Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 718 Ailringen (Gde. Mulfingen), kath. Pfarrkirche St. Martin 1621, 1629

Beschreibung

Spitzbogenportal und Quader mit Jahreszahlen sowie Wappentafel des Administrators des Hochmeistertums in Preußen und Deutschmeisters des Deutschen Ordens Johann Caspar von Stadion. Außen an der Südseite des Langhauses.

I. Spitzbogenportal. Reich profiliertes Sandsteingewände mit im Bogenscheitel überstabten Rippen. Auf der Stirnseite des Scheitelsteins eingehauene Jahreszahl, dazwischen Stz. nr. 591. Stein graubeige gestrichen, Schriftzeichen mit schwarzer Farbe nachgezogen.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

Maße: H. (Werkstück) 56, B. 100, Zi. 6–8 cm.

  1. 16//21

II. Quaderstein. Über dem Südportal, etwa 1 m unter der Dachtraufe. Sandstein, ringsum eingeputzt. Eingehauene Jahreszahl, darunter Stz. nr. 59. Die Fläche des Quaders ist durch graubeigen Anstrich vom weißen Verputz abgehoben, die Inschrift ist mit schwarzer Farbe nachgezogen.

Maße: H. ca. 20, B. ca. 30, Zi. ca. 8–10 cm.

  1. 1629

III. Wappentafel. Sandstein-Ädikula mit Segmentbogengiebel. Im Mittelteil zwischen mit Beschlagwerk verzierten Pilastern eine große Wappenkartusche; im Unterhang unter dem weit vorkragenden Gesims eine querrechteckige Schrifttafel mit vierzeilig eingehauener Inschrift. Farbig gefaßt: Schriftfeld weiß, Schrift schwarz nachgezogen. Farbfassung des beschädigten Wappens falsch.

Maße: H. ca. 200, B. 178, Bu. ca. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. GLORIA SIT / SOLI QVI REGIT / ASTRA POLI2) /
    . 1629 .

Übersetzung:

Ehre sei allein dem, der die Sterne des Himmels lenkt.

Versmaß: Pentameter, leoninisch gereimt.

 
Wappen:
Deutscher Orden (Hochmeister)/Stadion3.

Kommentar

Die Ziffernformen der drei Inschriften sind identisch, so daß, auch ohne den Ausweis des Steinmetzzeichens, dieselbe Hand erkennbar ist, der auch die Jahreszahl am Torbau des Ailringer Friedhofs (nr. 780) zuzuweisen ist. Die Ziffer 1 ist stets mit einem quadrangelförmigen Punkt versehen. Der Schaft ist unten gespalten, wobei der linke Teil eine Schlinge bildet. Die 2 ist z-förmig, die Bögen von 6 und 9 sind offen. Auch die I der Kapitalis tragen durchweg den Punkt, O und Q sind spitzoval. T hat einen auffällig breiten Deckbalken mit nach außen abgeschrägten Sporen.

Die Jahreszahlen dokumentieren den 1621 begonnenen und 1629 mit der Weihe abgeschlossenen Neubau der Pfarrkirche4. Über das Aussehen des Vorgängerbaus der 1292 erstmals bezeugten Kirche liegen keine Nachrichten vor. Der Deutsche Orden, der durch die Wappentafel als Bauherr in Erscheinung tritt, hatte das Patronat erst 1612 von Würzburg erhalten5.

Anmerkungen

  1. Zum Stz. vgl. Klemm, Baumeister 190 Nr. 533.
  2. Vgl. die – auch häufig inschriftlich verwendete – Devise Soli Deo gloria.
  3. Von Hochmeisterkreuz (Lilienkreuz zerstört) quadriert, 1/4. Deutscher Orden, 2/3. Stadion. Wappen des Administrators des Hochmeistertums in Preußen und Deutschmeisters des Deutschen Ordens Johann Caspar von Stadion (1627–42).
  4. Zur Baugeschichte vgl. Kdm. Künzelsau 60–62.
  5. Vgl. LdBW IV, 189.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2092 (Ortsbeschreibung Ailringen), Bericht v. Pfarrer Baur u. Schultheiß Bender, 1880.
  2. OAB Künzelsau 321.
  3. Strecker 27.
  4. Kdm. Künzelsau 62.
  5. Rauser, Mulfinger Heimatbuch 33 (nach Kdm.), 31 Abb. 12 (nur III.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 718 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0071804.