Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 187 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1547

Beschreibung

Sterbeinschrift auf der Wappengrabplatte des Georg Schober. Innen, südsüdöstliche Chorkapelle, in der Südsüdostwand; – vermutlich bei der Kirchenrenovierung von 1851 – verschollen (Götz)1), später wieder aufgefunden. Hochrechteckige Platte, im eingetieften Feld Vollwappen. In den vier Ecken runde Medaillons mit Wappenschilden. Inschrift links oben beginnend, umlaufend, nach innen gerichtet. Kalkstein.

Maße: H. 181 cm, B. 91 cm, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

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Datum: 1547 März 19.

Wappen:
Schober2).
Schober2)Schramm(?)3)
unbekannt4)Fragner5)

Kommentar

Das Denkmal wird von Bornschlegel auf Grund schriftkundlicher Merkmale der Hering-Werkstatt zugeschrieben6).

Georg Schober war 1523 neben Ludwig Kunigsfelder einer der vom Herzog bestimmten Urwähler des Ingolstädter Rats und hatte vielerlei Ämter inne, darunter auch das des Bürgermeisters und des Kirchenpropstes der Kirche Zur Schönen Unserer Lieben Frau. Er war Mitglied der Weinschenkenbruderschaft. Georg Schober war Ingolstädtischer Landschaftsverordneter beim Landtag am 21. September 1539. Er wurde mit der Verwaltung der 100.000 fl. betraut, die der Landtag für den Ausbau der Festung Ingolstadt zur Verfügung stellte7). Er war verheiratet mit Elisabeth, geborene Schramm. Zusammen mit Elisabeth stiftete er ein Fenster für den inneren Kreuzgang der Franziskanerkirche (vgl. Nr. 104†). Sie hatten 16 Kinder, von denen neun das Erwachsenenalter erreichten8). Elisabeth (geb. 1497) heiratete den Ingolstädter Professor und späteren Leibarzt des Herzogs von Bayern und Rat des Bischofs von Passau, Georg Beham, gen. Spies. Für sie hat sich ein Denkmal im Passauer Domhof erhalten9). Anna (geb. 1498) heiratete den Augsburger Arzt Dr. Benedikt Fröschl, dessen Sohn Hieronymus zeitweise im Haus seines Großvaters Georg Schober heranwuchs und dessen Hausbuch eine Quelle für die Familiengeschichte der Schober darstellt10). Dr. Kaspar Schober (geb. 1504) studierte Jura, lehrte zeitweise Zivilrecht an der Hohen Schule, wurde Assessor am Reichskammergericht und Gesandter Karls V. in Brüssel, er starb 1531 in Speyer11). Barbara (geb. 1506) wurde Nonne in Niederschönenfeld. Margareta (geb. 1511) heiratete den kaiserlichen Sekretär Wolfgang Kesinger (vgl. Nr. 197†). Katharina (geb. 1513) heiratete den Ingolstädter Professor Nikolaus (II.) Everhard (vgl. Nr. 179†). Dr. Georg Schober d. J. (geb. 1514) (vgl. Nr. 226) folgte seinem Vater als Ratsherr und Bürgermeister in Ingolstadt nach. Dr. Thomas Schober, Kammergerichtsassessor in Speyer, Geheimer Hofrat Kaiser Ferdinands und Kaiser Maximilians II., starb am 26. März 1572 in Wien und wurde in St. Michael bestattet12). Magdalena (geb. 1520) war dreimal verheiratet, zunächst mit Dr. Caspar Fabricius, dann mit Sebastian Widmannstetter, dem sie sechs Kinder gebar, zuletzt mit einem steierischen Adeligen Namens Westendorfer13).

Textkritischer Apparat

  1. In der Ecke davor Wappen.
  2. Langes s gefolgt von Schleifen s.
  3. Es folgt ein Quadrangel mit einem Zierhaken.

Anmerkungen

  1. Götz, ULF 211.
  2. Siebmacher BayA1 25.
  3. Privilegienbuch 1493. Schrägrechtsgeteilt mit sechsstrahligem Stern in verwechselten Farben.
  4. Eine schrägrechtsgestellte Pflugschar.
  5. Siebmacher BayA1 12.
  6. Bornschlegel, Inschriften 46. Bei Reindl, Loy Hering, nicht erwähnt.
  7. Kleemann, Festung 25.
  8. Früh, bzw. ledig verstorbene Kinder nach Roth, Augsburger Jurist 75: Wolfgang (geb. 1499), Walburga, geb. 1500, Georg (I.) (geb. 1502), Gregor (geb. 1508), Johann (geb. 1509), Benigna (geb. 1516). Abweichende Angaben bei Ostermair, Bürgerbuch I, 60, dort werden Georg d. Ä. und Dr. Georg d. J. und ihre Frauen und Kinder nicht richtig geschieden.
  9. Vgl. DI 67 (Passau) Nr. 453.
  10. Vgl. Roth, Augsburger Jurist, besonders 1-14 und die genealogischen Angaben 74ff.
  11. Vgl. Biographisches Lexikon 30.
  12. Vgl. Roth, Augsburger Jurist 75 (zu Nr. 15) und Gschließer, Reichshofrat 95f. mit der Angabe, seine Herkunft sei unbekannt.
  13. Vgl. Roth, Augsburger Jurist 78.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 41r, Nr. 161; Oefeleana 300 p. 94; Cgm 3017 fol. 15r; Ostermair, Stadtpfarrkirche 50; Götz, Grabsteinbuch 57; Bornschlegel, Inschriften Abb. 6; Koller, Grabsteine 86, 87 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 187 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0018705.