Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 299 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1578

Beschreibung

Sterbeinschriften, Bibelvers und Künstlerinschrift auf dem Epitaph des Heinrich Langenmantel und seiner Ehefrau Ursula, geb. Tänzl. An der Südwand, westlich der Antoniuskapelle die dritte Platte. Vierteiliger Aufbau. Unterer Abschluss mit eingerolltem Zierelement, auf ihm die Künstlersignatur des Anton Zoia (IV), links und rechts zwei Vollwappen, darüber Schrifttafel mit Sterbeinschriften (III), links der Schrifttafel kniend der Verstorbene im Harnisch, zu seinen Füßen der Helm, vor ihm drei Söhne in Hose, Wams und Mantel, rechts die Ehefrau und eine Tochter ohne Mantel, kniend, Rosenkränze in den Händen, ein Sohn, Mutter und Tochter durch Kreuz als verstorben gekennzeichnet, darüber figurenreiches Relief: Christus fällt unter dem Kreuz, Veronika reicht ihm das Schweißtuch, umstanden von trauernden Frauen, beim Kreuz Henkersknechte, links der Centurio zu Pferd, im Hintergrund eine Stadt und Golgatha, rechts und links des Reliefs, je aus einer Vase emporwachsend, eine männliche und eine weibliche Herme, darüber auf dem Gebälk Jahreszahl (II), Auszug mit Volutengiebel, in der Mitte Schrifttafel mit Bibelvers (I), darüber Palmettenfries. Kalkstein.

Maße: H. 157 cm, B. 111 cm, Bu. 1,6 cm (I, III, IV), 2,5 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

     QVI VVLT VENIRE POST ME / ABNEGET SEMETIPSVM · ET / TOLLAT CRVCEM MEAMa) · ET / SEQVATVR ME: MAT(THEVS) CAP(ITVLVM) XIIIIb)

  2. II.

     · M · D · LXXVIII

  3. III.

     ANNO · DOMINI · 15 · <...>c) DEN <..> TAG <...> STARB · DER · EDEL · VND · / VEST · HAINRICH · LANGENMANTEL · F(VE)R(STLICH)d) · BAIRISCHER · RATH · VND · / OBERRICHTER · ALHIE · ANNO · DOMINI · <1581>e) DEN · <13> · TAG <MARCYY>f) STARB · DIE · EDEL · VND · TVGENTHAFT · FRAWg) · VR=/SVLA · LANGENMENTLIN · AIN · GEBORNE · TAENZLIN / SEIN · EHELICHE · HAVSFRAV · DEREN · SAMBT · ALL=/ER · ABGESTORBENER · SEELEN · GOTT · DER · / ALLMECHTIG · GNEDIG · VND · BARMHER=/ZIG · SEIN · WELLE · AMENh)

  4. IV.

     A(NTONIVS) · Z(OIA)i) · // · F(ECIT)j) ·

Übersetzung:

Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme mein Kreuz auf sich und folge mir. (I)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Nach Mt 16, 24. (I)
Wappen:
Langenmantel zum RR1), Tänzl von Trazberg2).

Kommentar

Die linear gebildete Kapitalis ist eher schmal ausgeführt.

Die Variante des Bibelspruchs (I) mit meam statt suam ist seit Johannes Chrysostomus immer wieder belegbar, eine Quelle kann daher nicht festgemacht werden.

Das Epitaph ist das einzige in Ingolstadt erhaltene, signierte Werk des Anton Zoia, des älteren Bruders, des Franz Zoia (vgl. Nr. 309). Er wurde 1577 als Bürger aufgenommen und legte 1578 sein Meisterstück vor, im gleichen Jahr schuf er das hier behandelte Epitaph. Danach verliert sich seine Spur. Aus einem Eintrag im Ratsbuch vom 10. Februar 1586 wurde erschlossen, dass Anton nach Wien übersiedelt sei3).

