Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 253† Hohe Schule 1565

Beschreibung

Gedenkinschrift für Michael Wagner. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?).

Text nach Rotmar, Almae.

  1. Michael Wagnerus Rhetus, artium et sacrosanctae theologiae doctor. Multis annis dextre et cum fructu legendo sacrae praefuit cathedrae nec non pastor ad divum Mauritium fortiter oues, ne lupis praedae essent, tutatusa). Tandem cum partim valetudinis et aetatis, partim memoriae deficientis incommoda sentiret, relicta etb) professione et parochia ad canonicatum summae ecclesiae Frisingensis se contulit, vbi quieti consulendo et meditationibus piis vacando, ad exitum vitae perduravit. Obiit anno Christic) incarnatib) M. D. LXV. in summo ibidem Templo tumulatus.

Übersetzung:

Michael Wagner aus Rätien1), Doktor der (freien) Künste und der hochheiligen Theologie. Viele Jahre lang ist er durch seine heilsame und fruchtbare Vorlesungstätigkeit dem theologischen Lehrstuhl vorgestanden und hat als Hirte der Pfarrgemeinde St. Moritz seine Schäflein tapfer davor bewahrt, Wölfen zur Beute zu werden. Als er schließlich die Beschwerden, welche die allmähliche Schwächung teils der Gesundheit und Jugendkraft, teils des nachlassenden Gedächtnisses mit sich bringt, zu spüren bekam, zog er sich aus dem Lehrberuf und der Pfarrei zurück und wechselte auf ein Kanonikat am Hohen Dom zu Freising, wo er lebte, auf seine Ruhe bedacht und die Freiheit auf fromme Betrachtungen verwendend, beständig bis an sein Lebensende. Er starb im Jahre 1565 nach der Menschwerdung Christi und wurde ebenda im Hohen Dom bestattet.

Kommentar

Michael Wagner stammte aus Gerolfingen2). 1532 kam er nach Ingolstadt, 1540 wurde er ins Gremium der lesenden Magister aufgenommen. Anschließend studierte er Theologie. Er war ein Schüler Ecks, der ihn auch finanziell unterstützte. 1548 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert, anschließend übernahm er das Amt eines Dompredigers in Würzburg. Im Oktober 1553 kehrte er als Ordinarius und Dekan der Theologischen Fakultät nach Ingolstadt zurück. Wagners Lebenswandel gab schon in seiner Studentenzeit zu Klagen Anlass. Er hielt sich eine Konkubine und war dem Trunk ergeben. Seine Berufung in die Leitung zeigt den Zustand der Theologischen Fakultät nach dem ersten Rückzug der Jesuiten. 1556 wurde er zum Pfarrer von St. Moritz berufen3). 1562 ging er als Kanoniker nach Freising und verstarb dort als Mitglied des bischöflichen Rats am 5. Mai 1565. Im Jahre 1566 ließen ihm seine Erben an seinem Bestattungsort, dem Kreuzgang des Domes Mariae Geburt und St. Korbinian in Freising, ein Epitaph setzen4).

Textkritischer Apparat

  1. est folgt zusätzlich und wohl dem Ursprungstext entsprechend in den Handschriften.
  2. Fehlt in den Handschriften.
  3. Domini die Handschriften.

Anmerkungen

  1. Der Hesselberg liegt innerhalb des Limes; Wagners Geburtsort liegt also in der ehemaligen römischen Provinz Raetia secunda, freundlicher Hinweis von Uwe Dubielzig, München.
  2. Gerolfingen, VG Hesselberg, Lkr. Ansbach/Mfr.
  3. Vgl. Biographisches Lexikon 462; Kausch, Geschichte 36, 132.
  4. Vgl. DI 69 (Stadt Freising) Nr. 272.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 303r; Clm 1381 fol. 96r; Rotmar, Almae fol. 107v-108r.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 253† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0025302.