Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 436† Hohe Schule 1611

Beschreibung

Gedenkinschrift für Hieronymus Torres. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Clm 2105.

  1. Hieronymus Torrensis, Societatisa) Iesua), Catalaunus, sacrosanctae theologiae doctor, post absolutam saepius Romae philosophiam in hac ut et in Dillingana academia pluribus annis professorem theologum magna cum laude egit atque, ut Confessionis Augustanae virusb) infringeret, Augustinianam antidoti loco concinnavit tam salutari consilio, quam indefesso labore nec unquam vel in extrema senecta otiosus, semper aut orando vel legendo aut commentando dictandoque occupatus laborare non prius destitit quam vivere. Vir acri quidem ingenio, sed religiosa modestia singularis suique ac mundi despicientissimus vixit annos prope LXXX, obiit Monachii anno 1611 IX. Ianuarii.

Übersetzung:

Hieronymus Torres, von der Gesellschaft Jesu, aus Katalonien, der hochheiligen Theologie Doktor. Nachdem er in Rom den Unterricht in Philosophie mehrmals erfolgreich erteilt hatte, wirkte er mehrere Jahre lang an der hiesigen wie auch der Dillinger Akademie mit großer Anerkennung als Professor der Theologie und stellte, um das Gift des Augsburgischen Bekenntnisses unschädlich zu machen, mit ebenso heilsamer Überlegung wie unermüdlicher Arbeit als Gegengift ein Augustinisches Bekenntnis zusammen1). Überhaupt war er sogar noch im höchsten Greisenalter niemals untätig: Stets mit Beten, Lesen, Kommentieren und Diktieren beschäftigt, ließ er seine Arbeit nicht eher als sein Leben zu Ende gehen. Ein sowohl seines scharfen Verstandes, aber auch seiner frommen Bescheidenheit wegen einzigartiger Mann, der sich und die Welt in keiner Weise wichtig nahm, lebte er fast achtzig Jahre lang. Gestorben ist er zu München im Jahre 1611 am 9. Januar.

Kommentar

Hieronymus Torres, 1527 oder 1529 in Montalban in Katalonien geboren, trat 1551 in Valencia in die Gesellschaft Jesu ein. Über Gent kam er zunächst nach Rom, lehrte dort als Magister die Philosophie und erwarb den Titel eines Doktors der Theologie. 1562 kam er nach Innsbruck, dann nach Dillingen (1563-1567 und 1575-1584) und Ingolstadt (1567-1575), wo er Griechisch und Theologie lehrte. 1564 legte er in Dillingen die ewige Profess ab. 1587 beendete er seine Lehrtätigkeit und ging zunächst nach Landsberg, dann 1588 an das neue Kolleg in Regensburg. Seine letzten Lebensjahre ab 1605 verbrachte er in München. Torres war ein anerkannter Kontroverstheologe2).

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt Clm 1381.
  2. vires Clm 1381.

Anmerkungen

  1. Gemeint ist Torres‘ wichtigstes Werk, die Confessio Augustiniana, Dillingen 1567 (zahlreiche weitere Auflagen), eine Auslegung der Lehre des Hl. Augustinus zu Kontroverspunkten, die sich hauptsächlich als katholischer Kontrapunkt zur Vereinnahmung Augustins durch Theologen der Reformation verstand.
  2. Zu Torres vgl. Biographisches Lexikon 439f. und Duhr, Geschichte I, 663f.

Nachweise

  1. AHG III, 11,1 fol. 201v; Clm 2105 fol. 309r; Clm 1381 fol. 98v-99r.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 436† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0043607.