Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 503† Hohe Schule 1631

Beschreibung

Gedenkinschrift für Jakob Keller. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach AHG III, 11,2.

  1. Jacobus Kellerus, Societatis Jesu, Seckingensis, sacrosanctae theologiae doctor et professor, non minus ingenio quam facundia calamoque felicissimus. Plurima scripsit ediditque, in quibus domitorem eum politico-haeretici animosissimum et acutissimum experti obmutuere. Jacobum Heilbrunneruma) pestilentissimum Lutheri praeconem insultantem papatui universo cominus ore coram serenissimo Neoburgensi duce, eminus stylo contudit atque confecit, interimb) moderatus Monacense collegium consenuit. Charus summis et imis ob prudentiam et innocentiam religionis, studiorum morumque bonorum amplissimus propagator obiit Monaci anno 1631c).

Übersetzung:

Jakob Keller, von der Gesellschaft Jesu, aus Säckingen, Doktor und Professor der hochheiligen Theologie. Ebensosehr durch seinen Geist wie durch seine Beredsamkeit und mit dem Schreibrohr höchst erfolgreich. Er hat sehr viele Schriften verfasst und veröffentlicht; darin lernten ihn die Politik-Häretiker als ihren durch und durch beherzten und sehr scharfen Bezwinger kennen und verstummten. Jakob Heilbrunner, einem äußerst giftigen Verkünder Luthers, der das gesamte Papsttum schmähte, hat er aus nächster Nähe in Gegenwart seiner Durchlaucht des Herzogs von Neuburg mündlich, aus der Ferne mit der Feder den völligen Garaus bereitet. Nachdem er zwischenzeitlich das Münchner Kolleg geleitet hatte, wurde er alt und gebrechlich. Bei den Höchsten und den Niedrigsten seiner Klugheit und Unbescholtenheit wegen beliebt, starb er, ein hochanschaulicher Verfechter der Religion, der Wissenschaften und der guten Sitten, im Jahre 1631 in München.

Kommentar

Jakob Keller (geboren 1568) stammte aus Säckingen (heute: Bad Säckingen, Lkr. Waldshut/B.-W.). Er trat 1589 in die Gesellschaft Jesu ein und durchlief den im Orden üblichen Ausbildungsweg. 1600 kam er an die Universität Ingolstadt, wo er zunächst Philosophie, später Theologie unterrichtete. Bereits 1606 verließ er Ingolstadt wieder, wurde zunächst Regens des Regensburger Kollegs, wechselte aber schon 1607 nach München, wo er nicht zuletzt als Berater des späteren Kurfürsten Maximilians I. eine große politische Rolle spielte. Keller wurde vor allem als polemisch-politischer Autor für die gemeinsame Sache katholischer Fürsten und Orden tätig. Bedeutend war seine – auch in der Inschrift erwähnte – Auseinandersetzung mit dem lutherischen Theologen Jakob Heilbrunner und dessen Schrift über das „Uncatholisch Papsttumb“, wichtig auch sein Beitrag zur Auseinandersetzung über die Rechtfertigung des Tyrannenmordes1). Viele seiner Schriften erschienen anonym oder unter Pseudonym.

Textkritischer Apparat

  1. Hailbrunerum die anderen Handschriften.
  2. Fehlt Clm 1381, interim moderatus Clm 2105.
  3. Römische Zahlzeichen in den anderen Handschriften.

Anmerkungen

  1. Vgl. Biographisches Lexikon 210.

Nachweise

  1. AHG III, 11,2 Anhang 5; Clm 2105 fol. 289r; Clm 1381 fol. 101r.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 503† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0050303.