Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 347 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1591

Beschreibung

Stifterinschrift auf der Wappengrabplatte des Johannes Zebrzidowski. Innen, neben dem Westportal, die zweite Platte nördlich; davor in der nordnordöstlichen Chorumgangskapelle (Sakramentskapelle, Ostermair). Hochrechteckige Platte, oben Inschrift in 16 Zeilen, darunter in einer wappenförmigen Kartusche vier Vollwappen, je zwei übereinander, schon zu Götzens Zeiten ausgewaschen und schwer zu lesen. Rotmarmor.

Beschreibung, Wappen und Text nach Photo Kloos.

Maße: H. 209 cm, B. 104 cm, Bu. 3,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Stadtarchiv Ingolstadt [1/1]

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / JOANNI ZEBRZIDOVIO A WIENCZ=/BORG POLONO PALATINI DI CALISIENSI / ILLVSTRIVM GASPARI ZEBRZIDOVII A / WIENZBORG PALATINI CALISIENSI ET AN(N)AE / JORDANAE ILLVSTRIS D(OMI)NI SPITHKONIS JOR=/DANI CASTELANI CRACOVIEN(SIS) NATAE FILIO / AB INCVNABVLIS CATHOLICE AC LIBERAL(ITE)R / EDVCATO ET AD HVIVS VRBIS ACADEMIAM PIE=/TATIS INGENIO EXCOLENDI GRA(TIA) MISSO ET IN / EADEM IN IPSO STVDIORV(M) CVRSV IMMATVRA MORTE (PRIVSa) T(AME)N O(MN)IBVS S(ACRO)S(ANCTAE) ECCL(ESI)AEb) SACRAMENTIS / MVNITO)a) EX HAC LVCE DIE XIII MENS(IS) APRIL(IS) AN(N)Ob) D(OMINI)b) MDXCI AETAT(IS) AVT(EM) SVAE XV REREPTOc) / ANDREAS ZEBRZIDOVIVS FR(AT)RI OPT(IMO) ET DESI=/DERATISSIM(O) M(ONVMENTVM) P(OSVIT)b)

Übersetzung:

Gott, dem Allmächtigen und Allgütigen. Dem Johannes Zebrzidowski von Wienczburg1), einem Polen aus der Grafschaft Kalisz2), der herausragenden Kasper Zebrzidowski von Wienczburg, Wojwoden von Kalisz und Anna Jordan, Tochter des Herrn Spithko Jordan, des Kastellans von Krakau, Sohn, der von frühester Jugend an katholisch und edel erzogen und an die Akademie dieser Stadt geschickt worden war, um in der Fähigkeit zur Frömmigkeit ausgebildet zu werden, aus der Mitte seiner Studien durch einen zu frühen Tod gerissen (vorher jedoch mit allen Sakramenten der hochheiligen Kirche gestärkt worden war), am 13. Tag des Monats April, im Jahre des Herrn 1591, im 15. Lebensjahr. Ihm, dem besten und sehr vermissten Bruder, hat Andreas Zebrzidowski dieses Denkmal setzen lassen.

Wappen:
Wappen3):Zebrzidowski (Wappenstamm Radwan)4), Wappenstamm Traby5), Wappenstamm Korczak6), Wappenstamm Leliwa7).

Kommentar

Johannes Zebrzidowski immatrikulierte sich am 14. März 1591 zusammen mit zwei weiteren Landsleuten an der Hohen Schule8). Sein Vater war vermutlich Kasper Zebrzidowski (verstorben 1584), der Verfasser des Chronikon seu vera historiae tabula rerum Polonicarum. Dieser war zunächst Protestant, konvertierte dann jedoch zum Katholizismus und hatte ab 1572 die Wojwodschaft Kalisz inne9). Die Platte war nach Gerstner und ihm folgend Götz, Teil eines größeren Grabdenkmals, das sich in der südöstlichen Chorkapelle (Barbarakapelle) befunden haben soll. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es zwei Denkmäler für Zebrzidowski gab, eine Platte und ein Epitaph; die hier edierte Platte befand sich vermutlich in der nordnordöstlichen Chorkapelle (Sakramentskapelle), während sich in der Barbarakapelle ein Epitaph befand. Mit dem Epitaph verband sich vermutlich die nur mehr kopial überlieferte Inschrift Nr. 348†.

Textkritischer Apparat

  1. Die vorhergehende Klammer im Inschriftentext.
  2. Ohne Kürzungsstrich.
  3. Sic, statt erepto.

Anmerkungen

  1. Więcbork (deutsch Vandsburg), Województwo kujawsko-pomerskie/Polen.
  2. Kalisz (deutsch Kalisch), Województwo wielskopolskie/Polen.
  3. Da in Polen nicht einzelne Familien, sondern ganze Familienclans das gleiche Wappen führen, erweist sich die Zuweisung der Wappen als schwierig. Es wird versucht, anhand der Wappenbilder und zu ermittelnder polnischer Clanwappen eine Zuweisung vorzunehmen.
  4. Ein lateinisches Kreuz mit einem eckigen C verschränkt. Wappen des Radwan Clans, dem nachweislich Andreas Zebrzydowsky, Bischof von Krakau und Mikolay Zebrzydowsky, Großkanzler König Sigmunds, angehörten.
  5. Drei radial gestellte Jagdhörner.
  6. Drei schwebende, nach unten sich verjüngende Balken.
  7. Über einer Mondsichel ein sechsstrahliger Stern.
  8. Pölnitz, Matrikel 1591, 1244,16. Ingolstadt war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts einer der bevorzugten Universitätsorte des polnischen Adels; vgl. Müller, Universität 85-88.
  9. Vgl. Kowalska-Urbankowa, Chronicon, passim.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 14r-v, Nr. 47; Oefeleana 300 p. 24; Cgm 3017 fol. 4v; Ostermair, Stadtpfarrkirche 20, 49; Götz, ULF 182f.; Götz, Grabsteinbuch 65.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 347 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0034707.