Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 156 Franziskanerklosterkirche Mariae Himmelfahrt 1538

Beschreibung

Stifterinschrift auf dem Wandgrabmal des Christoph Langenmantel. Innen, Nordseite. Dreiteiliger Aufbau. Unten mit Greifen und Tritonen verzierter Sockel, rechts und links vorspringend, die Basen zweier mit Arabesken reich verzierter, oben durch ein Kompositkapitell abgeschlossener Halbpilaster, die die Inschriftentafel (I) rahmen, darüber ein Gebälk mit Zahnschnitt, das über den Pilastern zu zwei Kämpferkapitellen vorspringt, auf den Kapitellen links und rechts je ein von einem Putto gehaltenes, farbig gefasstes Vollwappen. In der Mitte halbkreisförmiger Auszug mit Zahnschnittleiste abgeschlossen, darüber eine Ziervolute. Im Auszug Inschrift (II) in querelliptischem Medaillon. Kalkstein. Farbige Fassung vermutlich des 19. Jahrhunderts.

Maße: H. 209 cm, B. 130 cm, Bu. 2,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. I.

    CLARISSIMOa) VIRO AC D(OMI)NO CHRISTOPH=/ORO LANGEMANTELb) IVRIS DOCTORIc), / CATHEDRALIS ECCLESIEd) FRISINGENSIS / CANONICO, ILLVSTRISSIMIQ(VE) PRINCIPIS / GVILIELMI BAVARIEd) DVCIS ETCE(TERA)e) A CON/SILIISf), ATQ(VE) EIVSDEM FILII PRINCIPIS / ALBERTI IMPVBERIS IN ACADEMIA / ANGELOPOLITANA PREFECTOd), FRATRI / GERMANO SVO PIJSSIMO FRATRES / SVPERSTITES HOC MONVMENTV(M) PIE=/TATIS ERGO POSVERVNTg). / MORITVR ANNO D(OMI)NI . M . D . XXXVIII . / XVII . MENS(IS) MAIJ AETATIS VERO SVAE / ANNO QVADRAGESIMO NONO MENSE X

  2. II.

    PSAL(MVS) LXXXVIII / MISERICORDIAS / DOMINI IN ETERNVMh) / CANTABOi)

Übersetzung:

Dem herausragenden Mann und Herrn Christoph Langenmantel, Doktor der Rechte, der Kathedralkirche zu Freising Kanoniker und des durchlauchtigsten Fürsten Wilhelm, Herzogs von Bayern etcetera, Rat und seines Sohnes, des unmündigen Fürsten Albrecht, Praefekt an der Akademie zu Ingolstadt, ihrem älteren, allerfrömmsten Bruder haben die überlebenden Brüder dieses Denkmal der Frömmigkeit gesetzt. Er starb im Jahre des Herrn 1538, am siebzehnten des Monats Mai, 49 Jahre und zehn Monate alt. (I) Psalm 88. Das Erbarmen des Herrn will ich in Ewigkeit singen. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Ps 89(88), 2. (II)

Datum: 1538 Mai 17.

Wappen:
Langenmantel von Sparrn1), Ilsung2).

Kommentar

Als Herkunftsort des Denkmals wird von der Literatur meist Augsburg genannt. Die Gestaltung der Schrift lässt eine solche Lokalisierung jedoch nicht ohne weiteres zu. Die Schrift orientiert sich an der klassischen Kapitalis, weist jedoch einige Eigenwilligkeiten auf, so die klassischem Schreiben widersprechende Kürzung von Q(VE) durch eine arabische Drei. Zudem werden die I mit Punkten versehen. Am auffälligsten ist die Wiedergabe von AE durch E mit einem Häkchen am unteren Balken des E. Vermutlich verdanken sich diese Eigenwilligkeiten der Vorlage, denn die letzten drei Zeilen, die das Sterbedatum beinhalten, geben AE in der herkömmlichen, ligierten Form wieder.

Christoph Langenmantel war der erstgeborene Sohn des Augsburger Bürgermeisters Georg (I.) Langenmantel und der Anna, geb. Ilsung3). Er immatrikulierte sich im Jahre 1500 noch als Minderjähriger an der Hohen Schule4). Wo er den Titel eines Doktors der Rechte erwarb, ist nicht bekannt. Ab 1515 war er Domherr zu Freising5). Unklar ist, ob er mit Christoph Langenmantel identisch ist, der 1518 Luther zur Flucht aus Augsburg verhalf6). Langenmantel kam vermutlich 1537 zurück nach Ingolstadt, als Herzog Albrecht V. dort seine Ausbildung begann7). Die als Stifter genannten überlebenden Geschwister waren wohl Sigmund Langenmantel, der 1545 als Landrichter zu Kehlheim nachweisbar ist8), Ulrich Langemantel, der 1540 Anna Meuting heiratete sowie Georg (II.) für den 1543 eine Eheschließung mit Ursula Wolf belegt ist9).

Textkritischer Apparat

  1. C vergrößert.
  2. Sic!
  3. I verkleinert zwischen Schaft und Cauda des R.
  4. Am E ein Zierhaken angesetzt, wohl als Zeichen für das ursprüngliche AE.
  5. Spiegelverkehrtes E mit T ligiert.
  6. ON-Enklave.
  7. Die nächsten drei Zeilen durch Abstand abgesetzt und zentriert.
  8. IN ETERNVM als ein Wort.
  9. Blattornament als Abschluss.

Anmerkungen

  1. Siebmacher BayA2 110.
  2. Siebmacher Si1 207.
  3. Reinhard, Augsburger Eliten, zu Georg Lfdnr. 667.
  4. Pölnitz, Matrikel 1500, 283,8.
  5. Vgl. Ebersberger, Freisinger Domkapitel 190.
  6. Luther selbst nennt Christoph Langenmantel Canonicus (vgl. WABr 1, 257f. Nr. 114). Die Augsburger Tradition nennt ihn Miles oder Senator.
  7. Albrecht V. kam im September 1537 auf Weisung seines Vaters Wilhelm IV. nach Ingolstadt und verblieb dort bis zum September 1544 (vgl. auch Nr. 158†), nach dem Tod Christoph Langenmantels wurde Wolfgang Hunger mit der Überwachung der Studien des künftigen Landesherrn betraut. Vgl. dazu Mederer, Annales I, 158-160 und 191-194.
  8. HAB Altbayern I, 64 (Kehlheim) 158.
  9. Reinhard, Augsburger Eliten, zu Georg Lfdnr. 667 K2: Georg II., K4: Ulrich.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 397; Oefeleana 44 Ingolstadt fol. 12v; Clm 2105 fol. 189v-190r, Nr. 407; Cgm 3017 fol. 51v; Cgm 3368 fol. 82r; StadtA Regensburg HVOR Ms. B. 23 p. 9f., Nr. 7; Rotmar, Annales fol. 99; Mederer, Annales I, 163f.; Kdm OBB I (Ingolstadt) 48; Götz, Grabsteinbuch 93f.; Schädler, Epitaphe 65f. (m. Abb.); Koller, Grabsteine 74, 75 (Abb.); DiB I.1 (Ingolstadt) CLXf. (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 156 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0015602.