Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)
Nr. 255 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1567
Beschreibung
Sterbeinschriften auf dem Epitaph des Michael Glück und seiner Ehefrauen Walburga, geb. Grabmann, und Richilla, geb. Scholnhammer. Pfeilerreihe zwischen Mittel- und nördlichem Seitenschiff, erster Pfeiler von Westen, Ostseite. Dreiteiliger Aufbau, unten an der Sockelleiste Jahreszahl (II), am Sockel Schrifttafel (III), darüber zwischen Pfeilern Relief, Taufe Jesu: Christus im Jordan stehend, die Hände vor der Brust gekreuzt, Johannes, halb kniend, übergießt ihn mit Wasser, darüber die Heiliggeisttaube schwebend, im Hintergrund Wald und Stadt sowie einige herbeikommende Männer, einer rechts mit Banner mit Lamm Gottes, in den Wolken darüber Gott Vater segnend, auf den Wolken Spruchband (I), darunter und in deutlich stärkerem Hochrelief, kniend, die Hände gefaltet mit Rosenkranz, mit Wappenschilden zu Füßen, links der Verstorbene, vor ihm ein Wickelkind, rechts die beiden Ehefrauen, alle in Mänteln mit Hängeärmeln, vor der zweiten Ehefrau ein Wickelkind. Im Auszug Volutengiebel mit zwei Wappen. Kalkstein.
Maße: H. 195 cm, B. 116 cm, Bu. 1,5 cm (I), 2,5 cm (II).
Schriftart(en): Kapitalis (I), Fraktur (II).
- I.
HIC EST FILIVS / MEVS DILECTVS IPSVM AVDITE LVCAE IX
- II.
Anno domini 15 <83>a) am <13>a) tag <des>b) monats <dezemer>a) Starb der Ernuest vnd / wolgeacht Michael glügkh F(ürstlicher) Rath vnd Castner alhie auch pfleger zu Ger=/olfing, Daruor anno 1534 . den andern tag Julij Starb sein erste hausfraw / walburg grabmannin von peilngrieß weyter anno 15 <..> Starb die Ern=/hafft Tugentsam Richilla scholnhamerin, sein andere hausfraw den all=/en wolle got genedig vnd Barmhertzig sein Amend)
- III.
1567
Übersetzung:
Dies ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. (I)
Bibel- und Schriftstellerzitat(e):
- Lc 9, 35 (I)1).
Glück2), Schölnhammer3), Grabmann (Beilngries)4). |
Textkritischer Apparat
- Später nur gemalt.
- des über der Zeile.
- Ohne Spatium.
- A mit weitem Zierschwung nach links.
Anmerkungen
- Zu erwarten wäre eigentlich Lk 3, 22.
- Siebmacher Bg3 45.
- Siebmacher Bg1 31.
- Siebmacher Bg1 24.
- Hofmann, Geschichte II, 952.
- Ferchl, Behörden 340.
Nachweise
- Clm 1533 p. 373; Oefeleana 44 Ingolstadt fol. 14r; Clm 2105 fol. 192r, Nr. 413; Cgm 3017 fol. 63r (nur Michael); Cgm 3368 fol. 86v (nur Michael); StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 16, Nr. 23; Kdm OBB I (Ingolstadt) 46; Kögerl, Garnisonskirche 40.
Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 255 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0025500.
Kommentar
Hofmann ordnet das Denkmal für Glück einer Gruppe von Monumenten zu, die zwischen 1560 und 1580 vermutlich in Ingolstadt entstanden sind5). Er zählt dazu die Denkmäler für Friedrich Staphylus (Nr. 243), für Georg Stern (Nr. 251) und für Hans Mair und seine Ehefrauen (Nr. 242). Inschriftenpaläographisch lassen sich nur die zwei letztgenannten mit dem Denkmal Glück vergleichen, da das Staphylusdenkmal keine Beschriftungen in Fraktur aufweist. Alle drei Denkmäler zeigen eine entwickelte Fraktur, wie sie um 1560 zu erwarten ist. Die Beschriftung ist jeweils über das gesamte querrechteckige Schriftfeld, das von zwei geschwungenen Ornamenten beseitet wird, verteilt. Die Beschriftung des Sterndenkmals zeigt dabei eine Tendenz zur Berührung von Einzelbuchstaben z. B. von b und e sowie d und e, die die beiden anderen Denkmäler nicht aufweisen. a ist durchgängig einstöckig. Nur das Denkmal Mair kennt, hier auch Formen mit eingekerbtem linkem a-Bogen, in einem Fall auch bei g. Gemeinsam ist allen drei Beschriftungen der stark verkürzte untere Bogen des g. Der Längsschaft des p ist besonders beim Denkmal Glück stachelförmig gebildet. Auffällig ist die Ausprägung der r-Formen, während das Denkmal Mair generell Bogen-r bevorzugt, ist im Denkmal Stern Bogen-r nur einmal als Schlussform verwendet, das Denkmal Glück benutzt ausschließlich Schaft-r. Generell ist paläographisch eine größere Nähe zwischen den Denkmälern Stern und Glück feststellbar. Das Denkmal Mair zeigt eine abweichende Formensprache.
Michael Glück war seit 1552 Kastner in Ingolstadt, gleichzeitig war er auch Rat in Ingolstadt, Pfleger von Gerolfing und Unterlandschreiber in Hirschberg. Nach Ferchl verstarb er am 12. Dezember 15836). Richilla Scholnhammer war vermutlich eine Tochter des Inneren Rats Sebastian Scholnhammer (verstorben 1534, vgl. Nr. 123†) und seiner Ehefrau Richilla. Für das Paar weist Ostermair jedoch nur zwei Söhne nach. Die Seltenheit des Vornamens Richilla lässt jedoch eine Verwandtschaft mit der Ehefrau Schollnhammers annehmen. Dass Richilla, die Ehefrau des Michael Glück, die Witwe Sebastian Scholnhammers gewesen ist, erscheint unwahrscheinlich, sie müsste dann ungewöhnlich alt geworden sein, da ihr Todesdatum auf dem Stein nicht nachgetragen wurde, sie also zum Zeitpunkt des Todes ihres dann zweiten Mannes 1583 noch gelebt haben muss. Ungewöhnlich wäre auch, dass sie mit ihrem Ehenamen aus erster Ehe, nicht aber mit ihrem Geburtsnamen genannt wird. So liegt nahe, dass es sich um eine Verwandte – eine Tochter oder Nichte aus der nächsten Generation gehandelt hat.