Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 300† Hohe Schule nach 1578

Beschreibung

Gedenkinschrift für Rudolf Clenck. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Clm 2105.

  1. Rudolphus Clenckius, Saxo, sacrosanctae theologiae doctora), multarum linguarum peritus, postquam Moscaviam, Poloniam, Galliam et Italiam lustrasset ac Eystadii collegio episcopali aliquamdiu praefuisset, regens Collegii Georgiani, theologiam Ingolstadii docuit. In ea functione cum annos aliquot non sine eruditionis laude exegisset, concedens in Saxoniam evellendae haeresis causa moritur in patria et ut huic academiae perpetuo viveret, Georgianum Collegium duobus stipendiis, academiam verò bibliothecam ab Joanne Aegolpho a Knöring Augustanorum episcopo funcatumb) atque instructam auxit supellectili librorum maxima et lectissima.

Übersetzung:

Rudolph Clenk, Sachse, der hochheiligen Theologie Doktor, mit vielen Sprachen vertraut. – Nachdem er Russland, Polen, Frankreich und Italien bereist und das bischöfliche Kolleg in Eichstätt einige Jahre geleitet hatte, lehrte er in Ingolstadt als Regens des Georgianums Theologie. Als er in dieser Stellung einige Jahre unter beträchtlicher Anerkennung für seine Gelehrsamkeit verbracht hatte, starb er, als er sich wieder nach Sachsen begab, um die Häresie auszurotten, in der Heimat. Um für die hiesige Akademie weiter zu leben, vermehrte er mit zwei Stipendien das Collegium Georgianum, die Bibliothek der Akademie, die von Johann Egloff von Knöringen, Bischof von Augsburg gegründet und ausgestattet worden war, durch seine sehr große und erlesene Hausbibliothek.

Kommentar

Rudolf Clenk stammte aus einer lutherischen Patrizierfamilie in Bremen. Er hatte in Wittenberg, Königsberg, Rostock und Krakau studiert, dort konvertierte er zum Katholizismus und begann Theologie zu studieren. Nach ausgedehnten Reisen immatrikulierte er sich am 3. September 1557, bereits als Doktor der Philosophie, als Stipendiat des Herzogs von Bayern an der Universität Ingolstadt1). Zwischenzeitlich besuchte er die Universität Löwen, um dort den Grad eines Lizentiaten beider Rechte zu erwerben. 1559 begann er in Ingolstadt zu lehren. Er geriet in Konflikt mit den Jesuiten, die daraufhin seine Promotion zum Doktor der Theologie boykottierten. Auf Anordnung des Herzogs wurde er in ihrer Abwesenheit promoviert. 1564 verließ Clenk die Universität und wurde Regens des Willibaldinums in Eichstätt, Kanoniker der Domkirche und Domprediger. Vom Herzog zurückgeholt, folgte er 1570 Christian Kripper als Rektor des Georgianums nach und unterrichtete Dogmatik, Exegese und Kasuistik2). 1577 ging er zu Herzog Erich II. von Braunschweig nach Calenberg, um in der dortigen Kirche den Protestantismus zu bekämpfen3), von dort wurde er 1578 als Legat nach Köln zur Wahl des Erzbischofs entsandt. Er verstarb jedoch noch vor der Abreise am 6. August 1578 und wurde im Kloster Marienthal in Eldagsen begraben4). Er stiftete zwei Stipendien für Ingolstädter Bürgersöhne an das Georgianum aus Dankbarkeit, da ihn die Stadt freundlich aufgenommen hatte, und überließ bei seinem Weggang die Bibliothek der Universität5). Neben der Schenkung des Simon Thaddäus Eck war diese Büchersammlung im 16. Jahrhundert die wichtigste Zustiftung zur Knöringenschen Bibliothek, die den Grundstock der Bibliothek der Hohen Schule und der heutigen Bibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität bildet. In Ingolstadt ist neben der Gedenktafel auch eine Hausinschrift (vgl. Nr. 294†) überliefert.

Für Rudolf Clenk ist eine Leichenpredigt überliefert6).

Textkritischer Apparat

  1. et zusätzlich AHG III, 11.
  2. fundatam sicher richtig, AHG III, 11 und Clm 1381.

Anmerkungen

  1. Zur Person Biographisches Lexikon 71f.; zur Matrikel Pölnitz, Matrikel 1557, 756,41. Einige biographische Daten scheinen nicht gesichert zu sein, da sie in den Biographien abweichen, die Darstellung hier folgt der im Biographischen Lexikon. Vgl. auch Pfleger, Rudolf Clenck, passim.
  2. Vgl. Schmid, Georgianum 40f.
  3. Vgl. dazu Schellhass, Rudolf Clenck passim.
  4. Eldagsen, Lkr. Hannover/Niedersachsen. Das Grabdenkmal ist nicht erhalten. Freundliche Auskunft von Christine Wulf, Inschriftenkommission Göttingen.
  5. Schmid, Georgianum 40f.; Real, Stipendienstiftung 92-98.
  6. Wynick Heinrich Leichpredig / Bey der Catholischen Begräbnuß des ... Herrn Rodolphen Klencken .... Ingolstadt (David Sartorius) 1578.

Nachweise

  1. AHG III, 11 fol. 197r; Clm 2105 fol. 304v; Clm 1381 fol. 96v.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 300† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0030002.