Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 155† Hohe Schule 1536

Beschreibung

Gedenkinschrift für Johann Schröttinger. Ehemals in der Aula der Theologischen Fakultät. Holztafel (?)1).

Text nach Clm 2105.

  1. Joannes Schrötingerus ex Mercklin, acerrimus theologus, cuma) abditissima sacrae scripturae misteria publicè enarrare anno 1525, exorsus ad annum 1536 in gymnasio Ingolstadiensi perdurasset, non obtinuit ab episcopo Pataviensi ulterius ordinarium agere lectorem ob canonicatum in cathedrali ibidem templo nuper partum. Avulsus igitur vel invitus jubente praesule, tum ad regendam parochiam Pfarr Kirchensem, tum ad satisfaciendum canonicatuib) et potissimum, ut episcopi vicarium ageret in spiritualibus, anno 1536 academiam reliquit.

Übersetzung:

Johann Schröttinger aus Marktl, ein überaus scharfsinniger Theologe, begann im Jahre 1525 die tiefsten Geheimnisse der Heiligen Schrift in öffentlichen Vorlesungen zu erklären und nachdem er bis zum Jahre 1536 am Gymnasium zu Ingolstadt war, erhielt er vom Bischof von Passau, wegen des Kanonikats, das er kurz zuvor an der Kathedralkirche dort erhalten hatte, keine Erlaubnis mehr, das Amt des ordentlichen Lektors weiter zu bekleiden. Solchermaßen herausgerissen, verließ er, wenngleich gegen seinen Willen, im Jahre 1536 die Akademie, um auf Weisung des Bischofs bald die Pfarrei Pfarrkirchen zu leiten, bald die Verpflichtungen seines Kanonikats, zu erfüllen und vor allem um das Amt des Vertreters des Bischofs in den geistlichen Angelegenheiten zu versehen.

Kommentar

Johann Schröttinger2) stammte aus Marktl am Inn3). Er immatrikulierte sich am 20. September 1506 an der Hohen Schule. Nach seiner Aufnahme in das Konzil der Artistenfakultät 1515 war er Konventor an der Sonnen-, dann an der Lilienburse, von 1519 bis 1522 Regens des Georgianums4), anschließend Kollegiat am Collegium vetus. Im Jahre 1522 erwarb er den Grad eines Lizentiaten der Theologie und las – anders als die Gedenktafel angibt – ab diesem Zeitpunkt an der Theologischen Fakultät. 1533 erwarb er den Doktorgrad. Er ist 1536 urkundlich als Passauer Kanoniker belegt, war 1538–1540 Pfarrer von Pfarrkirchen5) und 1535 und 1536 Passauer Offizial für das Land ob der Enns6). Er verstarb 1549 in Passau, seine Grabinschrift befindet sich heute in der Ortenburgkapelle des Passauer Domhofes7).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. concionatui Clm 1381.

Anmerkungen

  1. Vgl. Einleitungskapitel 20.
  2. Zur Biographie vgl. Biographisches Lexikon 386.
  3. Marktl, Lkr. Altötting, so jedenfalls Biographisches Lexikon 386; Bosl, Bayerische Biographie 702, hingegen gibt Marktl, Pol. Bez. Braunau/OÖ. als Geburtsort an, ebenso Schmid, Georgianum 91.
  4. Vgl. Schmid, Georgianum 91f.
  5. Pfarrkirchen, Lkr. Rottal-Inn/NB. Vgl. Krick, Seelsorgevorstände 553.
  6. Krick, Domstift 60, 215.
  7. Vgl. DI 67 (Passau) Nr. 510.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 301r; Clm 1381 fol. 106v-107r.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 155† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0015503.