Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 337 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1586

Beschreibung

Sterbe- und Stifterinschrift auf dem Epitaph des Matthäus Weyenmaier. Pfeilerreihe zwischen Mittel- und nördlichem Seitenschiff, siebenter Pfeiler von Westen, Südseite. Vierteiliger Aufbau. Unterhang mit Rollwerk, in der Mitte Engelskopf, darüber die Inschrift auf konvex gewölbter Schrifttafel (I), rechts und links von einem volutenartigen, vegetabilen Ornament beschränkt, links daneben der Verstorbene, auf einer Stufe kniend, einen überdimensionierten Zehner in Händen, rechts seine Ehefrau, die Hände gefaltet, in den Händen einen Rosenkranz, zu beider Füßen je ein Vollwappen. Darüber in der Hauptzone, zwischen zwei mit Arabesken verzierten Leisten, in einer bogenförmigen Nische Relief Christus als Sieger über Sünde, Hölle und Tod: der Auferstandene, die Siegesfahne in der linken Hand, die Rechte segnend erhoben, hinter ihm ein Reichsapfel liegend, auf einem liegenden Skelett, einer geflügelten Gestalt und einem nackten Mann stehend; darüber, der Bogenwölbung folgend, Spruchband (II), in den Bogenzwickeln Engelsköpfe, darüber in einem halbkreisförmigen Aufsatz mit stilisiertem Architekturrahmen als Halbfigur über Wellen Gottvater mit der Weltkugel in der Linken segnend, vor seiner Brust die Heiliggeisttaube, eine Hostie im Schnabel. Reste einer Fassung in rot und schwarz (19. Jh.?). Das Epitaph ist bewusst als Gegenstück zum Angermiller-Epitaph (Nr. 314) am Pfeiler gegenüber gestaltet. Kalkstein.

Maße: H. 198 cm, B. 103 cm, Bu. 1,8-1,3 cm.

Schriftart(en): Fraktur (I), Kapitalis (II).

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

     Anno Do(min)i · 1 · 5 · 86 · De(n) 13 · Julij / auff S · Margreten Abendt Ist / der Ehrnuest vnd Fürnem Matheus / Weyenmaier Kaissersheimische(r) / Kastner alhie gewesse(n) seines / Alters 30 Jahr in / Ch(rist)o entschlaffen Dem / Gott genadt · Amen · / Das Epithauium hat zu / Ehrn sein Ehliche Trau=/=rige Hausfraw auffrichte(n) / lassen · Den · XI · Sept(em)ber · 86

  2. II.

     ERO / MORS TVA O / MORS MORSVS / TVVS ERO INFERNE OSEAE 13

Übersetzung:

Ich werde dein Tod sein, o Tod, dein Schmerz werde ich sein, o Unterwelt. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Os 13, 14. (II)
Wappen:
Weihenmaier1), unbekannt2).

Kommentar

Die Fraktur wirkt insgesamt ungelenk, so bei der Ausführung von Standardformen wie a und g, die wie aus Einzelteilen zusammengefügt wirken und oft trotz Vorlinierung das Zeilenschema sprengen. Daneben finden sich interessante Einzelformen und Buchstabenkombinationen, so ist das Minuskel-d aus der runden Form entwickelt, zeigt aber z. B. beim Wort genadt eine dem kapitalen D ähnelnde Form mit gerader linker Haste. Der Bogen des h ist nicht mit der Haste verbunden und verläuft von einem verdickten oberen Ende aus, sich stetig verschmälernd, weit unter die Grundlinie, extrem schmal ist auch die Oberlänge des t gestaltet. Interessant ist die Kombination von langem s und Schleifen-s bei Doppel-s. Der A Versal trägt durchwegs einen Zierbogen oben am rechten Schaft. Im Bereich der Kürzungen fällt neben der eher seltenen Doi- Kürzung für Domini die ansonsten für Ingolstadt nicht belegte Cho-Kürzung für Christo auf. Im Formular ist die Angabe des Errichtungsdatums des Epitaphs ungewöhnlich, da zudem die errichtende Ehefrau in ihrer Funktion, nicht aber mit Namen genannt ist.

Das Zisterzienserkloster Kais(ers)heim hatte zahlreiche Besitzungen in der Umgebung Ingolstadts. Für Naturalieneinkünfte aus diesen Besitzungen erwarb das Kloster 1309 in der Stadt eine Hofstatt als Kasten3). Ein Kastner sorgte für die Abwicklung der Geschäfte. Weyenmaier (Weihenmaier) war wohl einer dieser Kaisheimer Verwaltungsbeamten.

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bg3 34.
  2. Geteilt, darüber ein oberhalber Mann, einen Hammer in der Hand.
  3. Vgl. Hofmann, Geschichte I, 140.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 374f.; Kdm OBB I (Ingolstadt) 47; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 17, Nr. 28; Kögerl, Garnisonskirche 49.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 337 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0033709.