Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 329 Zuchering, Pfk. St. Blasius 1585

Beschreibung

Bestattungsinschrift auf dem Epitaph des Paulus Laurentius von Presselhaw. Innen, Chorraum, Nordseite. Dreiteiliger Aufbau. Unten Schrifttafel mit Inschrift (I) in vier Zeilen. Darüber Relief das Kruzifix mit Titulus (II). In der Mitte Christus am Kreuz, am Fuß des Kreuzes Schädel und Gebeine, im Hintergrund Stadtansicht, wohl Jerusalem. Gesprengter Dreiecksgiebel, in der Mitte lediger Wappenschild. Schrifttafel längs gesprungen, mit Mörtel geflickt.

Maße: H. 109 cm, B. 62 cm, Bu. 2 cm (I), 1,4 cm (II).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

     AN(N)Oa) 1585 am tag dess Heiligen Apostels Jakobi ist der wolgelert / Herrenb) Paulus Laurentius von Presselhaw zu Zucharing pegraben / worden den Gott und vns allen ein freliche vffersteung Verlaicheb) / welle AMEN

  2. II.

     · I · N · R · I

Datum: 1585 Juli 25.

Kommentar

Die Fraktur des Denkmals ist in ihrem Schriftcharakter sehr ruhig. Die Gemeinen zeigen im Mittelband eher lineare Formen, insgesamt ist eine Tendenz zur Rundung feststellbar. Auffällige Einzelformen sind kursives s in geschlossener Form am Wortende und bei Doppel-s im Wort Presselhaw und ein w, das aus einem alleinstehenden linksschrägen Schaft und folgendem v gebildet wird. Das Inschriftenformular ist ungewöhnlich, und verrät Unsicherheiten in der Formulierung so passt die Form herren nicht in den grammatikalischen Kontext, ebenso stört die Form den in der Schlussformel. Auch wenn ein Schriftvergleich nicht möglich ist, da unterschiedliche Schriftarten verwendet wurden, zeigt das Relief der beiden in Zuchering erhaltenen Denkmäler (vgl. Nr. 329), vor allem bei der Christusfigur auffällige Ähnlichkeiten bei der Ausführung. Der Steinmetz zeigt jeweils sehr muskulöse Christusgestalten und hat Probleme bei der richtigen Proportionierung der Gliedmaßen seiner Figuren, vor allem der Arme.

Paulus Laurentius von Presselhaw ist nicht nachweisbar, das Epitheton wohlgelehrt weißt auf einen akademisch gebildeten Mann hin, eine Ingolstädter Matrikel liegt jedoch nicht vor. Auffällig ist der ledige Schild an prominenter Stelle des Denkmals, der auf eine geringe Kenntnis von Auftraggeber oder Steinmetz über den Bestatteten schließen lässt.

Textkritischer Apparat

  1. In Kapitalis, gekürzt durch sog. Epigraphisches Kürzungszeichen.
  2. Sic!

Nachweise

  1. Kdm OBB I (Ingolstadt) 93.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 329 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0032906.