Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 256 München, Bayerisches Nationalmuseum
Ingolstadt, Stadtmuseum
1567

Beschreibung

Besitzvermerk bzw. Stifterinschrift auf den Löffeln aus dem Ratssilber (?). Heute im Bayerischen Nationalmuseum (Inv. Nr. R 1677 (I), Nr. 61/6 (II), 61/7 (III)), bzw. in Privatbesitz (IV, V, VI). Löffel IV als Dauerleihgabe im Stadtmuseum Ingolstadt, Löffel V verschollen. Stiele der Löffel dreieckig, die beiden Oberseiten mit den Inschriften. Die Inschrift I-II vom Stielende zur Laffe laufend, Inschrift III von der Laffe zum Stielende, bei Inschrift III Jahreszahl auf der Unterseite. Das obere, verbreiterte Ende des Stiels zeigt jeweils den Wappenschild mit dem Familienwappen des Genannten. Alle Löffel zeigen das Ingolstädter Beschauzeichen und das Meisterzeichen des Ingolstädter Silberschmieds Gregor Römisch1). Silber.

Maße: Länge des Löffels 13,8 cm, Länge des Stiels 10 cm, B. der Laffe 4,8 cm. Bu. 0,2cm - 0,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I.

     · HANNSa) · MAIR · VON · DER · GEMAIN / · VND STEVERHER · 1 · 5 · 73 ·

  2. II.

     STEFFAN · STENGLMAIR · DES · / EVSSERN RATHS VND STEVRHER 1573

  3. III.

     THOMA MILVECZb) STEVR/HER DES EVSSEREN RATS / 1574

  4. IV.

     · ALEXIVS GROMILLER · / STEVRHER VON DER GEMAIN 1577

  5. V.

     MICHAEL · DEMEL · DES · EVSSERN · RATHS · VND · STEVRHER · 1567

  6. VI.

     · LVCAS · DEMEL · DES · INNEREN · / RATHS · VND · STEVRHER · 1567

Wappen:
Mair2) (I), Stenglmair3) (II), Milvecz4) (III), Gromiller (IV)5), Demel (V, VI)6).

Kommentar

Die Löffelstiele zeigen eingravierte Inschriften in einer nicht besonders regelmäßigen Kapitalis. Worttrenner sind meist kleine Sterne, zu Beginn von Inschrift II auch eine Blüte.

Der Goldschmied Gregor Römisch ist in Ingolstadt von 1560 bis zu seinem Tod 1605 belegt. Er war für die Stadt auch als Visierer tätig. Kuhn weist für ihn als Werk außer zwei Löffeln nur mehr eine Patene für St. Sebastian nach7).

Der Verwendungszweck der Löffel ist nicht geklärt. Die Besitzer oder Stifter der Löffel gehörten teilweise dem Äußeren Rat an, teilweise nur der Gmain also der Bürgerschaft. Die Inschriften bezeugen, dass sie alle zum Zeitpunkt der Herstellung des jeweiligen Löffels das Amt eines Steuerherrn innehatten. Es ist daher davon auszugehen, dass die Stiftung oder Anschaffung der Löffel mit der Ausübung dieses Amtes im Zusammenhang stand. Unklar bleibt, ob sich die Löffel im Besitz des jeweiligen Steuerherrn befanden oder ob sie zum Ratssilber gehörten. Ebenso ist ungeklärt, ob die Steuerherrn die Löffel bezahlten oder die Stadt anlässlich der Ausübung des Amtes die Löffel herstellen ließ, auch eine kombinierte Lösung – Anschaffung durch die Stadt, Kostenübernahme durch den Amtsträger – ist denkbar. Die Löffel sind in den Silberverzeichnissen nicht zu identifizieren.

Lukas Demel war der Sohn des Michael Demel (s. u.) und der Margaretha, geb. Zanger. 1548 immatrikulierte er sich an der Universität. 1567 wurde er in den Äußeren Rat gewählt, vermutlich in der Nachfolge seines Vaters. 1571 gelingt ihm der Aufstieg in den Inneren Rat, er hatte öfter das Bürgermeisteramt inne und gehörte dem Inneren Rat bis zu seinem Tode an, nach den Ratslisten starb er am 15. März 1584. Er war mit Anna, geb. Angermiller verheiratet.

Michael Demel ist 1554 als Unterbaumeister und damit als Mitglied des Äußeren Rats belegt (RP 1554 f. 73r). Bei der Ratswahl 1548 wird Michael Demel neu in den Äußeren Rat gewählt. Er starb am 20. Februar 1568 immer noch als Äußerer Rat. Spätestens ab 1560 und mindestens bis 1567 war der als Vertreter des Äußeren Rats Spitalpfleger (vgl. StadtA Ingolstadt Urkunden B 508 und B 511). Er war zweimal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Margaretha, geb. Zanger, ging Lukas Demel, später Innerer Rat und Bürgermeister, hervor. In zweiter Ehe war er mit Walburga, geb. Dietherr, vermählt (Ostermair, Bürgerbuch I, 11). Für die Familie existierte ein von Caspar Dietrich gefertigtes Grabdenkmal in der Franziskanerkirche (vgl. Nr. 257†).

Alexius Gromiller war von 1580 bis 1596 Mitglied des Äußeren Rats.

Hans Mair ist vermutlich mit Hans Mair Detenhamer zu identifizieren. Er gehörte dem Äußeren Rat von 1579 bis zu seinem Tod am 31. Oktober 1583 an.

Thomas Muluezer (= Milvetz) ist 1553 als Mitglied des Äußeren Rats belegt. Er war mit einer Margaretha, geb. Sonner, verheiratet (vgl. Ostermair, Bürgerbuch I, 41). 1581 fasste ein Thomas Mülvetz, Äußerer Rat, sein Testament ab und änderte es 1587 nochmals (StadtA Ingolstadt Urkunde C 525). Im gleichen Jahr (1587) trat er in einer Urkunde als Verwalter der Allerheiligenmesse auf (vgl. StadtA Ingolstadt Urkunde A 230). 1588 nannten ihn die Ratslisten nicht mehr.

Stefan Stenglmair (Stanglmair) wurde 1567 in den Äußeren Rat gewählt, er stieg 1574 in den Inneren Rat auf und starb am 20. Dezember 1591 als Bürgermeister.

Textkritischer Apparat

  1. Zu Beginn der Inschrift Blüte.
  2. Zwischen C und Z eine kleine Einprägung, vermutlich ein Gravurfehler.

Anmerkungen

  1. Vgl. dazu Meininghaus, Goldschmiedemerkzeichen 145 (Beschauzeichen), 147 (Meisterzeichen).
  2. Privilegienbuch 1579, in schräggeteiltem Schild ein Panther.
  3. Ein Mann mit Hellebarde, abweichend zum Wappen im Privilegienbuch 1579, dort ein Löwe einen Pfahl haltend.
  4. Siebmacher Bg3 50, vgl. auch Privilegienbuch 1579.
  5. Das Wappen konnte nicht ermittelt werden.
  6. Privilegienbuch1564, ein oberhalber natürlicher Leopard.
  7. Kuhn, Goldschmiede 34f.

Nachweise

  1. Kuhn, Goldschmiede 34 (Löffel Mair); Kuhn, Nachträge 49 (Löffel Gromiller); Ingolstadt II, 28-31 (m. Abb. 17); Goldschmiedearbeiten 60, 104; Meininghaus, Goldschmiedemerkzeichen 147; Meininghaus, Löffel passim (Löffel Lukas Demel).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 256 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0025609.