Antiqua (monumentum describo honorandae Gerickii memoriae in schola theologica affixum).
  3. Ratisbonensis Clm 2105 und Clm 1381.

Anmerkungen

  1. Ratibor (Heute Racibórz, Wojew. śląskie/Polen), Kollegialstift Unserer lieben Frauen; vgl. dazu Heyne, Denkwürdigkeiten III, 1182-1192.
  2. Zu Gerick vgl. Biographisches Lexikon 146.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 289v; Clm 1381 fol. 101r; Mederer, Annales II, 263; Ostermair, II. Stadtviertel 17.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 511† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0051103.