Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)
Nr. 320 Pfk. St. Moritz 1584
Beschreibung
Stifterinschrift auf dem Epitaph des Caspar Franck aus Ortrand. Innen, Nordseite, vierte Kapelle von Westen, Westwand. Vierteiliger Aufbau. Unterer Abschluss in geschwungenem Feld Frauenkopf, links und rechts Löwenköpfe mit Ringen im Maul, darüber, zwischen zwei stilisierten ionischen Halbpilastern, Schriftplatte (I) von zwei einfachen Leisten oben und unten begrenzt, auf der unteren Leiste Künstlerinschrift (II), darüber, über stark profiliertem Gebälk, gerahmt von zwei mit Arabesken geschmückten Leisten, Relief: vor einer Mauer mit Rundbogenfensterreihe rechts der Verstorbene im Superpelliceum kniend, den Rosenkranz in Händen, links auf einem Altartisch mit Jesusmonogramm im Strahlenkranz auf dem Antependium (V) Kruzifix mit aufgemaltem Titulus (IV), der Tisch und der Hintergrund des Kreuzes von reich verzierten Tüchern überdeckt, darüber, über einer mit Arabesken verzierten Leiste, eine weitere Leiste mit der Devise des Verstorbenen (III), darüber Volutengiebelauszug, in der Mitte das Vollwappen des Verstorbenen (VI) mit dem Prälatenhut als Oberwappen. Reste einer Fassung. Kalkstein.
Maße: H. 230 cm, B. 122 cm, Bu. 1,5 cm (I, II), 4 cm (III), 3,4 cm (V).
Schriftart(en): Kapitalis.
- I.
R(EVEREN)DO NOBILI ET MAGNIFICO VIRO, D(OMINO) CASPARO FRANCO ORTRANDO / MISNIO, PHILOS(OPHIAE) ET S(ANCTIS)S(IMAE) THEOL(OGIAE) DOCTORI AC PROFESSORI ORDINAR(IO) / PROTONOT(ARIO) APOSTOL(ICO) ET MAVRITIANAE HVIVS ECCLESIAE PAROCHO PER XII / ANNOS VIGILANTISSIMO FIDEI CATHOLICAE PROPVGNATORI MANGNANIMO PLV=/RIMIŚQVE SCRIPTIS ADVERSVS HAERETICOS NOSTRI SECVLIa) IN LVCEM EDITIS LON=/GE LATÉQVE CLARISSIMO, IV . ID(VS). MART(II) IN FESTO S. GREGORII PAPAE ANNO / SALVTIS MDXXCIVb). AETATIS SVAE XLI. MENSE V. DIE XI. IN CHRISTO / PIE DEFVNCTO MONVMENTVM HOC EX TESTAMENTO EXECVTO=/RES FRATREŚQVE HAEREDES POSVERVNT .
- II.
FRANCZ ZOGIA FECIT
- III.
VERITAS . VINCIT .
- IV.
I · N · R [ · I]
- V.
JE(SV)Sc)
- VI.
C(aspar)
Übersetzung:
Dem hochwürdigen, edlen und großartigen Mann, Herrn Caspar Franck aus Ortrand bei Meißen, Doktor der (freien) Künste und der heiligen Theologie und ordentlicher Professor, Apostolischer Protonotar und zwölf Jahre lang wachsamster Pfarrer dieser Kirche des heiligen Mauritius, dem tapferen Vorkämpfer des katholischen Glaubens, der mehrere Schriften gegen die Häretiker unserer Zeit veröffentlicht hat. Ihm, der weit und breit berühmt war, der an dem vierten Tag vor den Iden des März, am Feste des heiligen Papstes Gregor im Jahre des Heils 1584, im Alter von 41 Jahren, fünf Monaten und elf Tagen in Christus fromm verstorben ist, haben dieses Denkmal gemäß dem Testament die Verwalter und Brüder, die Erben, fromm gesetzt. (I)
Franz Zogia machte dies. (II)
Die Wahrheit siegt. (III)
Datum: 1584 März 12.
Persönliches Wappen des Caspar Franck1). |
Textkritischer Apparat
- Sic!
- Neulateinische Zahlzeichen.
- Monogramm, Nomen Sacrum IHS über dem Balken des H ein lateinisches Kreuz.
Anmerkungen
- Ein nach oben und ein nach unten offener Winkel verschränkt, im Schnittfeld ein C, an der Winkelspitze unten und an den Winkelkreuzungen rechts und links je ein Stern.
Nachweise
- DAEI, Pfarrarchiv St. Moritz, Akt v 272, Mederer, Geschichte (Ms.) p. 117; Mederer, Annales II, 95; Mederer, St. Moritz in: Unterhaltungsblatt (1873) 156; Kdm OBB I (Ingolstadt) 55; OA 68 (1931); Götz, Moritzkirche 26-28; Thieme/Becker 36, 546; Riedl, Bildhauerfamilie Tf. 5; Hofmann, Porträts 33-35; Koller, Grabsteine 124, 125 (Abb.); Steininger, Ille pater 193-195 (m. Abb.).
Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 320 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0032008.
Kommentar
Das von Franz Zoia signierte Werk ist das jüngste von drei heute noch in Ingolstadt erhaltenen, signierten Denkmälern dieses Meisters. Als einziges zeigt es ein klassisches Andachtsbild mit dem Betenden vor dem Kruzifixus. Auffällig in der Schriftgestaltung ist die durchgängige Verwendung vergrößerter Anfangsbuchstaben. Die Gemeinen wirken unruhig, da die Einzelbuchstaben nicht exakt ausgerichtet sind. Auch die Gestaltung der einzelnen Buchstaben schwankt stetig, so wird der Mittelbalken des F einmal mit einem Abschlussstrich versehen, dann wieder nicht, C ist häufig mit größerem oberen Bogenabschnitt versehen, aber auch dieses Gestaltungskriterium ist nicht durchgehalten, ebenso wenig findet sich der auffällige Zierstrich unten an der Cauda des G immer. Sogar die Strichstärke schwankt, dies wird besonders deutlich, wenn man die Deckbalken der T vergleicht. Insgesamt ist also zu sagen, dass der Steinmetz bei der Schrift keinen durchgängigen Gestaltungswillen erkennen lässt.
Die Stifter des Denkmals waren die beiden Brüder des Caspar Franck. Wie er von ihrem Vater, dem Superintendenten in Joachimsthal und Mitstreiter Luthers im evangelischen Glauben erzogen, hatten sie – wie ihr Bruder – die Rekonversion zur alten Lehre vollzogen. Ein Bruder, Christoph, beteiligte sich als Pfarrer an Rekatholisierungsmaßnahmen in Leoben in der Steiermark, der andere, Anastasius, war Advokat in Salzburg. Zu Caspar Franck vgl. Nr. 323†.