Inschriftenkatalog: Stadt Ingolstadt

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 99: Stadt Ingolstadt (2017)

Nr. 32 Pfk. Zur Schönen Unserer Lieben Frau 1464

Beschreibung

Sterbeinschrift auf der Grabplatte des Kaplans Ulrich Gerstner. Innen, in der vierten nördlichen Langhauskapelle von Westen, Nordseite, im Boden, die westliche Platte. Hochrechteckige Platte. Umschrift, im Feld Ritzzeichnung eines Klerikers in Messkleidung, den Kelch in Händen, der Kopf auf einem Kissen ruhend. Abgetreten, geringer Bildverlust. Rotmarmor.

Maße: H. 208 cm, B. 94 cm, Bu. 9,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · m cccc · lx / iiii obijt · d(omi)n(u)s · Ulricus · Gerstner · Capellanus · hui(us)a) / Capelle · Sabbato · / ante · Esto · michi · Requiescat · yn · pace ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1464 starb Herr Ulrich Gerstner, Kaplan dieser Kapelle, am Samstag vor Esto mihi. Er ruhe in Frieden.

Datum: 1464 Februar 11.

Kommentar

Abweichend von den meisten anderen frühen Priesterdenkmälern, die die übliche Darstellungsform des den Kelch segnenden Priesters zeigen, wird Gerstner in der Ritzzeichnung mit dem Kelch in beiden Händen gezeigt. Diese Form der Darstellung verbindet sein Denkmal mit dem des 1478 verstorbenen Münsterpfarrers Gabriel Glesein (Nr. 48). Hofmann wies die Denkmäler deshalb einer gemeinsamen Werkstatt zu1). Der Schriftvergleich stützt diese Annahme nicht: zwar lassen sich durchaus gemeinsame Elemente entdecken z. B. das Schluss-s, das aus zwei gegeneinander gestellten c gebildet ist, diese verdanken sich aber wohl der gemeinsamen, streng normierten Form der Gemeinen der Gotischen Minuskel. Bei näherer Betrachtung zeigen sich Unterschiede in der Gestaltung: so sind beim Glesein-Denkmal die unteren und die oberen Buchstabenenden mit kleinen Dornen ausgestattet, die durch eine Einwölbung des spitz auf die Grundlinie treffenden Schaftes gebildet sind, auch bei Gerstner finden sich solche Dornansätze, hier sind die Schaftenden jedoch durchwegs gerade abgeschlossen. Bei den Einzelformen unterscheidet sich besonders deutlich r, bei Glesein ist gelegentlich ein Zierstrich an der r-Fahne ausgeführt, der bei Gerstner gänzlich fehlt. Auch die Anlage der Inschriften weist Unterschiede auf, die nicht auf die Herkunft aus einer Werkstätte schließen lassen. So sind beim Gerstner-Denkmal weit mehr verzierte Versalien verwendet, beim Glesein-Denkmal sind die Worttrenner meist als Doppelpunkte ausgeführt. Die Inschrift Gleseins wirkt in ihrer Anordnung insgesamt dichter, die Gerstners lockerer.

Ulrich Gerstner war der erste Inhaber des Sentlingerbenefiziums2).

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt ein Kreuz aus fünf Punkten.

Anmerkungen

  1. Vgl. Hofmann, Geschichte I, 719.
  2. Vgl. Hofmann, Geschichte I, 356.

Nachweise

  1. Clm 2105 fol. 37r, Nr. 148; Oefeleana 300 p. 86; Cgm 3017 fol. 13v; Ostermair, Stadtpfarrkirche 25f.; Kuhn, Nachlese 12; Götz, ULF 74f.

Zitierhinweis:
DI 99, Stadt Ingolstadt, Nr. 32 (Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di099m018k0003203.