Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 506† Hohe Schule 1632

Beschreibung

Gedenkinschrift für Adam Tanner. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Mederer.

  1. Adamus Tannerus, Societatisa) Iesua), Oenoponti in Tyroli natus, principum linguarum eloquentiae omniumque scientiarum ac historiae supellectili instructus, inter primos sui temporis theologos numeratus. Post deuictos in Ratisbonensi colloquio praedicantes Lutheranos, cathedram theologicam quindecim annis excoluit. Interim scriptis quam plurimis libris fidei propugnator solidissimus et prudentissimus existitb). Matthiae nutu Viennam euocatus ad illustrandam theologiam ac Pragam deinde missus ad Carolo-Ferdinandeae vniuersitatis studia regenda vtroque munere egregie defunctus est, inde vero Ingolstadium iterum reuersus Vnkae prope Salisburgum naturae concessit, anno vitae 61. Christi 1632. die 25. Maii.

Übersetzung:

Adam Tanner, von der Gesellschaft Jesu, in Innsbruck in Tirol geboren, mit dem Rüstzeug der wichtigsten Sprachen, der Beredsamkeit und aller Wissenschaften und der Geschichte versehen, ist er unter die ersten Theologen seiner Zeit gezählt worden. Nachdem er in dem Regensburger Streitgespräch die lutherischen Prediger gänzlich besiegt hatte, hatte er fünfzehn Jahre lang einen theologischen Lehrstuhl inne. Inzwischen trat er durch die Abfassung möglichst zahlreicher Bücher als sehr fester und sehr kluger Vorkämpfer des Glaubens hervor. Auf Veranlassung des Matthias nach Wien gerufen, um die Theologie auszulegen, und von dort nach Prag gesandt, um an der Karl-Ferdinands Universität die Studien zu leiten, hat er beide Aufgaben hervorragend erledigt. Darauf jedoch wieder nach Ingolstadt zurückgekehrt, ist er in Unken nahe Salzburg1) den Weg alles Irdischen gegangen, im 61. Jahr seines Lebens, dem 1632. Christi, am 25. Mai.

Kommentar

Adam Tanner stammte aus Innsbruck. Er trat 1590 in die Gesellschaft Jesu ein und studierte zunächst in Ingolstadt Theologie2). 1601 nahm er an Stelle des erkrankten Jakob Gretser am Regensburger Religionsgespräch teil. 1603 wurde er in Ingolstadt zum Doktor der Theologie promoviert und gleich danach auf die Professur für scholastische Theologie berufen. Er gilt als einer der profiliertesten katholischen Theologen seiner Zeit in Deutschland. Ingolstadt blieb das Zentrum seines Wirkens, auch wenn er kurzfristig 1617/18 auf Wunsch von Kaiser Matthias in Wien lehrte und anschließend als erster jesuitischer Rektor der Prager Universität fungierte. 1620 kehrte er nach Ingolstadt zurück und übernahm den Lehrstuhl der Hl. Schrift. 1626/27 veröffentlichte er sein Hauptwerk die „Universa theologia scholastica speculativa, practica ad methodum S. Thomae“. 1632 verließ er, schwer krank, wegen des Schwedeneinfalls die Stadt und verstarb auf der Reise nach Innsbruck3).

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt Clm 2105 und Clm 1381.
  2. exstitit AHG III, 11,2 und Clm 2105.

Anmerkungen

  1. Unken, Pol. Bez. Zell am See/Salzburg.
  2. Pölnitz, Matrikel II, 1603, 53,33.
  3. Vgl. Biographisches Lexikon 427f.

Nachweise

  1. AHG III, 11,2 Anhang 7; Clm 2105 fol. 290r; Clm 1381 fol. 101r-v; Mederer, Annales II, 262; Ostermair, II. Stadtviertel 18.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 506† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0050600.