Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)
Nr. 266 Neues Schloss 1569
Beschreibung
Gießerinschrift des Hildebrant Weigel auf einer Glocke im Glockenturm über dem Torbau1). Gießerinschrift (I) an der Schulter zwischen zwei Stegen, darunter Fries mit Akanthusblättern, unten durch einen Steg begrenzt. An der Flanke in einem Rundbogenmedaillon Kruzifixus zwischen Maria und Johannes, oben links und rechts neben dem Kreuz Sonne und Mond. Am Kreuz Spruchband mit Titulus (II). Die bildlichen Darstellungen zeigen deutliche Verwitterungsspuren, so ist nicht mehr zu erkennen, was in den Akanthusgirlanden dargestellt war.
Schriftart(en): Kapitalis.
- I.
AVSa) · DEM · FVER · FLOS · ICH · HILEBRANT · WEIGEL · GOS · MICH · 1569
- II.
INRI
Versmaß: Deutscher Reimvers.
Textkritischer Apparat
- Vor der Inschrift ein einzelner Steg, vielleicht ein missglücktes Kreuz.
Anmerkungen
- Für die photographische Aufnahme der Glocke sei Tobias Schönauer, Armeemuseum Ingolstadt, herzlich gedankt.
- Ebenfalls datiert 1569. Vgl. Seelig, Modell und Ausführung 45, Nr. 7. Für Auskünfte zur Glocke des BNM sei Raphael Beuing, Bayerisches Nationalmuseum München, herzlich gedankt.
- Bei Schmidt, Nürnberger Glockenbuch, ist Weigel nicht belegt.
Nachweise
- Jaeckel in Müller/Reissmüller Ingolstadt I, 240.
Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 266 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0026607.
Kommentar
Die Wörter der erhabenen, tief eingegossenen Inschrift werden durch kreisrunde Worttrenner auf der Zeilenmitte geschieden. Die Kapitalisbuchstaben sind eher breit ausgebildet, sie zeigen deutliche Serifen an den Schäften und Balken. M ist konisch gebildet, der Mittelteil bis auf die Grundlinie heruntergezogen. E zeigt deutlich verlängerten unteren Balken. O, C und G sind kreisrund, die Cauda des G ist auf den unteren G-Bogen aufgesetzt. Die Cauda des R ist geschwungen.
In Unterhaunstadt (vgl. Nr. 277) und im Bayerischen Nationalmuseum (Inv.-Nr. Me 58) findet sich je eine weitere Glocke des Hildebrant Weigel2). Die von Thieme/Becker postulierte Herkunft Weigels aus Nürnberg ist aus den Quellen nicht zu belegen3), die Angabe auf der Unterhaunstädter Glocke ZV . INGELSTAT . kann ein Hinweis darauf sein, dass Weigel 1570 in Ingolstadt ansässig war.