Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 355 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt (1583–1593?)

Beschreibung

Sterbeinschriften auf dem Epitaph des Michael Stoyberer und seiner Ehefrauen Maria, geb. Perkhoffer, Barbara, geb. Tettinger und Walburga, geb. Weisbeck. Nordseite, direkt östlich des Eingangs zum Kreuzgang. Dreiteiliger Aufbau. Unten Inschriftentafel mit Inschrift in zehn Zeilen, an den Seiten halbrund abgestuft. Darüber Relief Krönung Mariens mit Stifterfamilie: unten die Familie der Verstorbenen, kniend mit gefalteten Händen, links der Mann mit neun Söhnen, der vierte im Mönchsgewand, rechts die drei Ehefrauen im deutschen Rock mit Haube, die zweite mit drei, die dritte mit zwei Töchtern, vor dem Mann und den Frauen je ein Wappenschild; darüber durch ein Wolkenband abgetrennt, auf einer Wolke kniend Maria, zur linken Christus, zu rechten Gottvater, sitzend die Krone über ihr Haupt haltend, darüber die Heiliggeisttaube. Rechts und links zwei Seitenhänge in Volutenform. Im Auszug gesprengter Giebel, von zwei Vasen gekrönt, in der Mitte halbkreisförmiges Feld mit musizierenden Engeln. Unter dem Denkmal befindet sich ein runder Wappenstein, der ebenfalls das Vollwappen des Ehemannes zeigt. Kalkstein.

Maße: H. 136 cm, B. 101 cm, Bu. 1,7 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. An(n)o Do(mi)ni <1593> Jar Den <· 1·> Monatstag <Aprillis> Starb Der Erbar Vesst Michael / Stoyberer Fürstlicher Durchleuchttigkhait In Bayrn gewester Mauttner vnd / Zollner Allhie Zue Ingolstat., An(n)o Do(mi)ni 1562 Jar Den 24 Junj Starb sein / Erste Hausfraue Als die Edel Ehrntugenthafft Maria Perkhofferin Von Otzing / An(n)o Do(mi)ni 1574 Jar den 15 Julij Starb sein Andere Hausfraw die Edel Ernthugent=/haft Warbara Tettingerin Von Kameröckh., An(n)o Do(mi)ni <---> den <---> Starb sein / Drite Hausfraw Die Erbar Ernthugenthaft Walburg WeisPökhina) Von Viechtach / Allen vnd Obangetzaigten Personen Well gott der Almechtig Genedig vnd Barmhertzig / sein, An dem Jüngsten tag An die Schar der Auserweldn Ain freliche Aufferstehung vnd Ewigs / Leben verleichen wellen Amenb)

Wappen:
Stoyberer1), Perckhofer von Angerbach2), Tettinger3), Weißbeck4).

Kommentar

Die Inschrift zeigt eine variantenreiche, locker spationierte Fraktur. r wird als Bogen-r und Schaft-r gestaltet, wobei die runde Form bevorzugt wird, s tritt in der langen und runden Form auf, wobei die runde Form sowohl aus zwei gegenläufigen Bögen gestaltet als auch in der Form mit zu Schaft verschmolzenem linken Teilen des gebrochenen oberen und unteren Bogens vorkommt, zusätzlich wird Schleifen-s als Versal benutzt. Bei einstöckigem a und g wird der Bogen in einen oberen geschwungenen Teil und eine Brechung unten aufgegliedert. Die Oberlängen von b, k, und langem s werden nach rechts umgebogen und meist mit einem vorne fast rechtwinklig angesetzten Schwellzug versehen.

Michael Stoyberer (Stöberer) war von 1583 bis Beginn 1593 Zollamtsverwalter in Ingolstadt, das Amt des Mautner hatte ab 1587 Hans Jakob von Kastell inne. Stoyberers letzte Frau überlebte ihn sicher, da sie noch bis Juli 1593 Zollgefälle von Ingolstadt bezog5). Stoyberer war vorher als Gerichtsschreiber in Viechtach tätig6). Da die Inschrift für alle vier Verstorbenen gemeinsam angefertigt wurde, kann das Denkmal jedenfalls erst nach dem Tod der zweiten Ehefrau angefertigt worden sein. Die Nennung des Zollner-Titels für Stoyberer macht eine Fertigung nach seinem Amtsantritt wahrscheinlich, deshalb wurde die Platte zu diesem Datum eingeordnet.

Die erste Ehefrau, Maria Perkhofer stammte nach der Inschrift und einer zweiten für sie und Michael Stoyberer überlieferten Inschrift aus Ozing7).

Die Ortsangabe Kamerökh, die die Inschrift für Barbara Tettinger nennt, ist nicht zu identifizieren. Die dritte Ehefrau Walburga Weißpöck, stammte aus Viechtach8). Für eine Walburga Weispöck aus Viechtach bietet Clm 1533 eine weitere, wohl irrtümlich auf das Jahr 1474 datierte Sterbeinschrift (vgl. Nr. 43†).

Textkritischer Apparat

  1. P als Majuskel eingestreut.
  2. Letzte Zeile kleiner und in der Steinmitte.

Anmerkungen

  1. Über zwei Schrägbalken ein springender Hirsch. Vgl. Siebmacher BayA1 184, das dortige quadrierte Wappen der Steuberer, von Steubern zeigt in Feld 2 den Hirschen, in Feld 3 die Schrägbalken, könnte sich also von diesem Wappen ableiten.
  2. Siebmacher BayA1 84.
  3. Dreiberg mit drei Ähren.
  4. Dreiberg mit Laubbaum.
  5. Ferchl, Behörden 349.
  6. Ferchl, Behörden 1181.
  7. Vielleicht Otzing, VG Oberpöring, Lkr. Deggendorf/NB.
  8. Viechtach, Lkr. Regen/NB.

Nachweise

  1. Oefeleana 44 Ingolstadt fol. 11v; Clm 1533 p. 374; Clm 2105 fol. 188v, Nr. 404; Cgm 3017 fol. 51r; Cgm 3368 fol. 86v; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 8, Nr. 4; Kdm OBB I (Ingolstadt) 48; Kögerl, Garnisonskirche 66; Götz, Grabsteinbuch 102.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 355 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0035507.