Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 199 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1549

Beschreibung

Sterbeinschrift auf dem Wandgrabmal des Wolfgang Peysser junior. Pfeilerreihe zwischen Mittel- und südlichem Seitenschiff, erster Pfeiler von Westen, Ostseite. Dreiteiliger Aufbau. Unten auf Rollwerkkonsolen und einem Rankenornament ruhend, querrechteckige Tafel mit Inschrift (I), links vier männliche, rechts zehn weibliche Familienmitglieder, darüber kleine Schrifttafel mit Inschrift (II), darüber zwischen reich mit Arabesken ornamentierten Pilastern Relief: im Hintergrund eine Nische in Renaissancearchitektur, davor ein Engel, er hält eine Schrifttafel, hinter ihm, auf einem Podest unter einem Rundbogen stehend, hält ein kleinerer Engel zwei Wappen, darüber Gebälk mit Rankenwerk und Volutenornamentgiebel. Kalkstein.

Maße: H. 167 cm, B. 75 cm, Bu. 1,8 cm (I), 1,2 cm (II).

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    Do man zelt 1549 den 24 May / Ist in Gott verschiden der Ernvest / Vnd Achpar Wolffgang Peysser / alhie gewessner Fürstlicher Zollner / Vnd Radt Gott wölle Ime vnd / Allen glaubigen Seellen genedig / vnd Barmhetziga) sein vnd ein / Fröliche vrstendt verleihen Amen

  2. II.

    Den so durch das gesetz die gerechtigkeit kumbt / So ist Christus vergeblich gestorben Gala(ter) 2

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Gal 2, 21. (II)
Wappen:
Peysser1), Greif2).

Kommentar

Die Inschrift zeigt als erste in Ingolstadt eine voll ausgeprägte Fraktur in einer bereits wieder stilisierten Form. Leitbuchstaben wie einstöckiges a zeigen einen eingeknickten linken Bogenabschnitt, ebenso o und rundes d, die Unterlänge des p ist zu einem kurzen Stachel umgestaltet.

Die Wahl des Zitats aus dem Galaterbrief, das mit Luthers Übersetzung genau übereinstimmt, und direkten Bezug zu Gerechtigkeit, Gesetz und ihre Nutzlosigkeit in Bezug auf die Erlösung herstellt, ist für einen herzoglichen Beamten im streng katholischen Ingolstadt zumindest ungewöhnlich, es ist jedoch nicht bekannt, dass Wolfgang oder ein anderes Mitglied der Familie Peysser religiös auffällig geworden wäre.

Wolfgang Peysser war der Sohn des Professors Wolfgang Peysser und seiner Ehefrau aus der Burghausener Familie der Treyber (vgl. Nr. 126). Er immatrikulierte sich 1501 an der Hohen Schule3). Ab 1523 ist er als Mitglied des Inneren Rats nachweisbar, 1531 ist er einer der beiden Urwähler, scheidet aber im gleichen Jahr noch aus dem Rat aus, weil er das Amt des herzoglichen Zöllners in Ingolstadt annahm, das mit einer Ratsmitgliedschaft nicht vereinbar war4). Peysser war auch Spitalpfleger als Vertreter des Inneren Rats und Mitglied der Weinschenkenzunft5). Er war verheiratet mit Margarete aus der Ingolstädter Familie Greif6). Sie hatten zumindest einen Sohn Hilarius (vgl. Nr. 281).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Bg3 51.
  2. Bg3 46.
  3. Pölnitz, Matrikel 1501, 285,36, sicher die Matrikel Wolfgang des Jüngeren, da nach der Zahlungsangabe nihil der Vermerk folgt quia filius doctori.
  4. Vgl. Hofmann, Geschichte II, 84f. und Ferchl, Behörden 348.
  5. Vgl. Hofmann, Geschichte II, 115, 144 (Nr. 45) (Weinschenken).
  6. Vgl. StadtA Ingolstadt Urkunde C 101 vom 18. Dezember 1525 (Nachweis des Vornamens, Nachweis des Nachnamens über das Wappen).

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 371; Clm 2105 fol. 194v, Nr. 120; Cgm 3017 fol. 52r; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 23, Nr. 41; Ingolstädter Schützenbruderschaft 131; Kdm OBB I (Ingolstadt) 43; Kögerl, Garnisonskirche 97; Götz, Grabsteinbuch 97; Schädler, Epitaphe 65; Koller, Grabsteine 90, 91 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 199 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0019905.