Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 500 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1631

Beschreibung

Sterbeinschrift auf dem Epitaph des Augustinerchorherrn Franz Stadler. Pfeilerreihe zwischen Mittel- und nördlichem Seitenschiff, sechster Pfeiler von Westen, Südseite. Ehemals im äußeren Kreuzgang (Clm 2105). Dreiteiliger Aufbau, unten zwischen zwei Pilastern Schrifttafel mit Inschrift (I) in neun Zeilen, leicht konvex, elliptisch, oben und unten rechteckig erweitert, am Rand Voluten, auf der Trennleiste zur bildlichen Darstellung Inschrift (II), möglicherweise auch ein nachträgliches Grafitto, darüber in der Hauptzone zwischen volutenverzierten Pilastern, unter einem von zwei Volutenkonsolen gehaltenen Bogen, Relief die Gottesmutter mit dem Kind erscheint dem Stifter: unten links der Stifter in Ordenstracht, kniend, den Rosenkranz in Händen, durch ein Kreuz als verstorben gekennzeichnet, darüber auf Wolken die Gottesmutter, das Kind haltend, das dem Verstorbenen einen Kranz reicht, darüber Wolken. Im Auszug ein gesprengter Giebel, in der Mitte Pilaster, auf ihm das Jesusmonogramm (III) im Strahlenkranz mit Herz und drei Nägeln (Form des Jesuitenordens), erhaben. Oberkörper und Kopf der Stifterfigur abgeschlagen, Inschrift (I) mit Textverlust verwittert. Kalkstein.

Maße: H. 79 cm, B. 44,5 cm, Bu. 0,7 cm (I), 1 cm (II), 2-2,3 cm (III).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

     AN(N)O 1631 . DIE 23 . IVLII / PYSSIME IN CHRISTO OBYT REVERE(N)D(VS) / RELIGIOSVS, DOCTISSIM(VS) ET ORNATISSIMVS / FRATER FRANCISCVS STADLER CANON(ICVS) REGVL(ARIS)a) / S(ANCTI) P(ATRIS) AVGVSTINI IN [CELEBER]RIMO MONASTERIOb) / ROTENBVECH PROFESSVS VLTIMAEc) / LAVREAE PHILOSOPHICAE CANDIDATVS / CVIVS ANIMA CVM DEO AETERNVMd) / VIVAT AMENc).

  2. II.

     [---]e) W H T M S R [---]f)

  3. III.

     IE(SV)Sg)

Übersetzung:

Im Jahre 1631 am 23. Tag des Juli starb sehr fromm in Christus der hochwürdige, gottesfürchtige, sehr gelehrte, sehr ausgezeichnete Frater Franz Stadler, Regulierter Kanoniker des Heiligen Vaters Augustinus, Professe im sehr berühmten Kloster Rottenbuch, Kandidat der höchsten philosophischen Würde. Seine Seele lebe bei Gott in Ewigkeit. Amen. (I)

Kommentar

Die Kapitalis wirkt auf den ersten Blick unruhig. Der Gestaltungswille des Steinmetzen ist durchaus zu erkennen. Die eckigen Buchstaben folgen streng dem Zweilinienschema, die runden Buchstaben sind jedoch häufig kleiner. Die Versalien der tragenden Worte sind vergrößert. Auffällig ist der stets verlängerte untere Balken des E, der in einer Serife ausläuft, sowohl bei alleinstehendem E im Wort als auch bei den Nexus AE am Wortende. I und Y sind durchgängig mit Punkten versehen. Das Denkmal zeigt in der Gestaltung große Ähnlichkeit zum Grabdenkmal Hach (Nr. 494).

Franz Stadler immatrikulierte sich am 11. Januar 1629 an der Hohen Schule1). Er war Konventuale des Augustinerchorherrenstiftes Rottenbuch2).

Textkritischer Apparat

  1. L-Balken und Kürzungspunkt auf der Randleiste.
  2. O schneidet Randleiste.
  3. Weitere Wortabstände in dieser Zeile.
  4. Sic!
  5. Unsicher, ob davor noch Buchstaben waren, Leiste abgeplatzt.
  6. Nach einer Fehlstelle von einem bis zwei Buchstaben zwei weitere Schäfte erkennbar, vielleicht H. Buchstabenfolge nicht zu entschlüsseln.
  7. Nomen sacrum IHS ornamental (Form des Jesuitenordens).

Anmerkungen

  1. Pölnitz, Matrikel II, 1629, 524,16.
  2. Rottenbuch, Lkr. Weilheim-Schongau, Augustinerchorherrenstift; vgl. Speer, Praepositi 229.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 385; Clm 2105 fol. 217r, Nr. 472; Cgm 3017 fol. 56v, 60v; Cgm 3368 fol. 81v; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 32, Nr. 66; Kdm OBB I (Ingolstadt) 47; Kögerl, Garnisonskirche 48.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 500 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0050006.