Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 323† Hohe Schule 1584

Beschreibung

Gedenkinschrift für Caspar Franck. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel(?).

Text nach Mederer.

  1. Casparus Francusa), sacrosanctae theologiae doctor, professor et parochus ad diuum Mauritium, tam constans ecclesiae fideique Romanae propugnator quam acer ante fuit Lutheri spectatorb), postquam enim agnitis erroribus ad verae ecclesiae gremium se recepit, eandem stylo scriptisque egregie vindicavit. Omen fuit magni quondam futuri viri patronum Albertum Bauariae ducem, patrinum Ioannem Aegolphum Knörigerum episcopum Augustanum, fidei magistrum Martinum Eisengrein et cardinalem Hosium amicum habuisse. Obiit Ingolstadii anno 1584. 12. Martii.

Übersetzung:

Caspar Franck der hochheiligen Theologie Doktor, Pfarrer an St. Moritz, war ein so hartnäckiger Vorkämpfer der Kirche und des Römischen Glaubens, wie er vorher ein feuriger Anhänger Luthers gewesen war. Nachdem er nämlich seine Irrtümer erkannt hatte, und sich in den Schoß der wahren Kirche zurückgezogen hatte, trat er mit seinem Stift und seinen Schriften in außerordentlichem Maße für dieselbe ein. Ein Vorzeichen für die zukünftige Größe des Mannes war, dass er Albrecht Herzog von Bayern als Schutzherrn, Johann Egloff von Knöringen, Bischof von Augsburg, zum Paten, Martin Eisengrein als Lehrer des Glaubens und Kardinal Hosius zum Freund hatte. Er starb im Jahre 1584 am 12. März in Ingolstadt.

Kommentar

Caspar Franck stammt aus Ortrand2). Sein gleichnamiger Vater war zunächst Lehrer und dann in späteren Jahren Nachfolger des Johannes Mathesius als Superintendent in Joachimsthal. Caspar Franck wurde 1543 geboren und besuchte ab 1561 die Universität Wittenberg. 1565 wurde er zum Magister artium promoviert und zum Prediger ordiniert. Im selben Jahr ging er auf Bitten des Grafen Ladislaus als Prediger nach Haag3). Graf Ladislaus verstarb jedoch bereits ein Jahr später, die Grafschaft fiel an die Wittelsbacher, und die Bevölkerung hatte erneut ihr Bekenntnis zu wechseln. Martin Eisengrein wurde zur Rekatholisierung nach Haag geschickt, wo ihm Franck begegnete, ehe er Haag verlassen musste. Nach einem Zwischenaufenthalt in Joachimsthal ging Franck 1567 nach Ingolstadt und immatrikulierte sich als Student der Theologie. 1568 konvertierte er zum katholischen Bekenntnis. Seine Bekehrung wurde als öffentliches Schauspiel inszeniert, sie fand am Fest Pauli Bekehrung (25. Januar) im Münster zu Ingolstadt statt. Franck bekannte sich zum Katholizismus und wurde anschließend vom Eichstätter Bischof gefirmt, dann betrat er selbst die Kanzel und schilderte seine Beweggründe. Dieses Ereignis nimmt die Inschrift der Gedenktafel auf. Bereits einen Monat später empfing er die Priesterweihe und kehrte als katholischer Pfarrer nach Haag zurück. Er wurde Hofprediger und gehörte dem Geistlichen Rat des Herzogs an. In dieser Funktion nahm er an zahlreichen Religionsvisitationen teil. 1572 erhielt er die Pfarrpfründe der Ingolstädter Moritzkirche, um seine Studien fortsetzen zu können. 1575 ging Franck nach Italien, wo er seine Studien mit einem theologischen Doktorgrad abschloss4). Bei einem Romaufenthalt wurde er zum Apostolischen Protonotar und zum Lateranensischen Hofpfalzgrafen ernannt. Nach seiner Rückkehr 1578 übernahm er den Lehrstuhl seines Freundes und Förderers Eisengrein. Franck hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, zum größten Teil kontroverstheologische Schriften, aber auch pastorale Werke wie Predigtbücher. Erst 41-jährig starb er im Jahre 1584 und erhielt ein Epitaph und eine Grabinschrift in der Moritzkirche (vgl. Nr. 320, 321†, 322†)5).

Textkritischer Apparat

  1. S(ocietatis) J(esu) zusätzlich Clm 2105 und Clm 13811).
  2. sectator AHG III, 11, vermutlich richtig.

Anmerkungen

  1. Für einen Beitritt Francks zum Jesuitenorden gibt es keinen Nachweis, vermutlich hat Oefele bei seiner Abschrift S.J. falsch ergänzt, da die meisten Professoren, für die es Gedenkinschriften in der Hohen Schule gab, Jesuiten waren.
  2. Ortrand, Kreis Oberspreewald-Lausitz/Brandenburg.
  3. Haag, Reichsunmittelbare Grafschaft im Bayerischen Reichskreis (auf dem Gebiet der heutigen Landkreise Mühldorf, Erding, Freising und Ebersberg/OB.). Zur Grafschaft Haag vgl. HAB Altbayern I (Grafschaft Haag) passim.
  4. Am 19. März 1575 wurde er in Siena zum Doktor der Theologie promoviert vgl. Weigle, Doktorpromotionen Siena 222, Nr. 146.
  5. Biographisches Lexikon 129. Vgl. auch Räß, Convertiten II, 15-83.

Nachweise

  1. AHG III, 11 fol. 198v; Clm 2105 fol. 306r; Clm 1381 fol. 97v; Mederer, Annales II, 95; Ostermair, II. Stadtviertel 16.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 323† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0032305.