Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 302 Zuchering, Pfk. St. Blasius 1579

Beschreibung

Stifterinschrift auf dem Epitaph des Hermann Bötticher. Innen, Chorraum, Nordseite. Dreiteiliger Aufbau. Unten Abschluss durch einen Engelskopf, darüber Schrifttafel mit Inschrift (I). Neben der Tafel der Verstorbene kniend, vor ihm in ovalem Medaillon sein Vollwappen. Darüber Relief Auferstehung: In der Mitte Christus, die Siegesfahne in der Linken, die Rechte segnend erhoben, im Vordergrund schlafende und erwachende Soldaten, im Hintergrund Golgatha, am mittleren Kreuz eine Leiter lehnend, ein Reiter den Berg hinauf reitend. Halbrunder Auszug mit Inschrift (II).

Maße: H. 118 cm, B. 68 cm (Kdm).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

     HERMANNVS CONDOR TENVI ISTHAC BOTTICHER VRNAMEME INGOLSTATVM SVSTVLIT ANTE DIEMME NORTHVSA VETVS PETRO PATRE PVDICAa)MARGARIDA ERNESTA PROTVLIT IN MEDIVMHALBERSTADII TELLVS NVTRIVIT NAM PATER IST HICCANCELLOS CVRAT STEFFANE SANCTE TVOS

  2. II.

     A(NN)Ob) D(OMINI) · 1 · 5 · 5 · 8 · / NASCITVRc) · 1579 / MORITVR · 14 · IANVARII / EPITAPHIVM FECIT MOESTVSd) / PATERe) CANCELLARIVS HALBERSTAD(I) / ET POSVERVNT FIDI AMICI

Übersetzung:

Hermann Bötticher hält diese Urne verborgen, mich hat vor dem Tag Ingolstadt erhalten, Alt-Northusa1) durch den Vater Peter und die keusche Mutter Margarethe Ernst hervorgebracht, die Halberstädter Erde hat mich genährt, denn der Vater kümmerte sich dort um deine Schranken, o heiliger Stephan. (I)

Im Jahre des Herrn 1558 geboren, 1579 am 14. Januar gestorben. Dieses Epitaph hat der trauernde Vater, Kanzler zu Halberstadt2), machen und die treuen Freunde setzen lassen. (II)

Versmaß: Distichen. (I)

Wappen:
Bötticher3).

Kommentar

Hermann Bötticher (Peticher) war der Sohn des aus Nordhausen stammenden Fürstbischöflich Halberstädtischen Stiftskanzlers Petrus Bötticher und seiner ersten Ehefrau Margarethe, einer Tochter des Nordhausener Bürgermeisters Jobst Ernst4). Hermann hatte sich am 10. April 1578 an der Universität immatrikuliert5).

Textkritischer Apparat

  1. A verkleinert in C eingestellt.
  2. O verkleinert über A gestellt.
  3. Es folgt ein Doppelpunkt auf der Grundlinie und der oberen Begrenzungslinie als Kennzeichen des Abschlusses des Abschnitts.
  4. Zweites S verkleinert, wohl aus Platzmangel.
  5. Die beiden unteren Zeilen deutlich kleiner.

Anmerkungen

  1. Nordhausen/Thüringen.
  2. Halberstadt, Lkr. Harz/Sachsen Anhalt.
  3. Das Wappenbild ist nicht mehr deutlich erkennbar, das Oberwappen zeigt einen wachsenden Hund mit Halsband, auf dem Schild ist noch eine Schrägteilung mit dem laufenden Hund darauf erkennbar, ob sich hier ein Balken befand und unter dem Balken die für das Bötticherwappen nachgewiesenen Pfeile, kann nicht mehr nachvollzogen werden, vgl. Siebmacher Pr 96. Das Wappen ist schon früher als die preußische Verleihung nahelegt nachweisbar. Hermann Bötticher wurde am 24. Oktober 1563 von Maximilian II. in den Reichsadelsstand erhoben, gleichzeitig wurde ihm das Wappen verliehen, vgl. Bötticher/Pusch, Peter Bötticher 51-53 (Abdruck des Adelsdiploms, mit Angabe des Wappens).
  4. Vgl. Fromann, Collectanea Northusana IV, 282, und Bötticher/Pusch, Peter Bötticher, passim, dort wird als Sterbeort des Hermann allerdings Helmstedt angegeben vgl. a.a.O. 63; DI 86 (Stadt Halberstadt) Nr. 164(†).
  5. Pölnitz, Matrikel 1578, 1047, 38.

Nachweise

  1. Kdm OBB I (Ingolstadt) 93.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 302 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0030200.