Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 376 ehem. Franziskanerkloster, Harderstr. 4 3. V. 16. Jh.

Beschreibung

Fragmente von Beischriften zu einem Wandmalereizyklus. Kreuzgang, Südflügel an der Südwand von Ost nach West. Neun durch gemalte Säulen voneinander getrennte Bilder eines Passions- und Osterzyklus. Bei jedem Gemälde war links unten ein Vollwappen des jeweiligen Stifters angebracht (I, V, VI, VIII heute verloren). Unter den Gemälden, auf einer grauen Leiste in schwarzer gemalter Schrift, Beischriften. Die Gemälde wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt überputzt und zu diesem Zweck großflächig aufgespitzt, was bereits zu Teilverlusten der Beischriften führte. Bei der Freilegung konnten Teile von Gemälden nicht mehr erhalten werden, die Beischriften sind nur in kleinen, unzusammenhängenden Resten erhalten. Auf den Gemälden sind einige Graffiti angebracht.

Maße: Bu. 1,9-2,2 cm, 3 cm (III,1).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/6]

  1. I. Kreuztragung.

     ONERIa) [---]ERMO[---] Ob) [---]S[---] 15[---/---]QVQ̣VẸ [---]NO[---]R[---] AMEN

  2. II. Annagelung.

     [---]IO[---/---]LT [---]

  3. III. Kreuzigung.

     

  4. Am Kreuz

     I . N . R . Ic)

  5. Beischrift auf Leiste

     A[…]C̣Ea) [---]NIEN [---]Ạ[..]DẸ[..]SṬIP[I]TE CHṚ[ISTI ---] / HẸa)[---] HVMANA SALṾṬẸ NON AL[..]NDE . VEN[---]

  6. IV. Kreuzabnahme.

     MORTEa) OBITA SANCTVMa) ḌẸP̣[O]SI[---]MI [---] 15[..]

  7. V. Grablegung. Inschrift verloren.

     

  8. VI. Jesus in der Vorhölle. Inschrift verloren.

     

  9. VII. Auferstehung.

     HICa) IA[---] RI[---]A[---/---] HICa) STAỊ[---]

  10. VIII. Frauen am Grab. Inschrift verloren.

     

  11. IX. Jesus und Maria Magdalena (Noli me tangere). Inschrift verloren.

Wappen:
unkenntlich (I), Müllner von Zweiraden (II)1), Fischer (III)2), Krafft (IV)3), verloren (V, VI), Weingartner4) (VII), verloren (VIII), unbekannt (IX)5).

Kommentar

Die Inschriftenreste zeigen eine typische Kapitalis des späten 16. Jahrhunderts. Es finden sich Linksschrägenverstärkung, aber auch ein Wechsel von stärkeren und schwächer ausgeführten Buchstabenteilen, z. B. bei E mit starker linker Haste und als Haarstrich ausgeführtem, unten verlängertem sowie unten und oben nach innen aufgebogenem Balken, ein ebensolcher Wechsel findet sich auch bei Hasten und Balken des H. Einige Anfangsbuchstaben am Zeilenanfang, aber vermutlich auch bei einigen tragenden Worten, sind vergrößert.

Die erhaltenen Wappen(reste) weisen die Malereien als Stiftungen von Ingolstädter Bürgergeschlechtern aus. Zumindest vier der Wappen lassen sich mit einiger Sicherheit Mitgliedern des Inneren Rats aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts zuweisen: das Wappen unter Bild II entspricht dem des Ingolstädter Ratsherren und mehrmaligen Bürgermeisters Wildbold Müllner von Zweiraden (Innerer Rat 1571-1611), das unter Bild III dem des Ulrich Fischer (Innerer Rat 1571-1604, vgl. Nr. 276), das unter Bild IV dem des Hans Krafft (Innerer Rat 1574-1602, vgl. Nr. 376), das unter Bild VII dem des Egid Weingartner (Innerer Rat 1574-1595, vgl. Nr. 350).

Textkritischer Apparat

  1. Vergrößerter Anfangsbuchstabe.
  2. O mit accentus circumflexus.
  3. Zerstörung vor und hinter dem Titulus, daher möglicherweise ursprünglich auch vor und nach INRI Punkte.

Anmerkungen

  1. Erhalten ist nur das Oberwappen, es zeigt ein Mühlrad zwischen Büffelhörnern, dies entspricht dem Oberwappen der Müllner von Zweiraden (BayA1 21).
  2. Siebmacher Bg3 44.
  3. Krafft (?), ein Wilder Mann mit Morgenstern, vgl. Privilegienbuch 1579, dort der Schild von Gold und Blau geteilt, hier nur der obere goldene Teil und die Schildteilung erhalten.
  4. Siebmacher Bg3 55. Es sind nur Fragmente des Wappens erhalten, die einen Dreiberg mit Weinreben zeigen, dies entspricht dem Wappen der Weingartner.
  5. Das fragmentierte Wappen zeigt als Oberwappen Reste eines Löwen. Löwen sind in Ingolstädter Wappen häufiger vertreten, die Reste lassen eine Zuweisung nicht zu.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 376 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0037602.