Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 349† Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1591

Beschreibung

Stifter- und Weiheinschrift der Lichtenauerkapelle. Schieferplatte.

Text nach Ostermair, Führer.

  1. Nobilis vir dominusa) a Lichtenau juris utriusque doctor consiliarius bavaricus extruxit hoc sacellum magnifice sibi posterisque suis perpetuum monumentum populo incitamentum pietatis erga sanquinemb) salavatorisc) sudorisd) dedicatum est ritu ac ceremonia solemni die XXVIII mense decembri anno domini 1591.

Übersetzung:

Der edle Mann, Herr Johann von Lichtenauer, beider Rechte Doktor, bayerischer Rat hat diese Kapelle großartig errichten lassen, sich und seinen Nachfahren als ewiges Denkmal, dem Volk als Anreiz zur Frömmigkeit. Sie wurde dem Heiligen Blut-Schweiß des Erlösers durch Ritus und feierliche Zeremonie geweiht, am 28. Tag des Monats Dezember im Jahre 1591.

Kommentar

Die Stiftung der Lichtenauerkapelle wird durch die Inschrift in das Jahr 1591 datiert. Abweichend davon wird sie in der Literatur, die sich meist auf eine heute verlorene Handschrift zum Ingolstädter Franziskanerkloster beruft1), in das Jahr 1601 datiert. Sie wäre dann eine Stiftung zum Andenken an Johann von Lichtenauer durch seine Ehefrau und seine Söhne.

Johann von Lichtenauer stammte aus Dillingen, er studierte in Ingolstadt und erwarb den Titel eines Doktors beider Rechte2), anschließend trat er in herzoglich bayerische Dienste, ab 1575 gehörte er dem Hofrat auf der Gelehrtenbank an und war ab 1587 Rat von Haus aus. Er war außerdem bischöflich augsburgischer Rat. 1580 erlangte er den Reichsadelsstand mit dem Titel von Lichtenauer. Er war Inhaber der Hofmarken Pörnbach und Uttenhofen3). Er starb 1596. Laut Ostermair war er mit einer Anna verheiratet. Sie hatten vier Söhne Johann Egloff, der ebenfalls Hofrat wurde und (Hans) Friedrich, Hans Jakob und Hans Ulrich4).

Textkritischer Apparat

  1. Johannes statt dominus HVOR Ms. B. 23.
  2. Sic! sanguinis HVOR Ms. B. 23.
  3. servatoris Ostermair, Beiträge, HVOR Ms. B. 23.
  4. sudorem Ostermair, Beiträge, HVOR Ms. B. 23.

Anmerkungen

  1. Monumenta conventus Ingolstadiensis fr(atrum) m(inorum) refor(atorum) prov(inciae) Bavar(iae) S. Antonii de Padua conscripta anno d(omi)ni MDCCXLI. 1916 noch im Franziskanerkonvent vorhanden, heute verschollen, vermutlich im Zweiten Weltkrieg verbrannt.
  2. Pölnitz, Matrikel 1546, 623,22, ob Lichtenauer seinen Doktortitel in Ingolstadt erwarb, ist nicht sicher, jedenfalls immatrikuliert er sich ein zweites Mal als Doktor beider Rechte, was die Matrikel eigens vermerkt, vgl. Pölnitz, Matrikel 1582, 1112,20.
  3. Vgl. dazu Lanzinner, Fürst 370. Abweichend dazu HAB Altbayern I (Pfaffenhofen) 81, wonach die Hofmark Pörnbach erst der Sohn Johann Egloff 1592 durch seine Eheschließung mit Magdalena von Schaffhausen erwarb. Zu Uttenhofen vgl. auch HAB Altbayern I (Pfaffenhofen) 136.
  4. Ostermair, Bürgerbuch I, 32, dort auch weitere genealogische Notizen zu den Lichtenauern. Alle Lichtenauerbrüder scheinen sich an der Universität Siena aufgehalten zu haben vgl. Weigle, Matrikel Siena Nr. 1740 (Johan Egloff), 908 (Johann Friedrich), 2386 (Johann Jakob) 2241 (Johann Ulrich), Johann Friedrich wurde dort auch zum Doktor beider Rechte promoviert. Vgl. Weigle, Promotionen Siena 228 Nr. 277.

Nachweise

  1. StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 26, Nr. 50; Ostermair, Beiträge I, 180; SoBl 41 vom 10. Oktober 1869, 162, Ostermair, Führer 30f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 349† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0034902.