Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 128 Regensburg, Historisches Museum der Stadt 1526

Beschreibung

Stifterinschriften auf den Wappenscheiben des Sixt Rösner (I) und seiner Ehefrauen Ursula, geb. Gemlich, und Dorothea, geb. Schober (II). Die Scheibe des Sixt Rösner seit 1891 im Museum Heylshof, Worms, zuvor in der Sammlung Vincent, Konstanz1). Die Scheibe der Ehefrauen heute im Historischen Museum der Stadt Regensburg, (Inv. Nr. K 2015/15). 1869 in die Sammlung des Historischen Vereins für Regensburg und Oberpfalz gelangt, zuvor im Besitz des Conrad Anselm Freiherr Lochner von Hüttenbach2). Beide vermutlich ursprünglich aus dem Inneren Umgang des Ingolstädter Franziskanerklosters3). Rösner-Scheibe (I) in kreisrundem weißen Feld auf einem nach vorne ausgebuchteten Podest zwei bekleidete Putti als Wappenhalter, einen Schild vor sich haltend. Außen auf der graublauen Randleiste links oben beginnend Umschrift, der Rest der Rahmenleiste mit Kandelabergrotesken gefüllt. Gemlich-Schober-Scheibe: in kreisrundem Feld auf einem seitlich vorspringenden, profilierten Podest zwei Putti als Wappenhalter, die an einem Band zwei schräggestellte Wappenschilde halten. In der Rahmenleiste links oben beginnende Umschrift, die rechts mittig endet, der Rest der Rahmenleiste mit Kandelabergrotesken gefüllt.

Maße: Dm. 27 cm (I), Bu 1,5 cm4).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. I.

    Sixa) · Rösner · / 1526b) ·

  2. II.

    Vrsula · Gemlichin · / Durotheaa) / · Schoberin · 1526 ·

Wappen:
Rösner5), Gemlich6), Schober7).

Kommentar

Die Scheiben tragen das Datum 1526, alle anderen Fenster des Kreuzgangs wurden jedoch in zwei Schritten 1514 und 1517 gestiftet. Es muss sich daher vermutlich um eine Nachstiftung (vielleicht für eine zerbrochene Scheibe) gehandelt haben, vgl. auch die Scheibe des Abtes Christoph Gerung von 1599 (Vgl. Nr. 369†). Als Herkunftsort der Scheiben belegte Schmitz Augsburg und die Werkstatt Jörg Breus d. Älteren8). Gast weist sie einer Augsburger Werkstatt zu, die im Umkreis Hans Burgkmairs d. Älteren und Jörg Breus d. Älteren tätig war9).

Sixt Rösner (Rosner) gehörte 1522 dem Äußeren, ab 1525 dem Inneren Rat an. 1531 ist er einer der beiden Urwähler10). 1534 löste Rösner einen Skandal in Ingolstadt aus, er stach am 4. März frühmorgens um 7 Uhr auf seinen Ratskollegen Sebastian Scholnhamer ein, der am gleichen Tag seinen Verletzungen erlag. Rösner floh aus der Stadt11). Er taucht jedoch in der Liste der Inhaber der Weinschenkengerechtigkeit von 1536 noch auf und besaß über dies das Salzkaufrecht12). Er war zweimal verheiratet mit Ursula, geb. Gemlich, und Dorothea, geb. Schober. Seine Tochter soll laut Ostermair mit Peter Apian verheiratet gewesen sein13).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. / kennzeichnet Bleistege.

Anmerkungen

  1. Vgl. CVMA Deutschland III, 1 (Oppenheim, Rhein- und Südhessen) 471, dort auch zur älteren Literatur.
  2. Vgl. VHVOR 26 (1869) 124.
  3. Ortsangabe nach der Abschrift Clm 1533.
  4. Für die Ermittlung der Buchstabenhöhe sei Karin Geiger, Historisches Museum der Stadt Regensburg, herzlich gedankt.
  5. Von Rot und Silber gespalten, ein Flug in verwechselten Farben.
  6. In Gold zwei abgewendete, unten miteinander verbundene schwarze Bockshörner, der Verbindungsbalken unten besteckt mit einem schwarzen Kreuzchen. Später führten die Gemlich auf einem Dreiberg einen wachsenden Steinbock im Wappen, vgl. Siebmacher Bg3 45. Ob es sich um eine andere Familie oder ein gebessertes Wappen handelt, ist unklar.
  7. Siebmacher BayA1 25, die Lilien liegen nur oben auf den Seitenlinien des Sparren, die unteren Lilien sind unter den Sparren in das Feld gesetzt, dies ist wohl der Technik der Glasmalerei geschuldet.
  8. Vgl. Schmitz, Glasgemälde 133.
  9. Vgl. CVMA Deutschland III, 1 (Oppenheim, Rhein- und Südhessen) 471, dort auch zur älteren Literatur.
  10. Hofmann, Geschichte II, 84f. Vgl. auch StadtA Ingolstadt Urkunde B 701 vom 3. März 1522 in der Sixt Rösner als Äußerer Rat genannt ist.
  11. Vgl. dazu auch die Urkunde StadtA Ingolstadt Urkunde C 687 vom 18. Mai 1534.
  12. Hofmann, Geschichte II, 114f. (Nr. 47).
  13. Vgl. Ostermair, Bürgerbuch I, 55 (abweichend der Vornamen der Schoberin mit Katharina angegeben), und Bürgerbuch II, 122. Dorothea müsste der Generation Georg Schobers des Älteren angehört haben, war also vermutlich seine Schwester. Biographisches Lexikon 15, nennt als Ehefrau Peter Apians jedoch Katharina Mosner.

Nachweise

  1. Clm 1533 p. 404; VHVOR 226 (1869) 124; CVMA Deutschland III, 1 (Oppenheim, Rhein- und Südhessen) 471.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 128 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0012806.