Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 501 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1631

Beschreibung

Sterbeinschrift auf dem Epitaph des Wolf Adam von Stubenberg. Antoniuskapelle, Ostwand, beim Eingang. Ehemals im äußeren Kreuzgang (Clm 2105). Dreiteiliger Aufbau. Unten zwischen zwei verzierten Pilastern Schrifttafel (I) mit Inschrift in zehn Zeilen, in einem Rahmen mit Blüten in den vier Ecken, die Rahmenleiste an den Schmalseiten in zwei Segmentbögen gestaltet. Darüber in der Hauptzone zwischen zwei verzierten Pilastern Relief, Kruzifix mit Stifter: unter einem auf Konsolen ruhenden Volutenbogen Christus am Kreuz mit Titulus (II), am Kreuzesfuß ein Totenkopf, darunter rechts im Hintergrund Stadtlandschaft, links der Verstorbene kniend im Harnisch, zu seinen Füßen Helm und Handschuhe, hinter ihm, an einem Aststummel eines Baumes befestigt, in einem Rollwerkmedaillon sein Vollwappen. Über dem Gebälk Auszug mit gesprengtem Halbkreisgiebel, in der Mitte auf einem Pilaster mit Marienmonogramm, erhaben (III), zwischen zwei Fackelvasen der Name Jesu in der Strahlenscheibe mit den drei Nägeln auf Herz (Form des Jesuitenordens), erhaben (IV). Kalkstein. Reste roter Bemalung. Zahlreiche Graffiti.

Maße: H. 149 cm, B. 77 cm, Bu. 1,7 cm (I), 1,3 cm (II), 2,1 cm (III), 2,4 cm (IV).

Schriftart(en): Fraktur (I), Kapitalis (II, III, IV).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

     Anno 1631 den 5 decembris ist in / Gott Seligchlicha) Entschlaffen der Wollgeborne / Herr Herr Wolff Adam Herr von Stubenberg / Herr auff Wurmberg S(ankt) Johannes Haus am Bacher1), / Erbschenckh in Steyr Cärndten vnd Cränn. / Ihr Chur F(ü)r(stlichen) D(u)r(chlaucht) in Bayrn vnder ihr / Excellentz Herrn Grauenb) Ott Hainrich Fugger / Bestelter Capitän Leitenant, so alhie Begraben Ligt, / Desen sell Gott der almechtig genedig vnd / Barmhertzig sein Wölle Amen.

  2. II.

     I // NR // Ic)

  3. III.

     MAR(IA)

  4. IV.

     IE(SV)Sd)

Wappen:
Stubenberg auf Wurmberg2).

Kommentar

Die sehr linear ausgeführte Fraktur zeigt auffällige Buchstabenformen bei den W-Versalien. W besteht aus zwei verschränkten V, wobei der letzte Schrägschaft des zweiten V zu einem doppelten Bogen umgebildet wird, so dass eine B-ähnliche Form entsteht. B selbst zeigt einen stark nach rechts durchgebogenen Schaft, der oben in einem weiten Bogen nach links umgebogen ist. x hat einen zu einem oben nach links umgebogenen und unter der Linie nach links gezogenen und nach rechts umgebogenen zweiten Schrägschaft, so dass eine Kreuzung der beiden x-Schäfte nur mehr in Ansätzen auf der unteren Linie erfolgt. Eine interessante Variante bietet die tz-Ligatur: über zweistöckigem z wird das t nur mehr durch einen bis an die obere Linie des Vierlinienschemas reichenden Anstrich repräsentiert.

Wolf Adam von Stubenberg war der Sohn des Georg von Stubenberg zu Wurmberg und seiner zweiten Ehefrau, der Elisabetha, geb. von Thurn3). Er diente – nach Aussage der Inschrift – in den Truppen des Generalwachtmeisters Otto Heinrich von Fugger4).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Sic! für Grafen.
  3. Schriftband knickt rechts und links des Kreuzbalkens ab.
  4. Nomen Sacrum IHS ornamental (Form des Jesuitenordens).

Anmerkungen

  1. Haus am Bacher (heute Grad Hompoš, Slovenien), 1521 ist Haus am Bacher im Besitz der Wurmberger Linie der Stubenberger, vgl. dazu Loserth, Geschichte 159.
  2. Siebmacher NÖ2 267, XIII.
  3. Vgl. Kurze genealogische Beschreibung 12.
  4. Vgl. ADB 8, 184.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 385. 399; Clm 2105 fol. 221v, Nr. 482; Cgm 3017 fol. 57v; Cgm 3368 fol. 81r; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 32f., Nr. 69; Kögerl, Garnisonskirche 75; Götz, Grabsteinbuch 102.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 501 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0050105.