Heinrich Langenmantel wurde 1536 als Sohn des Wolfgang und der Ursula, geb. Baumgartner, geboren. Er immatrikulierte sich am 16. Dezember 1552 an der Hohen Schule4). Dann trat er zunächst in herzoglich bayerische Dienste. Er war von 1568 bis 1578 Oberrichter in Ingolstadt, resignierte diese Stellung dann aus gesundheitlichen Gründen und wurde 1582 zum Kastner in Landshut bestellt. In erster Ehe war er mit Ursula Tänzl, vermutlich einer Tochter des Kaspar Joachim und der Katharina, geb. Baumgartner, verheiratet5). In zweiter Ehe heiratete er dann Maria Jakobina Weber. Er verstarb 1591. Er hatte zwei Söhne Wolf Heinrich und Hans Sebastian6). Ostermair belegt darüber hinaus noch eine am 2. August 1579 geborene Tochter Anna Maria7).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Sic, die Kapitelangabe ist falsch.
  3. Ursprünglich Datierung in römischen Zahlen vorgesehen, MC eingeschlagen, später wieder ausgefüllt und Datierung in arabischen Zahlzeichen eingeschlagen.
  4. FR Kürzung zwischen Doppelpunkten.
  5. Unter 1581 ursprünglich M. C eingeschlagen, dann verbessernd ausgefüllt, darauf Worttrenner vor M wieder freigelegt und erste Haste des M für 1 benutzt.
  6. MARCYY in halber Buchstabengröße, ursprünglich wurde MARCTY eingeschlagen, dann das T zu einem zweiten Y verbessert.
  7. W aus verschränktem Doppel-V.
  8. Es folgen Reste eines aufgemalten, floralen Ornaments.
  9. Am linken Bogen.
  10. Am rechten Bogen.

Anmerkungen

  1. Siebmacher Bay 92.
  2. Siebmacher Bay 60.
  3. Riedl, Ingolstädter Bildhauerfamilie 2, 4f. Das Epitaph in Ferschnitz, Pol. Bez. Amstetten/NÖ. aus dem Jahr 1570, das ebenfalls von einem ANTONII . ZOIA . VENETVS . signiert wurde, kann nicht vom gleichen Bildhauer stammen, da der Ingolstädter Anton erst 1578 sein Meisterstück vorlegte und daher kaum 1570 bereits tätig gewesen und signiert haben kann. Aus dem gleichen Grund erscheint die Zuweisung des Praidtenhyllerepitaphs (vgl. Nr. 275) an Anton Zoia durch Hofmann unwahrscheinlich. Vgl. dazu Hofmann, Geschichte II, 954; zum Denkmal in Ferschnitz vgl. DI 10 (Niederösterreich 1, Amstetten und Scheibs) Nr. 58. Ein weiteres erhaltenes Werk eines Anton Zoia in Österreich ist das Epitaph des Abtes Georg Planck in Neuberg an der Mürz, Pol. Bez. Bruck-Mürzzuschlag/Stm., das zwischen 1584 und 1591 zu datieren ist; ob es dem Ingolstädter Anton zuzuordnen ist, muss unklar bleiben, jedenfalls ist es auch mit der Angabe OPVS ANTONII ZOIA V(E)N(ETI) gekennzeichnet, was eher für eineArbeit des Zoia von Ferschnitz spricht. Vgl. dazu Unger, Epitaphe 102-106.
  4. Pölnitz, Matrikel 1552, 696,14.
  5. Vgl. Hundt/Libius, Stammenbuch III, 684f., dort allerdings die Schwester Catharina als Ehefrau des Heinrich Langenmantel genannt.
  6. Vgl. Reinhard, Augsburger Eliten Lfd. Nr. 669, Ferchl, Behörden 512. Wolfgang Heinrich wurde Kanoniker und Kustos des Regensburger Domkapitels vgl. DI 95 (Stadt Regensburg III, Dom II) Nr. 598.
  7. Ostermair, Bürgerbuch I, 30.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 200v, Nr. 436; Cgm 3017 fol. 53r; Cgm 3368 fol. 83v; Clm 1533 fol. 378, 396 (nur Heinrich); StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 13f., Nr. 17; Thieme/Becker 36, 546; Kögerl, Garnisonskirche 57; Götz, Grabsteinbuch 94; Riedl, Bildhauerfamilie 3f., Tf. 1; Koller, Grabsteine 130, 131 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 299 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0029902.