Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 134† München, Herzogliches Georgianum vor 1530

Beschreibung

Stifterinschrift des Epitaphs des Georg Schwebermair. Ehemals in der Kunstsammlung des Georgianums, davor bei einem Bauern in der Nähe von Ingolstadt, von dem es Andreas Schmid, der Direktor des Georgianums, 1893 erwarb, ursprünglich in der nordnordöstlichen Chorkapelle, der Johanneskapelle, der Kirche Zur Schönen Unserer Lieben Frau (Mederer); seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen, vermutlich bei der Bombardierung Münchens im Zweiten Weltkrieg mit dem Gebäude des Georgianums zerstört. Hochrechteckige Platte. Unten querrechteckige Schrifttafel, links und rechts mit Blattwerkranken, darüber in hochrechteckigem Feld Relief: der Verstorbene vor einem Schmerzensmann im Wolkenkranz: links ein angedeuteter Torbogen, davor im Gelehrtentalar mit Birett der Verstorbene kniend, betend, aufblickend zu einer von Wolken begrenzten Halbfigur des leidenden Christus mit der Dornenkrone, die Arme vor dem Körper gekreuzt, in der Rechten ein Rutenbündel, in der Linken eine Geißel haltend. Rechts zu Füßen des Verstorbenen ein Vollwappen. Kalkstein.

Beschreibung, Wappen und Text nach Abbildung bei Schmid.

Maße: H. 55 cm, B. 47 cm (Götz).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. D(EO) · O(PTIMO) · M(AXIMO) · / D(OMINO) GEORGIO SWEBERMAIR EX ALTHAIM / I REGENTI NOVI COLL(EGII) VII · RECTORI · III / STIPENDIATORVM FVNDATORI FELICI/TER POS(ITVM) ANNO D(OMI)NI · M · D <--- · XX · M(ENSE) IVNIOa)>

Übersetzung:

Gott dem Allmächtigen und Allgütigen. Herrn Georg Schwebermair aus Altheim, dem ersten Regens des Neuen Kollegs, der sieben Mal Rektor war, dem Stifter dreier Stipendien ist (dieses Denkmal) glücklich gesetzt worden im Jahre des Herrn 15.. am 20. Juni.

Wappen:
Schwebermair1).

Kommentar

Das Epitaph wird Loy Hering zugeschrieben2).

Georg Schwebermair aus Altheim3) immatrikulierte sich am 4. Mai 1484 an der Hohen Schule4). 1488 wurde er zum Magister promoviert und unter die lesenden Magistri aufgenommen. Obwohl er im Anschluss das Studium der Theologie aufnahm, gehörte er zeitlebens der Artistenfakultät an. Schwebermair bestimmte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Geschicke der Universität entscheidend mit. Er war sieben Mal Dekan der Artistenfakultät und acht Mal Universitätsrektor, warum die Inschrift ihn nur sieben Mal Rektor sein lässt, ist nicht klar. Außerdem war er mindestens von 1515 bis 1518 Universitätskämmerer. 1496 bis 1507 war er der erste Regens des Georgianums. Er musste dieses Amt 1507 aufgeben, weil er 1506 eine der Kollegiaturen am Collegium vetus erhalten hatte. Die Inschrift nennt ihn als Stifter dreier Stipendien. Er stiftete zwei Freiplätze und eine Benefiziatenstelle5). Schwebermair war bis zur Studienreform 1527 an der Universität tätig, dann zog er sich zurück6). Er starb im Jahre 1530. In der Grabinschrift, die vermutlich zu Lebzeiten Schwebermairs angefertigt wurde, ist nur der für die Kommemoration wichtige Todestag, nicht aber das Todesjahr nachgetragen.

Mederer gibt an, dass das Epitaph an der Wand angebracht war, und erwähnt eine weitere Platte für Schwebermair im Boden, ohne jedoch eine Inschrift zu überliefern.

Textkritischer Apparat

  1. MDXXX. VI. Junio Clm 2105 und Cgm 3017, anno Domini 1530, Iunii. Rotmar, Annales.

Anmerkungen

  1. Ein wachsender Hirsch nach links.
  2. Reindl, Loy Hering, Werkkatalog A 57, 325. Vgl. dort auch zur älteren Literatur.
  3. Altheim, Gde. Essenbach, Lkr. Landshut/NB.
  4. Pölnitz, Matrikel 1484, 129,26.
  5. Vgl. Schmid, Georgianum 36. Stiftungs- und Bestätigungsurkunde der offensichtlich testamentarisch veranlassten Stiftung, vgl. AHG I, 15 vom 4. April 1531 und AHG I, 16 vom 23. April 1531. Vgl. auch Real, Stipendienstiftungen 46-50.
  6. Vgl. Biographisches Lexikon 391f.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 37v, Nr. 150; Oefeleana 300 p. 87; Cgm 3368 fol. 30r; Cgm 3017 fol. 14r; Rotmar, Annales fol. 93; Mederer, Annales I, 139; Schmid, Georgianum 91, Abb. 28; Ostermair, Stadtpfarrkirche 21; Mader, Loy Hering 76; Götz, ULF 153; Reindl, Loy Hering 325 Nr. A 57 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 134† (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0013408.