Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 324† Hohe Schule 1584

Beschreibung

Gedenkinschrift für Theodor Peltanus. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Mederer.

  1. Theodorus Peltanusa) vnus ex primis patribusb), qui virtute et doctrina claruerunt, et in hac academia omni literarum genere ornatus, quam maxime floruit. Post multos labores academiae et religionis caussac) consumtosd), post literas graecas, hebraicas et theologiam publice explicatas Ingolstadii, Augustae alienae saluti, conscriptis etiam libris, tanta felicitate et fructu se impendit, vt merito illud Ambrosianum poni possit: VIXIT ECCLESIAE, MORTVVS EST DEO. Obiit Augustae an(no) 1584. 2. Maii.

Übersetzung:

Theodor Peltanus, einer der ersten Väter, die für ihre Tüchtigkeit und Gelehrsamkeit berühmt waren, und er tat sich an dieser Akademie mit seiner alle Wissenschaften umfassenden Bildung soweit nur irgend möglich hervor. Nachdem er um der Hohen Schule und der Religion Willen viele Mühen ertragen und in Ingolstadt Griechisch, Hebräisch und die Theologie öffentlich gelehrt hatte, widmete er sich in Augsburg, nachdem er auch noch Bücher verfasst hatte, mit so großem Erfolg und Ertrag dem anderen Wohl, dass man das Wort des Ambrosius „Der Kirche hat er gelebt, Gott ist er gestorben“ zu Recht anwenden kann. Er ist in Augsburg im Jahre 1584 am 2. Mai gestorben.

Kommentar

Die Überlieferung der Gedenkinschrift für Theodor Peltanus liegt in zwei Fassungen vor. Eine Fassung überliefern Mederer und Oefele (Clm 1381 und Clm 2105), die andere Fassung stammt von dem Jesuiten und Historiker Philippe Alegambe, der die Inschrift für Peltanus in seine Bibliotheca Scriptorum Societatis Jesu übernahm. Ein Aufenthalt Alegambes in Ingolstadt ist nicht belegt. Er hat also vermutlich eine Abschrift benutzt und vielleicht überarbeitet1). Bei der Edition wird daher der Mederer-Text zu Grunde gelegt, obwohl auch er Schwierigkeiten bietet, denn Mederer fügt die Angabe S(ocietatis) I(esu) S(acro)S(anctae) Theol(ogiae) Doct(or) et Professor. Fuit hic in den Text ein. Vermutlich liegt hier eine verderbte Überlieferung vor und nur die Worte Fuit hic stellen die eigentliche Einfügung dar, wogegen der restliche Text auf dem Denkmal stand und nur im Druck der Mederschen Annalen versehentlich in der Type für Text statt der Type für Zitate gesetzt wurde. Das angebliche Ambrosiuszitat im Text für Peltanus ist für diesen Kirchenvater nicht zu belegen. Es stammt wohl aus einer der zahlreichen pseudo-ambrosianischen Schriften, konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Über das Werk Alegambes fand das Zitat Verbreitung in jesuitischen Schriften des 17. und 18. Jahrhunderts.

Theodor Anton Peltanus stammte aus Overpelt2). Nachdem er schon erste Studien in seiner Heimat absolviert hatte, bat er den Hl. Ignatius 1549 um die Aufnahme in den Jesuitenorden und war zunächst in Italien tätig. 1556 war er unter den ersten Jesuiten, die an die Hohe Schule kamen. Er immatrikulierte sich am 1. Juli 15563) und lehrte zunächst die Humaniora am Jesuitenkolleg, dann Griechisch an der Artistenfakultät, während er als erster Jesuit in Ingolstadt seine theologischen Studien abschloss. 1562 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und begann noch im selben Jahr dieses Fach zu unterrichten, gleichzeitig war er Berater des Vizekanzlers Martin Eisengrein. 1572 verließ er die Universität und wurde 1574 nach Augsburg versetzt. Dort war er vor allem als Herausgeber und Übersetzer bis dahin ungedruckter griechischer Werke tätig, sein Hauptwerk ist die Ausgabe der Akten des Konzils von Ephesus (431)4). Er verstarb am 2. Mai 1584 in Augsburg5).

Textkritischer Apparat

  1. S(ocietatis) I(esu) S(acro)S(anctae) Theol(ogiae) Doct(or) et Professor. Fuit hic Einfügung Mederer (s. dazu im Kommentar); S(acro)S(anctae) Theologiae Doctor die Handschriften.
  2. (monumentum in scola Theologica eidem positum hic describo) Einfügung Mederer.
  3. Sic, Schreibung vermutlich orientiert an Quintilian, Institutiones 1,7,20: s-Verdoppelung wie in der Zeit der Goldenen Latinität (Cicero, Vergil).
  4. consumptos AHG III, 11.

Anmerkungen

  1. Text Alegambe: Theodorus Peltanus societatis Jesu sacerdos, theologiae doctor, vnus ex primis illis patribus fuit, vir ominiscius (si quis nostra memoria) in hac academia floruit. Post multum sudorem et algorem in re dei, academiae, religionis consumptum, Ingolstadii post litteras graecas, hebraicas, theologicas publice explicatas, Augustae Vindelicorum scribit sua, convertit aliena, tanta felicitate et fructu, vt merito et possit illud poni Ambrosianum: vixit ecclesiae, mortuus est Deo. Moritur Augustae anno domini MDLXXXIV. 11. Maij.
    Theodor Peltanus, Priester der Gesellschaft Jesu, Doktor der Theologie, er war einer von den ersten patres der an der Akademie glänzte, ein allwissender Mann (so ist jedenfalls unsere Erinnerung). Nachdem er viel Schwitzen und Frieren um der Sache Gottes, der Hohen Schule und der Religion willen ertragen hatte, nachdem er in Ingolstadt die griechische Sprache, die hebräische und die Theologie öffentlich gelehrt hatte, schreibt er in Augsburg eigene Bücher und übersetzt fremde, mit so großem Erfolg und Nutzen, dass man das Wort des Ambrosius „Der Kirche hat er gelebt, Gott ist er gestorben“ zu Recht anwenden kann. Er starb zu Augsburg im Jahre des Herrn 1584 am 11. Mai.
  2. Overpelt, Prov. Limburg, Belgien.
  3. Vgl. Pölnitz, Matrikel 1556, 743,16. Zur Person vgl. auch Biographisches Lexikon 305f.
  4. Erschienen Ingolstadt 1576.
  5. Fejér, Defuncti 190, gibt als Sterbetag den 3. Mai an.

Nachweise

  1. AHG III, 11 fol. 199r; Clm 2105 fol. 306v; Clm 1381 fol. 97v; Alegambae, Bibliotheca 430; Mederer, Annales II, 5; Ostermair, II. Stadtviertel 15; Verdière, Université II, 45 (in französischer Übersetzung).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 324† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0032404.