Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 225 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1560

Beschreibung

Stifterinschrift mit Sterbevermerk für die Grabtafel des Erasmus Nadler und seiner Ehefrau Anna, geb. Castner genannt Wildenauer. Innen, Nordseite. Querrechteckige Tafel mit Inschrift in neun und vier Zeilen, außen mit Bandornamenten verziert, unten in der Mitte zwei Wappen, damasziert und farbig gefasst. Steinätzplatte. Kalkstein.

Maße: H. 60 cm, B. 64 cm, Bu. 2 cm (I), 0,4 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    . D(EO) . M(AXIMO) . S(ACRVM) . / ANNAE CASTNERIN VIDVAE CASTIS(SIMAE) QVON=/DAM ERASMI NADLER, ILLVSTRISS(IMI). PRINCI=/PISa) FRIDERICI COMITISb) PALATINI RHENI ELE/CTORIS E(T)C(TERA) A CONSILIIS, ET AMBERGAE1) NARIS=/CORVMc) PROCANCELLARII CONIVGI; FOE=/MINAE INCOMPARABILI, PARENTI SVAE PI=/ENTISS(IMAE) LIBERI SVPERSTITES H(OC) M(ONVMENTVM) PIE-/TATIS ERGO, F(IERI) C(VRAVERVNT)d) // O(BIERVNT)e) HIC AMBERGAE AN(NO) D(OMI)NI M · D · / LIII M(ENSE) MARTIO, VIX(IT) ANN(OS) XLVI M(ENSIS) VIII / ILLA INGOLSTADII AN(NO) D(OMI)NI M · D · LX M(ENSE) / NO(VEMBRI)d) VIX(IT) ANN(OS) L · M(ENSEM) I ·

  2. II.

    F̣of) · // Tr ·

Übersetzung:

Gott, dem Allmächtigen geweiht. Der Anna Kastner, der überaus keuschen Witwe, einstmals Gattin des Erasmus Nadler, des Rats und Prokanzlers des durchlauchtigsten Fürsten Friedrich, Pfalzgrafen bei Rhein, Kurfürst usw. zu Amberg in der Oberpfalz1), der unvergleichlichen Frau, ihrer allerfrömmsten Mutter, ließen die überlebenden Kinder dieses Denkmal der Frömmigkeit errichten. Sie sind gestorben, dieser zu Amberg im Jahre des Herrn 1553, im Monat März, er lebte 46 Jahre und acht Monate. Jene zu Ingolstadt im Jahre des Herrn 1560, im Monat November, sie lebte 50 Jahre und einen Monat.

Wappen:
Nadler2), Wildenau, gen. Kastner auf Schirnitz3).

Kommentar

Die im Steinätzverfahren gefertigte Platte ist von einem Ätzkünstler mit den Initialen Fo evtl. auch Jo Tr. Er konnte bisher nicht identifiziert werden.

Erasmus Nadler war der Sohn des Nürnberger Ratsconsulenten Dr. Ulrich Nadler4). Seine Frau Anna war eine Tochter des Hans Castner genannt Wildenauer und – laut Cgm 2290/4 – der Anna Möringer. Erasmus Nadler und Anna heirateten 15335). Sie hatten drei Söhne Hieronymus, Rat Albrechts V.6), Sebastian, Kastner in Ingolstadt (1573-1579)7) und Aegidius, Rat und Kanzler des Fürstbischofs von Passau8).

Textkritischer Apparat

  1. I in C eingestellt.
  2. O in C eingestellt.
  3. S-I Verschränkung.
  4. Letzte Zeile zentriert.
  5. Neue Zeile nach weitem Abstand.
  6. Lesung des ersten Buchstabens unsicher, evtl. auch J.

Anmerkungen

  1. Amberga Nariscorum. Amberg in der Oberpfalz, vielleicht auch als Amberg im Nordgau zu übersetzen. Der Zusatz Nariscorum zur Unterscheidung vom damals ebenfalls wittelsbachischen Amberg im Landkreis Unterallgäu/Schw. Abgeleitet ist der Begriff von einem bereits in der Germania des Tacitus (42,1) unter dem Namen Barista erwähnten Volksstamm. Humanistischer Einfluss bei der Auswahl der näheren Bestimmung ist anzunehmen. In Amberg ist die Bezeichnung inschriftlich nicht nachweisbar. Herzlicher Dank für zahlreiche Informationen an Wolf Armin Freiherr von Reitzenstein, München und Franz X. Hermann, Würzburg.
  2. Siebmacher Bay A1 21.
  3. Siebmacher Bay 64.
  4. Will, Nürnbergisches Gelehrten-Lexikon III, 3f.
  5. Vgl. Cgm 2290/4 fol. 93, zu den Costner, gen. Wilden Auer vgl. Glass, Costner, gen. Wilden Auer passim. Für Hinweise zu Anna Costner sei sehr herzlich Herrn Kurt Kastner, Karlsbad gedankt.
  6. Vgl. Lanzinner, Fürst, Räte 380.
  7. Vgl. Ferchl, Behörden 340, hier noch ein Bruder Heinrich genannt, vermutlich Verwechslung mit Hieronymus.
  8. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 701.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 374; Oefeleana 44 Ingolstadt fol. 12r; Clm 2105 fol. 189r-v, Nr. 406; Cgm 3017 fol. 51r; Cgm 3368 fol. 82v; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 9, Nr. 6; Kögerl, Garnisonskirche 69f.; Götz, Grabsteinbuch 96f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 225 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0022506.