Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 373 Spitalkirche Hl. Geist Ende 16. Jh.

Beschreibung

Bildbeischriften zu Wandmalereien Verkündigung (I-IV) und Krönung (V-VI) Mariens. Südseite bzw. Nordseite, jeweils erstes Joch von Osten, über eine ganze Jochwand. Auf der Südseite jeweils rechts und links des Fensters Verkündigung, darunter und darüber die Abendländischen Kirchenlehrer, unten Ambrosius und Augustinus, oben Hieronymus und Gregor, über (I, II) bzw. unter dem Kirchenlehrer (III, IV) Schriftband mit erklärenden Beischriften. Auf der Nordseite in der Mitte oben auf einer Wolke Maria, von zwei Engeln begleitet, leicht erhöht Christus und Gottvater die Krone auf Mariens Haupt setzend, darüber die Heiliggeisttaube, links des Fensters die Engelschöre nach Gruppen geordnet und bezeichnet (IV), rechts die Seligen, nach Gruppen geordnet und bezeichnet (V), unter Maria das himmlische Jerusalem (?), darunter, durch eine Leiste mit einem Engelskopf abgetrennt, jeweils eine Stifterfamilie mit erloschenen Wappenschilden.

Maße: Bu. 7 cm (V), 9,5 cm (VI)1).

Schriftart(en): Kapitalis (I-V), Fraktur (VI).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/3]

  1. I.

     S. AVGVSṬ[INVS] / TE GENIVM AETHERE V[..]I[---] / INGENIVM [---]S[---]R[---]

  2. II.

     S. AMBROSI[VS] / [---]RAT LIBRỊṢ FRAGRANTIA, D(OMI)N[I] / [---]ḶVM T[.]VRE CALER[---]ERVM

  3. III.

     S. HIERON[YMVS] / [---] DOCT[---]VM / [---] DVB[---]NTA[---]

  4. IV.

     S. G̣ṚẸG̣ỌṚỊṾṢ / [---/---]a)

  5. V.

     SERAPHIN / CHERVBIN . / THRONI . / . DOMINATIO(N)ES . / VIRTVTES . / . POTESTATES . / . PRINCIPATVS . / . ARCHANGELI . / . ANGELI .

  6. VI.

     patriac(en) v(nd) propheten / Apostel v(n)d Evang(elisten) / . Martyrer . / Pischoff v(n)d Beichtiger . / DOCTORES . / Munich u(n)d Einsidl / . Priester v(n)d Leuiten . / Junckfrawen . / . Wittfrawen .

Kommentar

Die erklärenden Beischriften zu den Kirchenlehrern lassen keine Textrekonstruktion mehr zu. Die Reste erlauben zumindest die Feststellung, dass es sich bei den Beschriftungen wohl nicht um Zitate aus den Werken der Väter gehandelt hat, sondern um mutmaßlich in ein Versmaß (Hexameter/Distichen?) gegossene Lobsprüche oder um den jeweiligen Vater in seinem theologischen, vielleicht auch im marianischen Kontext charakterisierende Beischriften. Die Bilder der Südseite und der Nordseite sind aufeinander bezogen. Auf der Südseite wird die Verkündigung als Beginn des marianischen Zyklus mit den Kirchenlehrern verbunden, auf der Nordseite die Krönung als dessen Ende mit den neun Chören der Engel und den Gruppen der Heiligen.

Die Inschriften gehören zu einer Neuausmalung der Kirche, die am Ende des 16. Jahrhunderts vorgenommen wurde2). Die ausführenden Künstler waren Caspar Freisinger und Ulrich Windberger. Die Malereien waren nur gut 70 Jahre sichtbar und wurden bereits 1663 bei einer erneuten Renovierung der Kirche übertüncht. Bei Ausbesserungsarbeiten im Jahre 1904 entdeckte man die Gemälde und legte sie wieder frei3).

Textkritischer Apparat

  1. Reste von Buchstaben.

Anmerkungen

  1. Gemessen werden konnten jeweils nur die untersten Inschriften der Nordseite, also rechts ANGELI, links wittfrauen, die Inschriften der Südseite sind zu hoch angebracht.
  2. Vgl. auch Nr. 365.
  3. Spiegel, Spitalkirche 22f.

Nachweise

  1. Spiegel, Spitalkirche 28.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 373 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0037305.