Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)
Nr. 104a Kronberg, Schloss Friedrichshof (1514)
Beschreibung
Stifterinschrift des Wolfgang Peysser und seiner Ehefrau Barbara, geb. Lenk, auf einer Wappenscheibe1). Heute in Schloss Friedrichshof2) in einem der Westfenster der Bibliothek museal eingebaut. Die Erbauerin des Schlosses, Kaiserinwitwe Viktoria, sammelte bereits unabhängig vom Schlossbau Glasgemälde; wie und wann die Wappenscheibe in ihren Besitz kam, bedarf noch der Klärung. Ursprünglicher Standort unbekannt. Vielleicht im Inneren Umgang des Ingolstädter Franziskanerklosters Mariae Himmelfahrt. Runde Wappenscheibe, im Feld auf gelbem Grund mit Rautenmuster Eheallianzwappen unter gemeinsamem Oberwappen (Peysser). Außen auf blauer Schriftleiste Umschrift, heute in falscher Reihenfolge angebracht. Schwarzlotbemalung.
Text nach Photo CVMA G 312/2.
Maße: Dm. 34 cm, Bu. 2 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
Wolfgang peysse(r)a) Inb) / Barbara lenckin sein / der ercznei doctor / Eleche hawsfraw
Peysser3), Lenk4). |
Textkritischer Apparat
- Kein Kürzungszeichen.
- / kennzeichnet Bleistege.
Anmerkungen
- Für den Hinweis auf die Scheibe und Hinweise zur Identifizierung des Wappens Lenk sei Daniel Parello, CVMA herzlich gedankt.
- Schloss Friedrichshof, Kronberg, Hochtaunuskreis/Hessen. Schloss Friedrichshof war der Witwensitz der deutschen Kaiserin Viktoria (1840-1901). Sie ließ es in den Jahren 1888-1894 errichten.
- Siebmacher Bg 3 51.
- Vgl. Adelslexikon VII, 274. Die Scheibe zeigt heute auf silbernem Dreiberg einen liegenden silbernen gesichteten Mond, darüber einen sechsstrahligen silbernen Stern. Vermutlich ist die grüne Farbe des eingeschliffenen Dreibergs verloren.
- Die Kandelabergrotesken an der unteren Leiste könnten sich einer Renovierung vor der Einfügung in das Bibliotheksfenster verdanken.
- Vgl. Adelslexikon VII, 273f.
- CVMA Deutschland III, 2 (Frankfurt und Rhein-Main-Gebiet) 291 vermutete noch eine Herkunft aus dem Mittelrheingebiet auf Grund des heutigen Standorts.
Nachweise
- CVMA Deutschland III, 2 (Frankfurt und Rhein-Main-Gebiet) 291, Abb. 241.
Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 104a (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k00104a5.
Kommentar
Die heutige Anbringung der Einzelfelder ist sicher nicht original. Zu erwarten wäre die Anordnung Wolfgang peysse(r) In / der erczenei doctor / Barbara lenckin sein / Eleche hausfraw. Unklar bleibt die Bedeutung des Wortrestes In. Am wahrscheinlichsten erscheint eine Ergänzung zu In[nern Rats]5). Peysser gehörte dem Inneren Rat seit 1514 an. Die Stifterinschrift ordnet Peysser, der ja auch seine Grablege in der bevorzugten Bürgergrablege, der Franziskanerkirche, wählte, in die Stadtgemeinde ein, unabhängig oder möglicherweise sogar in bewusstem Kontrast zu seiner Stellung als Professor der Universität. Vielleicht folgte die Stiftung im Zuge der ersten Verglasungskampagne (vgl. Nr. 104) im Zusammenhang mit Peyssers Berufung in den Rat. Bedeutsam ist die Scheibe für die Identifizierung von Peyssers Ehefrau. Sie war bisher allein über das kleine Wappen auf Wolfgang Peyssers Epitaph (vgl. Nr. 126) fassbar. Die Wappendarstellung zusammen mit der Stifterinschrift auf der Scheibe erlaubt nun eine Zuordnung der Ehefau zur schwäbischen Familie der Lenk von Burgheim6).
Als Herstellungsort der Scheibe kann Augsburg gelten7).
Zu Wolfgang Peysser vgl. Nr. 126.